Mudita Kompakt ausprobiert: Ein seltsames Smartphone mit E-Ink-Display

Das Mudita Kompakt ist ein kleines, 4,3-Zoll-Smartphone auf Android-Basis mit E-Ink-Display. (Foto: Andreas Sebayang / Handyhase)
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Das Wichtigste in Kürze
- Mudita hat ein ungewöhnliches Smartphone mit E-Ink vorgestellt.
- Die Akkulaufzeiten sind extrem hoch, die Bedienung zuweilen aber schwierig.
- Handyhase hat sich das Smartphone genauer angesehen.
Der Smartphone-Hersteller Mudita hat die IFA 2025 genutzt, um dem Publikum ein sehr ungewöhnliches Smartphone vorzustellen. Das Mudita Kompakt arbeitet nämlich mit einem stromsparenden E-Paper-Display vom taiwanesischen Anbieter E-Ink. Diese brauchen eigentlich nur Energie, wenn der Bildschirminhalt sich ändert. Zeigst Du etwa eine Uhrzeit auf dem Bildschirm mit einer Aktualisierungsrate von einer Minute an, dann braucht das Display nur einmal pro Minute sehr kurz Strom, um von 13:36 auf 13:37 Uhr umzuschalten.
Die Akkulaufzeiten, die Mudita angibt, sind dementsprechend sehr lang. Fünf bis sieben Tage Akkulaufzeit sind möglich, wie uns Mudita auf der IFA in Berlin sagte. Es ist allerdings nicht nur das Display, das Strom spart. Auch die Apps sind speziell angepasst, um etwa Hintergrundaktivitäten zu minimieren.
Basis ist das Android Open Source Projekt ohne Google
Da Mudita ein Android verwendet, genauer einen Ableger des Android Open Source Projects (AOSP), kannst Du freilich auch nicht optimierte Apps installieren (Sideloading). Das ist über das Mudita Center möglich, das Du unter Windows, auf Deinem Mac oder auf einem Linux-Rechner installieren kannst.
Dann reduziert sich die Akkulaufzeit aber auf drei bis fünf Tage, so Mudita. Du findest übrigens auch keine Google-Anwendungen auf dem Kompakt, was interessant ist, wenn Dir Datenschutz wichtig ist. Der Nachteil: Anwendungen, die Google Play als Basis brauchen, funktionieren auf dem Mudita Kompakt auch per Sideloading nicht. Du kannst also beispielsweise als Alternativbrowser Opera und Vivaldi installieren, die beide auf der Chromium-Basis von Google arbeiten, aber kein Google Chrome.
Anwendungen wie Signal oder Whatsapp sollen aber funktionieren. Das ist nicht ganz im Sinne des Erfinders. Mudita sieht das Kompakt eher als ein Telefon mit Basisfunktionen, das eben nicht den ständigen Blick auf das Gerät erfordert. Digital Detox unterwegs sozusagen. Aber wer will, kann sich einzelne Funktionen hinzubauen.
Eine Zielgruppe, die Mudita sieht, sind zudem auch Kinder. Sie bekommen einen sanften Einstieg in die Welt der Smartphones, statt gleich vom ersten Tag an mit Social Media überfordert zu werden.
Etwas hakelige Bedienung des Mudita Kompakt
Das Ganze hat natürlich auch ein paar Nachteile. E-Ink-Displays, bei denen winzige Kügelchen mit elektrischem Strom in Position gebracht werden müssen, sind nicht gerade schnell. Für simple Anwendungen ist das nicht so schlimm. Standardanwendungen wie der Kalender, der Taschenrechner oder auch der E-Reader sind kein Problem. Das bisschen Wartezeit stört dann kaum, auch wenn sie natürlich spürbar ist. Wenn Du ein 120-Hz-Gaming-Smartphone gewohnt bist, ist das schon eine Umstellung.
Schwieriger wird es bei Anwendungen, bei denen regelmäßig das gesamte Bild aktualisiert werden muss. Eine dieser Anwendungen auf dem Mudita Kompakt ist die Karte (Maps). Die verwendet Daten des freien Projekts Openstreetmap, die Du auch für einen Offline-Betrieb herunterladen kannst. Während die Karten gewohnt gut sind, ist die Schwarzweißdarstellung vielleicht noch gewöhnungsbedürftig.
Sobald Du aber in der Karte scrollen willst, zeigt sich schnell der Nachteil der E-Ink-Technik – zumindest in dieser Ausführung, denn es gibt durchaus E-Ink-Displays, die für Scrollen schnell genug sind.
Das wird in der Praxis unterwegs ein Problem, denn Du musst beim Suchen in einer Karte vor allem auf das Display warten. Vor allem sieht man gut, dass E-Ink-Displays sich in mehreren Stufen aktualisieren müssen. Für Karten ist das eher ungeeignet. Das gilt aber auch für eine weitere Funktion.
Die Kamera kann Farbbilder schießen
Das wohl Seltsamste an der Gesamtkonstellation ist die 8-Megapixel-Kamera. Denn die kann nämlich Farbbilder schießen. Ob das allerdings gelungen ist, wirst Du erst beim Bildimport feststellen. Denn das Display zeigt Dir natürlich nur ein Schwarz-Weiß-Bild an. Das ist übrigens gar nicht so ungewöhnlich. Frühe Videokameras boten auch Bilder in Farbe, doch der Kontrollmonitor war vor Jahrzehnten trotzdem noch farblos, was bei der Beurteilung der Schärfe durchaus Vorteile hatte – vor Jahrzehnten.
Heute ist das natürlich nicht mehr der Fall, denn Farbdisplays sind technisch längst weit genug, um als Kontrollmonitor zu dienen. Beim Mudita Kompakt ist das trotzdem schwierig. Das E-Ink-Display ist schlicht langsam. Sportfotografie? Vergiss es! Für den gelegentlichen Schnappschuss sollte es aber reichen.
Videos aufnehmen ist übrigens nicht vorgesehen, ist aber über das Sideloading anderer Apps trotzdem möglich, so Mudita im Gespräch.
Mehr Kontrolle über das Display geplant
E-Ink-Displays haben noch eine Funktion, die das Aktualisieren bestimmter Bildbereiche beschleunigt. Wie uns Mudita sagte, sollst Du darüber Kontrolle bekommen. Partial Refresh nennt sich das, wenn nur ein Bildbereich aktualisiert wird. Wie das genau aussehen wird, muss die Zukunft zeigen. Mudita plant jedenfalls, regelmäßig Updates anzubieten.
Sehr schön diesbezüglich: Mudita hat eine öffentlich einsehbare Roadmap über noch zu entwickelnde Funktionen.
Zum 4,3-Zoll-Display muss übrigens noch gesagt werden, dass es bedingt durch die E-Ink-Technik bei Tageslicht keine eigene Beleuchtung braucht. Es ist wie E-Paper allgemein sehr gut ablesbar. Technisch kann es aber keine Hintergrundbeleuchtung geben, da die E-Ink-Schicht kein Licht von hinten durchlassen kann.

Die Displaybeleuchtung des Kompakt lässt das Display deutlich im Dunkeln erleuchten. Tagsüber ist es nicht notwendig. (Foto: Andreas Sebayang / Handyhase)
Trotzdem kannst Du das Smartphone auch am Abend nutzen. Es gibt eine Beleuchtung, die vermutlich von der Seite aus auf den Bildschirm über eine Lichtleiterfolie gestreut wird. So genau konnte uns das Mudita nicht sagen. Der Eindruck der Beleuchtung war aber ausgesprochen gut, denn das Licht verteilte sich ausgewogen auf dem Bildschirm.
Verfügbarkeit des Mudita Kompakt
Das Kompakt wird bereits verkauft und kostet rund 455 Euro. Im deutschen Handel ist es aber kaum zu finden und wird stattdessen im Direktverkauf angeboten. In Verbindung mit Verträgen gibt es das Gerät noch gar nicht. Mudita will sich aber um entsprechende Angebote bemühen. Nach derzeitigem Stand musst Du Dir den Vertrag selber holen. Das Mudita Kompakt unterstützt Dual-SIM und hat einen Schacht für eine SIM-Karte sowie eine eSIM-Unterstützung.
Fazit nach Mudita-Kompakt-Hands-on
Das Mudita Kompakt gefällt uns im Ersteindruck ziemlich gut. Die äußerst kompakte Bauform gibt es im Smartphone-Lager eigentlich nicht mehr. Das Ganze, verbunden mit einer sehr langen Akkulaufzeit, gefällt uns erst mal. Natürlich kann der Ersteindruck nicht viel zu der Nutzung in der Praxis sagen. Ein stark abgespecktes und auf Akkulaufzeit optimiertes Android ist auf jeden Fall nicht vergleichbar mit heutigen Smartphones. Auch die Möglichkeit des Sideloadings lässt sich erst einmal nicht beurteilen.
Was wir aber schon wissen: Das Mudita Kompakt wird eine größere Eingewöhnungszeit benötigen, wenn Du bisher andere Smartphones genutzt hast. Insbesondere das langsame Display eignet sich für viele Anwendungen nur schlecht. Scrollen im Browser mag noch akzeptabel sein, aber beim Kartendienst störte uns das E-Ink-Display doch stärker.
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