Barrierefreiheit beim Telefonieren

Echtzeit-Chat bei Anrufen: Dieses Feature bekommen jetzt alle Smartphone-Nutzer

Am 28. Juni startet mit dem Echtzeit-Chat ein neues Feature in allen deutschen Netzen und auf allen Smartphones. Dieses Feature bringt auf Wunsch einen Chat in jeden Anruf, bei dem man schon mitlesen kann, während der Gesprächspartner noch tippt und soll für mehr Barrierefreiheit sorgen. Die Art der Einführung durch die deutschen Netzbetreiber hat aber einen üblen Beigeschmack.
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Während eines Anrufs chatten? Das ist ab dem 28. Juni mit RTT möglich. (Bild von Liz Bravo von Pixabay)

Das Wichtigste in Kürze

  • Real Time Text (RTT) bietet auf Wunsch einen schriftlichen Kanal für alle Anrufe.
  • Das Feature startet am 28. Juni bei allen deutschen Netzbetreibern und ist unter Android und iOS verfügbar.
  • Es entstehen keine zusätzlichen Kosten und die Daten fließen über das Mobilfunknetz.

Ab dem 28. Juni startet für alle deutschen Smartphone-Nutzer ein neues Feature. Real Time Text (RTT) wird von den vier Netzbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica (O₂) und 1&1 ab diesem Datum in ihren Netzen unterstützt.

Das Feature erlaubt es Gehörlosen und Menschen mit Sprachbeeinträchtigungen, sich niedrigschwellig mit anderen Menschen zu verständigen und kann auch in Situationen nützlich sein, in denen Du nicht laut sprechen möchtest.

Wie funktioniert RTT?

Mit RTT kannst Du während eines Anrufs mit Deinem Gesprächspartner auch schreiben und zwar direkt in der Telefon-App. Anders als bei Messengern wie WhatsApp erscheint das Geschriebene schon während des Tippens beim Gesprächspartner. Die RTT-Daten werden über das Mobilfunknetz übertragen und es fallen bei einer Sprach-Flatrate, wie sie die meisten Kunden haben, keine zusätzlichen Kosten an.

Ab Sommer 2027 und damit schrecklich spät sollen auch alle Leitstellen der Rettungsdienste RTT unterstützen, obgleich gerade hier eine weitere Möglichkeit, sich im Notfall mitzuteilen, doch buchstäblich so dringend Not tut.

Das Feature muss zunächst aktiviert werden, unter Android ist das in den Einstellungen der Telefon-App möglich, unter iOS findet sich die Funktion in den Einstellungen im Bereich Bedienungshilfen im Abschnitt Hören.

RTT ist keine Neuentwicklung der Netzbetreiber. Die Technik existiert schon lange und dient Menschen, die sich nicht lautsprachlich ausdrücken können, als Mitteilungskanal für Unterhaltungen. Dabei kommen verschiedene Spielarten zur Anwendung, etwa am PC über IP-Clients oder spezielle Telefondienste. Apple und Google unterstützen RTT-Funktionen bereits seit Jahren in Android und iOS.

Wieso startet RTT ausgerechnet jetzt?

Die Einführung von RTT für die breite Masse fällt keineswegs zufällig auf den 28. Juni. Ab diesem Tag gilt in Deutschland das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz. Es schreibt vor, dass Menschen mit Behinderung eine barrierefreie Nutzung von Produkten und Dienstleistungen ermöglicht werden muss, dazu zählen Smartphones, Computer, Selbstbedienungsterminals oder Haushaltsgeräte.

Ziel des Gesetzes ist eine verbesserte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen, doch es geht nicht auf eine Initiative der Bundesregierung zurück. Viel mehr ist es die Überführung der EU-Richtlinie EU) 2019/882 in nationales Recht.

Netzbetreiber tun nur das Nötigste in letzter Sekunde

Vor diesem Hintergrund ist auch die Einführung von RTT zu sehen:

  • Die deutschen Netzbetreiber haben keine neue Technik für mehr Teilhabe entwickelt.
  • Die Netzbetreiber haben nicht aus eigenem Antrieb eine Funktion für mehr Barrierefreiheit im Alltag bereitgestellt.
  • Nur der Zwang des Gesetzgebers bewirkte diesen für viele Menschen so wichtigen Schritt.
  • Mit der Einführung hat man sich bis zum aller letzten Moment Zeit gelassen.

Einmal mehr wird deutlich, wie wichtig eine konsequente Regulierung nicht nur aus volkswirtschaftlicher Sicht für ein wettbewerbsfreundliches Umfeld ist, auch für eine pluralistische Gesellschaft, Alltagsdiversität und ein inklusives Miteinander braucht es klare gesetzliche Vorgaben und wirksame Sanktionen, um diese durchzusetzen.

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Profilbild von Roman van Genabith
Roman ist Journalist in Bielefeld und schreibt seit etwa zehn Jahren zu Themen aus den Bereichen Technologie und Gadgets. In den letzten Jahren lag sein Schwerpunkt auf den Produkten und Diensten von Apple.

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