Glasfaser wenig gefragt: Deutschen fehlt die Breitbandbegeisterung
Das Wichtigste in Kürze
- Deutsche Kunden zeigen der Glasfaser mehrheitlich noch die kalte Schulter.
- Sie wollen den heimischen Internetanschluss vor allem günstig und zuverlässig haben.
- Die meisten Nutzer sind auch mit der Geschwindigkeit ihres Internetanschlusses zufrieden.
Das Stichwort Breitbandausbau ist in Deutschland untrennbar mit dem Schlagwort Glasfaser verbunden: Die optischen Anschlüsse sollen alte Anschlussarten wie DSL oder Kabel bundesweit ablösen und das am besten schon gestern: Tatsächlich vergeht kaum ein Tag, an dem der lahmende Glasfaserausbau nicht von Politik oder Wirtschaft angeprangert wird – und wirklich, andere Länder sind hier vielfach bereits deutlich weiter.
Fragt man die deutschen Internetnutzer, ist die Glasfaser aber kaum ein Thema. Viele Kunden sind es nicht, die sehnsüchtig auf die neuen Anschlüsse warten, insgesamt weniger als ein Drittel der Befragten haben sich in der Deloitte-Glasfaser Studie „Broadband Consumer Survey 2025 an einem schnellen Wechsel interessiert gezeigt.
Wie schnell ist schnell genug?
39% der Befragten würden zunächst an ihrem bestehenden Kupfer- oder Kabelanschluss festhalten, wenn an ihrem Wohnort Glasfaser verfügbar würde, nur 27% würden zügig umsteigen. Dabei sind Kunden zwar grundsätzlich an einem zügigen Internetanschluss interessiert, der ist ihnen in den meisten Fällen aber bereits schnell genug – und dabei zeigt sich, dass wirklich schnelle Breitbandanschlüsse noch relativ wenig verbreitet sind. Nur 29% der Befragten nutzen eine Leitung mit 250 MBit/s (dem Maximum bei DSL per Supervectoring) oder mehr. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur um 2% erhöht, viele Kunden sind noch mit 100 MBit/s oder weniger unterwegs.
Viele Kunden verbinden die Glasfaser zwar mit hohen Geschwindigkeiten, doch sie gilt den meisten nicht als günstig, was den Interessen der meisten Verbraucher entgegensteht. Denn die Mehrheit möchte es möglichst billig. Richtig ist: Glasfaseranschlüsse zählen nicht zu den günstigsten Tarifen, sind aber preislich inzwischen oft nicht mehr allzu weit von VDSL-Anschlusstarifen entfernt.
Zusätzlich erweist sich die hohe Kundenzufriedenheit und Loyalität zu ihrem Anbieter als Bremsklotz für die Glasfaser: 79% der befragten Kunden sind mit ihrem Anschluss und Anbieter zufrieden, nur wenige Kunden wechselten zuletzt den Anbieter.
Glasfaser-Anbietern fehlen die passenden Argumente
Für die Glasfaser-Anbieter ergibt sich hier ein Dilemma: Der Netzausbau ist teuer, zu Schleuderpreisen können sie ihre Tarife nicht wirtschaftlich anbieten, zugleich quetschen die Kabelnetzbetreiber mit allerlei Optimierungen der Technik das letzte Leistungspotenzial aus den alten Kabelnetzen, während die noch ältere Kupferleitung einfach nicht sterben möchte.
Hier hat die Telekom mit Vectoring und Supervectoring die Basis für ein sehr einträgliches Geschäft gelegt, mit dem sich in der Theorie noch für Jahrzehnte ein großer Teil deutscher Internetnutzer zufriedenstellen lässt, während der Ex-Monopolist gleichzeitig sein eigenes Glasfasernetz weiter ausbaut und entsprechende Tarife vor allem in attraktiven Ballungszentren vertreibt.
Solange die ganze Familie Netflix in 4K auf mehreren Fernsehern streamen und dabei noch Games gezockt und Telefonate geführt werden können, bringen Stichworte wie „Gigabit“ Kunden nicht zum Wechsel. Anbietern fehlen gut nachvollziehbare Argumente für einen Umstieg auf die Glasfaser. Aspekte wie die zukünftig problematische Versorgung mit Ersatzteilen etwa für die alte DSL-Infrastruktur sind zwar stichhaltig, für Privathaushalte aber kaum interessant. Vor diesem Hintergrund könnte sich der immer wieder geforderte Wechsel hin zur Glasfaser noch lange ziehen.