Was sind eigentlich Neobanken? Die wichtigsten Fakten im Überblick

Die Webseite der Neobank Revolut – das Unternehmen bietet auch noch weitere Services an. (Screenshot)
Das Wichtigste in Kürze über Neobanken
- „Neobank“ bedeutet so viel wie „Neue Bank“.
- Es handelt sich gewissermaßen um moderne Direktbanken mit Fokus auf wenige Dienstleistungen.
- Sie verzichten auf Filialen und spezialisieren sich auf moderne Features für eine technikaffine Zielgruppe.
- Besitzt eine Neobank eine Bankenlizenz oder kann über eine Partnerbank auf eine solche zugreifen, ist Dein Geld geschützt.
FinTech, Startups, Wirecard, Kryptos, Day-Trading, Neobanken – es ist verständlich, dass man bei all diesen Begrifflichkeiten den Überblick verliert und sich womöglich gar nicht mit den neuesten Trends der Finanztechnologie beschäftigen möchte. Sicherlich auch, weil in der Vergangenheit einiges schieflief: von milliardenschwerem Betrug (Wirecard) bis hin zu gehackten Kryptobörsen.
Kein Wunder, dass nicht wenige Menschen schon bei dem Wort Neobank skeptisch werden. Doch dahinter verbergen sich in erster Linie Banken mit ähnlichen Angeboten wie Deine Bank, bei der Du vielleicht schon seit Jahrzehnten Dein Konto hast.
Was sind Neobanken?
Die Bezeichnung „Neobank“ verrät bereits, worum es letztlich geht: Der Begriff setzt sich aus dem griechischen Wort „neo“ für „neu“ und dem englischen „bank“ zusammen. Es ist also von einer „neuen Bank“ die Rede. Neobank steht für eine digitale Bank, die ihre Dienstleistung ausschließlich online zur Verfügung stellt.
Eine Neobank verzichtet vollständig auf Filialen, stattdessen kommen moderne Technologien zum Einsatz. Dreh- und Angelpunkt ist bei den meisten Neobanken eine Smartphone-App, in der Du Deine Bankgeschäfte einfach und bequem erledigst. Das geht so weit, dass nur wenige Neobanken überhaupt einen Webseiten-Login fürs Online-Banking bieten. Apps fürs Handy oder Tablet sind hier ausschlaggebend.

Neobank heißt nicht, dass es nicht auch Kredit- oder Debitkarten gibt. Die kommen dann schon per Post oder liegen auf Wunsch digital vor. (Foto: N26)
Neobanken sind gewissermaßen Resultate der noch recht jungen Finanztechnologie-Branche (Fintech) und werden häufig auch „Challenger-Banken“ genannt. Denn sie konkurrieren natürlich, vor allem mit den übermächtigen, großen und etablierten Banken. Mit frischen Ideen und kundenfreundlichen Konzepten erfreuen sich Neobanken aber steigender Beliebtheit.
Unterschiede zwischen Neobanken und Direktbanken
Moment mal! Ist eine Neobank also eine Direktbank? Durchaus, aber es gibt Unterschiede. So besitzt eine Direktbank ebenfalls keine Filialen, setzt aber in der Regel unverändert auf Telefon- und Post-Dienste für die Kommunikation mit den Kunden. Bei Neobanken stehen die eigenen Apps im Fokus, über die sämtliche Aktivitäten ausgeführt werden und Du stets informiert wirst.
Der größte Unterschied zwischen einer Neo- und einer Direktbank ist allerdings, dass sich eine „neue Bank“ auf Kernprodukte wie Girokonto, Kredite, Aktienhandel oder mobiles Bezahlen konzentriert. Eine Direktbank dagegen möchte wie eine klassische Bank ein breites Spektrum an Dienstleistungen zur Verfügung stellen – von Kontoverwaltung bis zum Tagesgeld, zu Versicherungen oder gar zur Finanzierung des Eigenheims.
Während sich Direktbanken sehr an normalen Banken orientieren und ein breites Publikum ansprechen wollen, wagen Neobanken oft mutige Schritte: KI-Funktionen, Ausnutzen technologischer Möglichkeiten, Themen wie Krypto-Währungen, Aktienhandel in der App oder simpel zu bedienende Apps richten sich an eine technikaffine Zielgruppe und damit oftmals an ein jüngeres Publikum.
So gesehen könnte man jede Neobank als Direktbank bezeichnen, doch nicht jede Direktbank ist eine Neobank. Denn eine typische Direktbank überträgt das klassische Bankgeschäft ins Internet. Eine Neobank setzt auf vollständige Digitalisierung und neue Konzepte.
Welche Neobanken gibt es?
Der Markt an Neobanken wächst kontinuierlich – und daran wird sich in den nächsten Jahren nichts ändern. Denn es wird noch ein großes Wachstum in dem Bereich erwartet. Genauso sind Neobanken bestrebt, den bisherigen Platzhirschen Marktanteile abzujagen. Die größte Neobank in Deutschland N26 zeigt, wie erfolgreich man sein kann: Weit über 4 Millionen Kunden haben dort bereits ein Konto.
Die wichtigsten Neobanken sind:
- N26
- Revolut
- C24
- Trade Republic
- Vivid Money
- OpenBank
- Tomorrow
- Bunq
- Klarna
- Qonto
Vorteile von Neobanken
Dass eine Neobank letztlich „nur“ eine (Direkt-)Bank ist, nimmt vielleicht ein wenig die Angst vor diesen „neumodischen“ Entwicklungen. Darüber hinaus haben Neobanken konkrete Vorzüge, mit denen sie Jahr für Jahr mehr Kunden überzeugen können.
- Niedrige Gebühren: Gerade junge Neobanken werben mit attraktiven Konditionen wie dem Wegfall von Kontoführungsgebühren. Möglich ist dies durch den Verzicht auf Filialen und generell schlanke Unternehmensstrukturen.
- Schnelle Kontoeröffnung: Nahezu alle Neobanken erlauben das komplett online ablaufende Eröffnen eines Kontos. Teils ist das innerhalb weniger Minuten erledigt. Langes Warten auf einen Brief von der Bank gibt es nicht mehr.
- Innovationsfreude: Personalisierte Sparpläne, KI-unterstützte Budgetverwaltung und viele andere clevere Ideen setzen Neobanken ein, um Kunden zu gewinnen und ihnen hilfreiche Funktionen an die Hand zu geben. Neue Konzepte können viel schneller umgesetzt und zur Verfügung gestellt werden.
- Flexibilität: Für Smartphone- und technikaffine Menschen ist das Erledigen aller Bankgeschäfte via App ein großer Mehrwert – und das von jedem Ort der Welt aus.
- Konkrete Zielgruppen im Visier: Solo-Selbstständige, digitale Nomaden und andere eher spezielle Zielgruppen werden von Neobanken gezielt „abgeholt“ durch individuell zugeschnittene Dienstleistungen. Wer bei den großen Banken nicht die richtigen Angebote bekommt, wird bei den „neuen Banken“ vermutlich fündig.
- Sicherheit: Die Berücksichtigung aktueller Sicherheitsstandards, Video-Ident-Verfahren zur Verifizierung (Konto eröffnen) und Verwendung von biometrischer Authentifizierung sind bei den meisten Neobanken eine Selbstverständlichkeit.
Besonders überzeugen können Neobanken beim digitalen Komfort: schnell, gezielt und ohne Umwege zu den eigenen Finanzen ist die Devise. Dazu nutzen sie die Möglichkeiten moderner Technik in unseren Handys.
Nachteile von Neobanken
Du kannst es Dir sicherlich denken: Auch Neobanken besitzen ihre Schattenseiten, die vielleicht nicht allen potenziellen Ein- und Umsteigern gefallen dürften. Doch die für manche Leute relevanten Nachteile versuchen viele Anbieter zu umschiffen oder zu beheben.
Nachteile sind unter anderem:
- Digitale Beratung: Einen direkten Ansprechpartner vor Ort in einer Filiale gibt es natürlich nicht. Auf eine persönliche Betreuung musst Du verzichten. Sehr wohl aber gibt es bei allen Banken einen Kundenservice.
- Limitiertes Angebot: Benötigst Du ein allumfassendes Angebot an Finanzdienstleistungen, wird kaum eine Neobank Deine Bedürfnisse erfüllen können. Gerade in den Bereichen Versicherungen und Baufinanzierungen haben sie noch Nachholbedarf. Dieses existiert hier einfach nicht oder nur kaum.
- Bargeldeinzahlungen: Wie kann ich bei einer Neobank Geld einzahlen? Oft ist das kompliziert. Das ist bei einigen Banken über Umwege möglich, beispielsweise bei N26 an den Kassen ausgewählter Supermärkte.
- Ohne Technik, keine Bank: Fällt daheim Dein Internet aus, ist das Smartphone kaputt oder der Server der Bank nicht erreichbar, wird der Zugriff auf Dein Konto deutlich erschwert. Diese Abhängigkeit von Technik könnten ggf. weniger versierte Menschen als Nachteil empfinden.
Und da ist noch ein weiterer Aspekt: Nicht jede Neobank verfügt über eine eigene Bankenlizenz. Ist das problematisch?
Bankenlizenzen bei Neobanken
Eine Bank, die in Deutschland Bankgeschäfte (Kontoführung, Einlagen, Kredite usw.) anbieten möchte, benötigt eine Lizenz dafür. Diese erhält sie von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Eine Vollbanklizenz erlaubt es einer Neobank, alle Dienstleistungen einer klassischen Bank anzubieten. Bei einer Teilbanklizenz sind ausgewählte Services möglich. Besitzt eine Neobank eine der beiden Lizenzen, gilt für sie die gleichen gesetzlichen Einlagensicherungen wie bei einer konventionellen Bank.

Dein Geld ist bei einer seriösen Neobank abgesichert. (Foto: N26)
Einige Neobanken verfügen allerdings über keine eigene Lizenz, stattdessen verlassen sie sich auf Partnerschaften mit anderen Banken mit eigener Lizenz. Das sogenannte „White Label Banking“ oder „Banking-as-a-Service“ könnte nachteilig für Kunden sein, wenn zum Beispiel diese Partnerbank Insolvenz anmeldet, Konditionen verändert oder im Nicht-EU-Ausland ihren Sitz hat.
Gesetzliche Einlagensicherung bei Neobanken
Die gute Nachricht ist: Jede in Deutschland aktive Neobank mit Lizenz oder mit einer lizenzierten Partnerbank ist dazu verpflichtet, an einem gesetzlichen Einlagensicherungssystem teilzunehmen.
Konkret bedeutet dies: Dein Guthaben auf dem Konto einer Neobank (Giro, Tagesgeld, Festgeld…) ist bis zu 100.000 € geschützt. Bei Gemeinschaftskonten summiert sich der Schutz aller Kontoinhaber – bei drei Inhabern beispielsweise auf bis zu 300.000 €.
Die 100.000 € gelten nur für eine Bank. Besitzt Du also bei Bank X ein Konto und bei einer Neobank mit Partner-Lizenz von Bank X ein weiteres Konto, summieren sich die Guthaben im Fall einer Pleite von Bank X. Daher auch unsere Empfehlung vorab zu prüfen, welche Bank womöglich hinter einer Neobank steckt.
Hat eine Neobank ihren Hauptsitz außerhalb Deutschlands, aber innerhalb der EU, gilt ebenfalls die gesetzliche Einlagensicherung – dann aber von dem jeweiligen Land. Der Schutz liegt auch hier häufig bei 100.000 €. Besitzt eine Neobank keine EU-Lizenz (Großbritannien oder ein anderes Nicht-EU-Land), gibt es im schlimmsten Fall keinen Schutz. Dann ist Vorsicht geboten.
Bewusst solltest Du Dir auch sein, dass Aktien, Fonds, ETFs oder Kryptowährungen nicht durch eine Einlagensicherung abgedeckt sind! Dies gilt aber auch für herkömmliche Banken. Hier spielt also eine gültige Banklizenz eher keine Rolle.
Konventionelle Bank, Direktbank, Neobank – welche ist die Richtige für mich?
Die Frage, welche Bank für Dich geeignet ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Favorisierst Du das persönliche Gespräch und das klassische Angebot einer Bank, ist für Dich die konventionelle Bank (bzw. Sparkasse, Volksbank, Deutsche Bank etc.) nach wie vor die beste Wahl. Bist Du offen für Neues und interessierst Dich auch für Themen abseits des Girokontos, etwa Krypto-Trading, dann könnte eine Neobank für Dich geeignet sein.
Aber: Gerade die großen Banken und die Direktbanken bereiten den Neobanken zunehmend Paroli. Das Online-Geschäft wird modernisiert und ähnlich konzipiert wie das der „neuen Banken“. Zugleich steigt der Konkurrenzdruck zwischen den bekannten Neobanken und weiteren Newcomern – auch aus dem EU-Ausland. Das ist für uns Kunden durchaus von Vorteil, denn so sind die Banken bemüht, die Attraktivität ihrer Angebote weiter zu steigern.
Letztlich ist eines wichtig und gut zu wissen: Besitzt eine Neobank eine Bankenlizenz oder eine Partner-Bank, ist Dein Geld bis zu 100.000 € sicher. Es liegt also an Dir, ob Du es mal mit einer Neobank versuchst, die vielleicht reizvollere Konditionen bietet als Deine alte Hausbank.
Wie so oft gilt: Vergleichen lohnt sich. Nur so kannst Du die für Dich beste Bank mit den niedrigsten Preisen und besten Dienstleistungen finden.