Google zeigt: Ein gutes Smartphone muss nicht teuer sein

Das Pixel 9a: Die Rückseite wirkt durch die neue Kamera ungewohnt. (Foto: Andreas Sebayang/Handyhase.de)
Das Wichtigste in Kürze
- Googles Pixel 9a zeigt, dass ein gutes Smartphone nicht teuer sein muss
- Kein Kamerabump und lange Akkulaufzeiten in der Praxis
- Einige Automatiken haben Schwächen
Da ist es, das Google Pixel 9a. Ein Mittelklasse-Smartphone mit 8 Gigabyte RAM und wahlweise 128 oder 256 Gigabyte Speicherplatz für 550 respektive 650 Euro. Sogar an Wi-Fi 6E hat Google gedacht. Das neue 6-GHz-Band fehlt so manchem Wi-Fi-7-Gerät. Nicht so bei Google. Ist es damit ideal für den Einstieg in die Android-Welt? Das klärt dieser Test.
Das Pixel 9a hat Google deutlich optisch überarbeitet. Über das Design lässt sich freilich streiten. Anfangs störte uns die neue Position des Kamerasystems etwas. Aber das war nur eine kurze Gewöhnungsphase. Zumal dies keine Auswirkungen auf Funktionen hat.
An sich gefiel uns das Design auch mit seinen Abstrichen. Der Rahmen um das Display ist beispielsweise auffallend dick, aber das ist wohl dem Preis geschuldet. Interessanterweise wirkt das Pixel 9a dadurch in unseren Augen größer, als es tatsächlich ist. Doch mit dem 6,3-Zoll-Display gehört es heutzutage zu den mittelgroßen Vertretern der Smarthome-Welt.
Klein ist es freilich trotzdem nicht. Die Einhand-Bedienung ist – wie bei allen modernen Smartphones – ziemlich anstrengend.
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Neu designte Ersteinrichtung
Beim ersten Start fiel uns die sehr hübsche neue Ersteinrichtung von Android 15 auf. Die lässt wenige Fragen offen und Du solltest recht fix damit durchkommen. Der Transfer von einem alten Android (Xiaomi 12) funktionierte auch ohne Probleme. Im Vergleich zu anderen, angepassten Androids gefiel uns die klare Struktur.
Nur die fehlenden Helligkeitseinstellungen bei der Ersteinrichtung nervten uns ein wenig, gerade weil die Oberfläche bei uns im schicken, aber ungünstigen Dark Mode lief. Zu den Problemen mit der schlechten automatischen Helligkeitseinstellung kommen wir aber später.
Bei der Ersteinrichtung lässt sich auch schnell der Fingerabdruckleser, der sich unter dem Display befindet, einrichten. Auch eine Gesichtserkennung wird angeboten. Wir haben beides eingerichtet. Während der Fingerabdruckleser sehr zuverlässig war, hatten wir in dunklen Situationen etwas Schwierigkeiten mit der Gesichtserkennung. In der Regel funktioniert diese aber auch gut, zumal Du zwischen beiden Funktionen sehr schnell wechseln kannst.
In der Praxis ist Dein Telefon meist schon entsperrt, ehe Du auf den Fingerabdruckleser drücken kannst.
Die Kamera: Rückenkratzer ade
Die größte Neuerung beim Pixel 9a ist sicher das Kameradesign. Denn der Buckel fehlt dem Pixel 9a einfach. Es gibt nur eine minimale Erhöhung als Schutzrand für das Schutzglas der Optiken. Die beiden Kameras, Ultraweitwinkel mit 13 Megapixeln und die Hauptkamera mit 48 Megapixeln, stören beim Auflegen des Smartphones nicht. Da kippelt nichts.
Es entfällt damit auch die auffallende Kante des Pixel 8a oder auch Pixel 8. Die Kante war so deutlich, dass sie glatt als Rückenkratzer genutzt werden konnte. Sie bot allerdings auch etwas Halt. Das Pixel 9a ist nicht gerade klein und die Rückseite gerade bei kaltem Wetter etwas rutschig. Da schützte der Kamerabuckel durchaus. Wenn Du Dir beim Halten unsicher bist, dann empfehlen wir Dir die Nutzung einer Schutzhülle, auch wenn von dem besonderen Design dann nicht mehr viel zu sehen ist.
Aber kommen wir zur Kamera selbst.
Interessanterweise fehlt dem Pixel 9a die Einstellung für die Auflösung. Bei den Pro-Geräten kannst Du auf die volle Sensorauflösung umschalten. Das Pixel 9a bietet hingegen maximal 12 Megapixel-Fotos von dem 48-Megapixel-Sensor, der im Prinzip nur für den 2-Fach-Zoom sein Können zeigen kann. Das Bild wird dann nämlich ausgeschnitten (Crop).
So schlimm finden wir das aber nicht. Die Bilder sind – gerade in der Preisklasse – gut. Du hast sogar die Option, in Fotos im Rohdatenmodus zu speichern (RAW). Insgesamt gefällt uns auch die Bedienung recht gut. Das Ganze wirkt nicht so überfrachtet wie bei der Konkurrenz, mit dem Fokus auf die Fotomodi.
Es gibt übrigens noch einen Speichermodus, der besonders sparsam ist. Das solltest Du aber lassen, wenn Du nicht gerade unter Speichermangel leidest. Der Modus muss ohnehin manuell aktiviert werden.
Auch mit den Nachtmodi sind wir einigermaßen zufrieden. Im Dunkeln Fotos schießen ist aber hin und wieder etwas schwierig. Zum einen sind die typischen Reflexionen durch Spitzenlichter zu beachten. Die sind mitunter recht auffällig. Das ist keine Stärke des Pixel 9a.
Es ist am Abend oder in der Nacht etwas schwerer, Fotos aufzunehmen. Das Pixel 9a kommt hier nicht an die 1.500-Euro-Klasse heran, kostet aber eben auch nur einen Bruchteil. Insgesamt bekommst Du für das Geld ein gutes Kamerapaket, das in schwierigen Situationen etwas mehr Arbeit von Dir verlangt.
Die Naheinstellgrenze für die Standardlinse ist übrigens sehr nah und damit geeignet für Makrobilder. Das kannst Du auch im 2×-Zoom machen. Das ist sogar praktisch, um die Schärfe zu beurteilen. Die Kamera warnt Dich aber, wenn Du zu nah bist. Die Ränder des Bildes fransen leider etwas aus.
Akkulaufzeiten: 24 Stunden in der Praxis
Mit dem Verschwinden des Kamerabuckels kommt eine weitere Änderung daher. Google hat sich dafür entschieden, das Smartphone etwas dicker zu machen. Die 8,9 mm finden wir aber nicht störend, dürften aber dazu beigetragen haben, das Kamerasystem eben zu halten. Das Pixel 9 ist übrigens 8,5 mm dick.
Mit garantierten 5.000 mAh ist der Akku (bei jeweils angenommenen 3,7 Volt) über 10 Prozent größer als der des Pixel 9 Pro. Hier garantiert Google mindestens 4.558 mAh. Selbst das Pixel 9 Pro XL mit 4.942 mAh wird noch etwas übertroffen.
In der Praxis gibt es aber leichte Schwankungen, was die Kapazität angeht. Es kann also durchaus sein, dass das Pixel 9 Pro XL mehr Kapazität hat als das Pixel 9a, wie Google in seinen Datenblättern angibt. Beim Pixel 9a kannst Du beispielsweise das Glück haben, einen 5.100-mAh-Akku zu bekommen. Solche Schwankungen sind übrigens normal. Google geht damit transparent um. Vorbildlich.
In der Praxis hieß das bei uns, dass wir in vielen Fällen locker 24 Stunden durchhalten konnten. Selbst ein bisschen Zocken einfacher Spiele (Last War, Clash of Clans) zwischendurch stört hier nicht. Du musst schon ein grafisch anspruchsvolles Spiel spielen, um die Akkulaufzeit signifikant zu reduzieren.
Das Ganze bekommst Du auch noch mit einem rund 186 Gramm wiegenden Smartphone. Das ist grob 15 Gramm leichter als das Pixel 9 Pro, obwohl beide ein 6,3-Zoll-Display haben und damit nahezu denselben Formfaktor haben.
Dafür sind Abstriche beim Laden hinzunehmen.
Kein Qi2, kein Reverse Charge
Ein bisschen enttäuscht sind wir, dass auch das Pixel 9a kein Qi2 unterstützt. Dabei ist die Rückseite leicht magnetisch, klebt also etwas an einem Qi2-Ladegerät, ehe es herunterrutscht. Der Platz hätte im Smartphone eigentlich vorhanden sein sollen. Hier hat Google eine Chance vertan, sich etwas von der Konkurrenz abzuheben. Dabei kann das HMD Skyline, das Mitte 2024 auf den Markt kam, das längst. Schade.
Verwundert waren wir außerdem, dass sich Google entschieden hat, beim Pixel 9a kein Reverse Charge zu unterstützen. Du kannst also die Rückseite Deines Smartphones nicht nutzen, um Deine Kopfhörer oder andere Qi-Geräte aufzuladen. Das Smartphone von anderen im Notfall aufladen? Das geht per Qi nicht.
Auch das ist schade, schließlich konnten die Vorgänger 8a, 7a und 6a Reverse Charging noch.

Das Google Pixel 9a lädt eher langsam. Selbst die 25 Watt werden nicht immer erreicht. (Foto: Andreas Sebayang/Handyhase.de)
Grundsätzlich musst Du mit dem Pixel 9a Geduld beim Laden haben. Der recht große Akku wird nur mit maximal 25 Watt aufgeladen. Google nennt das Schnellladung, das ist aber längst nicht mehr Stand der Dinge.
Automatische Displayhelligkeit nervt
Das Display ist mit 1.800 Nits ausreichend hell für den Alltag. Auch in der prallen Sonne gab es keine Probleme, das Display abzulesen, wenn Du nicht gerade alles im Darkmode laufen lässt. Die 2.700 Nits, die das Smartphone als Maximum darstellen kann, wirst Du aber nur in Filmen, Serien oder Spielen punktuell sehen. Maximal 5 Prozent des Bildschirms können so hell leuchten, um etwa eine Sonne besonders eindrucksvoll in HDR darzustellen. Am HDR-Modus gibt es also nichts zu meckern.
Dank der OLED-Technik ist Schwarz wirklich Schwarz und die 1.080 × 2.424 bieten eine gute Auflösung mit einer guten Pixeldichte von 422 PPI. Einzelne Pixel erkennen erfordert schon gute Augen. Das Display ist zudem im 20:9-Format und damit gut geeignet für Kinofilme, die typischerweise sehr breit sind
Was uns allerdings nervte, war die automatische Displayhelligkeit. Die ist oft zu dunkel, so dass wir nachjustieren mussten. Abends bei der Ersteinrichtung konnten wir aufgrund des dunklen Designs nur wenig erkennen. Erst als wir die Beleuchtung im Wohnzimmer höher schalteten, passte sich das Pixel 9a vernünftig an. Während der Ersteinrichtung kannst Du leider die Displayhelligkeit nicht manuell hochsetzen.
Im weiteren Betrieb haben wir die Automatik dann abgeschaltet. Aber auch damit waren wir nicht zufrieden. Wir schalteten die Automatik dann wieder an, aber selbst am Nachmittag kann es bei ungünstigem Lichteinfall in der Wohnung bei Sonnenschein zu Problemen kommen. Drehst Du das Pixel 9a von dem Licht weg, wird es plötzlich dunkel auf dem Display, obwohl sich an der Helligkeit im Raum nichts geändert hat. Streulicht ignoriert das Pixel 9a stärker, also mussten wir wieder nachjustieren.
Apropos Automatik: Wir empfehlen auch die Funktion Adaptive Touch abzuschalten, solltest Du Spiele spielen. Das Smartphone versucht dann offenbar, Fehleingaben zu erkennen. Im Alltag funktioniert das auch oder besser gesagt, störte nicht. Wenn wir aber Spiele spielten, ignorierte das Pixel 9a bei besonders schnellen Toucheingaben gerne mal den dritten Tapser.
Benchmarks: Nicht alles funktioniert
Allgemein gab es mit dem Smartphone in der Praxis keine Probleme mit der Geschwindigkeit. Beim Surfen, Handhaben der Fotos oder einfachen Spielen ist das Pixel 9a mit seinem Tensor G4 immer schnell genug gewesen. Es fühlt sich sogar sehr flüssig an.
Die Benchmarks ließen dennoch blicken. Im 3DMark ist etwa der Raytracing-Test Solar Bay nicht auswählbar. Im Benchmark Wildlife Extreme kommen wir auf überraschend gute 2.664 Punkte. Das kann sogar mit dem Snapdragon 8 Elite und diesen übertreffen, auch wenn der mehr Features hat.
Allerdings kann das Smartphone diesen Wert nicht lange halten. Im Stresstest reduzierte sich der Wert nach dem siebten Durchlauf auf 2.329 Punkte. Beim 14. Durchlauf waren es nur noch 1.994 Punkte und beim Durchlauf 20 1.737 Punkte.
Die Gerätetemperatur stieg laut 3DMark von 21 auf 49 °C. Abstürze gab es nicht, dafür ist die Leistung am Ende niedriger als beim Snapdragon 8 Elite, der allerdings auch sehr warm wird. Das Pixel 9a bleibt im angenehmen Rahmen.
Im Geekbench 6 haben wir für eine einzelne CPU rund 1.700 Punkte erreicht und im Multicore 4.300 Punkte. Hier merkt man, dass Googles Tensor-Chips noch einiges gerade im Vergleich zum Snapdragon 8 Elite aufzuholen haben. Beim Surfen im Netz stört das nicht, musst Du aber mal etwas Größeres berechnen, dann hat das Pixel 9a hier vermutlich etwas mehr Probleme und Du musst länger auf das Ende der Aufgabe warten.
Ein Referenzgerät für kommende Funktionen wie Auracast
Der Vorteil an den Pixel-Geräten war schon immer, dass Google die Geräte auch als Spielwiese für sinnvolle oder auch experimentelle neue Funktionen nutzt. Die Distanz zu einem WLAN-Access-Point lässt sich etwa per 802.11mc mit dem Pixel 9a bestimmen, was viele andere Smartphones nicht können.
Schon angekündigt ist etwa die Unterstützung von Bluetooth Auracast, auch wenn wir es seltsam finden, dass diese immer noch fehlt. Zumindest können wir sie bisher nicht aktivieren. Wir können aber schon das dafür notwendige Bluetooth LE Audio aktivieren, das unter Android 15 noch als experimentell eingestuft wird. Nachteile hatte das für uns aber nicht.
Auracast und Ähnliches kommen also für das Pixel 9a, das immerhin sieben Jahre Software-Unterstützung erhalten soll. Laut Google aber erst mit Android 16, was uns ein wenig wundert. Google lässt sich auffallend viel Zeit, bringt dann aber hoffentlich eine Unterstützung, die mit vielen Bluetooth-Stöpseln (Sony, Samsung) oder auch großen Over-Ear-Headphones. Hier fängt es langsam an, wie JBL mit dem Tour One M3 bereits zeigt.
Wenn Du nicht so lange warten willst, kannst Du aber mit Bluetooth-Stöpseln, die eine Auracast-App haben, das schon jetzt nachrüsten. Die von uns getesteten Sennheiser Momentum True Wireless 4 unterstützen beispielsweise Auracast sowohl unter Android als auch iOS.
Auracast für Smartphones
Damit ist das Pixel auch ein Smartphone, das Du ohne Bedenken an Deine Verwandtschaft weitergeben oder wieder verkaufen kannst. Sollte es etwa Sicherheitslücken geben, dann wird Google diese beseitigen, so das Versprechen, das bisher immer eingehalten wurde. Und wenn es die Hardware hergibt, gibt es auch hier und da eine neue Funktion zu erwarten.
Fazit
Es müssen nicht immer mehr als 1.000 Euro sein. Google zeigt mit dem Pixel 9a erneut, dass ein gutes Telefon nicht teuer sein muss. 550 bis 650 Euro für 128 respektive 256 Gigabyte Speicher sind ein faires Angebot angesichts der versprochenen Langlebigkeit.
Natürlich kannst Du für dieses Geld keinen Kameraersatz erwarten, wie bei den High-End-Konkurrenten oder dem Pixel 9. Doch die beiden integrierten Optiken müssen sich nicht mal so sehr vor der großen Konkurrenz verstecken. Weitwinkel, Makro und eine Schnappschussbrennweite sind mit an Bord.
Das Telefoto zum Zoomen mag man vielleicht ab und an vermissen. Doch wer die meisten Schnappschüsse ohnehin so macht, dass besonders viel aufs Bild passt, was vor allem bei Städtetouren interessant ist, der kann mit dieser Einschränkung sicher leben. Schwieriger wird es aber in der Nacht. Hier musst Du für gute Fotos deutlich mehr aufpassen als bei den teuren Smartphones.
Dafür nervt der Kamerabuckel nicht mehr. Das Smartphone liegt äußerst stabil auf einem Tisch, ohne zu kippeln.
Bei der Geschwindigkeit zeigte das Pixel 9a in der Praxis keine Schwächen. Interessant, denn die Benchmarks zeigen das nicht unbedingt. Bei rechenintensiven Arbeiten sind also Abstriche zu erwarten, im Alltag dagegen nicht.
Alles in allem ist das Pixel 9a ein tolles Smartphone, auf das man durchaus auch von der High-End-Nische neidisch gucken kann.
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Disclaimer: Blau hat uns das Pixel 9a für diesen Test zur Verfügung gestellt.
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