Smart den Garten bewässern: So gießt Du Pflanzen per Handy

Mit dem Handy die smarte Gartenbewässerung zu steuern und so die Blumen automatisch zu gießen, ist mit Smart-Home-Technik möglich. (Bild: Gardena)
Das Wichtigste in Kürze
- Das Wässern Deiner Pflanzen lässt sich durch Smart-Home-Technik steuern.
- Du brauchst ein Computerventil, dass sich außer zu festen Uhrzeiten auch nach der Wettervorhersage und lokalen Sensordaten steuern lässt.
- Wir stellen Dir vier Produkte in verschiedenen Preisklassen vor.
Gartenfreunde hassen diese buchstäblich unbequeme Wahrheit: Die beste Gießzeit ist kurz bevor die Sonne aufgeht. Doch hast Du wirklich Lust oder Zeit, Dich so früh aus dem Bett zu quälen? Und wer bewässert eigentlich Deine Pflanzen, wenn Du verreist bist? Mit beiden Fragen musst Du Dir nicht den Kopf zerbrechen, wenn Du Garten-, Terrassen- oder Balkonpflanzen automatisch bewässern lässt. Das Smart Home macht es möglich. Die nötige Technik steuerst Du bequem per App, Funk und Sensoren. Im Folgenden erfährst Du, was Du brauchst, um im smarten Garten eine automatische Bewässerung einzurichten.
Was ist der Vorteil an smarter Gartenbewässerung?
Mit smarter Gartenbewässerung sind Computerventile gemeint, die zu festen Uhrzeiten per Sensorautomatik oder App-Steuerbefehl die Pflanzen befeuchten. Sie sind die moderne Variante älterer Ventile mit Schaltuhren.
Anders als diese schieben smarte Wassercomputer nicht nur Dienst nach Vorschrift. Sie öffnen die Schleusen nicht einfach nur stumpf zu einer bestimmten Zeit. Das ist nämlich unnötig, wenn es zuvor schon kräftig geregnet hat. Stattdessen können smarte Ventile die Sensormessung von Erdfeuchtesensoren oder die Wettervorhersage berücksichtigen. Dann gießen sie entsprechend nur, wenn es wirklich sein muss.
Zudem reagieren smarte Wasserventile auch auf manuelle Steuerbefehle einer Smartphone-App. Damit kannst Du den Pflanzen einen Extra-Schluck gönnen, falls die normale Wasserration nicht reicht.
Von welchen Marken gibt es smarte Gartenbewässerung?
Wer vor dem Urlaub den Garten mit smarter Bewässerungstechnik nachrüsten möchte, findet ein kleines, aber wachsendes Angebot. Von der Traditionsmarke Gardena gibt es ein smartes Ventil mit dazu passendem Erdfeuchtensor. Für Apple-Fans ist Eve Aqua interessant. Das smarte Ventil lässt sich etwa über einen Apple HomePod ins Smart Home einbinden. Günstige Ventile auf der Technikbasis von Zulieferer Tuya kommen etwa von den Marken Hombli und Royal Gardineer. Letztere gehört zum Online-Versandhaus Pearl, ebenso wie die Marke Luminea. Von beiden Sub-Marken gibt es zum Herstellersystem passende Erdfeuchtesensoren.
Die meisten Wassercomputer haben ein Ventil. Etwa von Royal Gardineer gibt es auch welche mit zwei Ventilen. Weiter unten stellen wir Dir ausgewählte Produkte konkret vor.
Zusätzlich zu dieser Sensor- und Ventiltechnik brauchst Du Schläuche, Sprinkler und weiteres Gartenzubehör für die Rasenbefeuchtung oder Tropfenbewässerung. Diese gibt es außer etwa von Gardena auch von diversen anderen Gartenmarken. Welche Du wählst, spielt für die Kompatibilität keine Rolle. Mit den oben genannten Geräten verstehen sich alle.
Smarte Gartenbewässerung einrichten in vier Schritten
Erster Schritt: Wasserquelle anzapfen
Alle Lösungen für die smarte Gartenbewässerung erfordern einen stationären Wasseranschluss, der sich aus Fernwassernetz, Brunnen oder Zisterne speist. Ist kein Wasserhahn vorhanden, wird es nichts mit der smarten Bewässerung. Denn der geringe Druck von Balkonhochtanks und Regentonnen reicht den Computerventilen nicht. Du müsstest die Depots auch sehr oft nachfüllen.
Dem Einsatz an einem Außenwasserhahn samt passendem Schlauchnetz steht nichts im Weg. Die Schaltcomputer verbindest Du mit standardisierten Schraubgewinden und Verbinderstücken gängiger Gartenmarken. Als Faustregel gilt: Im Karton höherpreisiger Geräte ist das benötigte Anschlusszubehör enthalten. Bei günstigeren Produkten kaufst Du es extra.
Und so geht die Montage: An den Hahn schraubst Du den Eingang des Schaltcomputers, damit dessen eingebautes Ventil künftig den Wasserfluss reguliert. An den Ausgang kommt das Schlauchsystem. Wie weit Du dieses verzweigst, um zum Beispiel mit Tropfschläuchen das Wasser direkt zu jeder Pflanze zu führen, hängt von Deiner Einsatzbereitschaft ab. Diesen Aufwand reduziert die smarte Technik nicht.
Zweiter Schritt: Für Funk und Strom sorgen
Manche Computerventile kannst Du direkt per Bluetooth ansteuern. Andere verwenden Funktechniken, die Dein Smartphone nicht versteht. Als Übersetzungshilfe ist dann eine Funkbox (auch Gateway, Bridge oder Hub genannt) nötig, die sich mit Deinem WLAN-Router verbindet. Steuerbefehle Deines Smartphones gelangen dann über den WLAN-Router und gegebenenfalls der Hersteller-Cloud zur Funkbox und von dort zum smarten Wasserventil.
Mitunter gibt es die Funkboxen im Set. Falls nicht, solltest Du Budget für einen Extra-Kauf einplanen. Ausnahmen bilden Eve Aqua oder andere Geräte, die mit Thread funken. Sie können einen HomePod 2 oder einen anderen Smart Speaker, der als Thread Border Router fungiert, als Vermittlungszentrale zum WLAN verwenden.
Alle Vermittlungszentralen brauchen einen Platz im Trockenen und eine Steckdose. Die Bewässerungscomputer selbst sind gegen Wasser und Staub abgedichtet und können ihre Energie weitab von einer Steckdose aus AA-Batterien beziehen. Nicht immer liefern die Ventilhersteller welche mit. Hab also am besten welche in Reserve.
Damit alle Befehle ankommen, darf der Abstand zwischen den Ventilen neben dem Beet und den Steuerzentralen, die im Haus respektive in der Gartenlaube stehen, nicht zu groß sein. Die Funkreichweiten variieren je nach Hersteller zwischen 30 und 100 Meter.
WLAN- und Internetempfang ist in den meisten Fällen nötig für den vollen Funktionsumfang. Offline, also nur per Bluetooth, funktioniert die smarte Gartenbewässerung nur eingeschränkt. Zwar speichern die Ventile oder Steuerboxen in der Regel ihren Bewässerungsschichtplan lokal. Doch ohne Regenprognosen der Online-Wetterdienste bewässern sie ohne Pause. Und womöglich müssen die Messdaten lokaler Klimasensoren auch den Umweg über die Cloud gehen, um zum Ventil zu gelangen. So machen es die meisten günstigen Anbieter.
Liegt kein DSL-, Kabel- oder Glasfaseranschluss vor, den Du per WLAN verlängern kannst, bringst Du das Internet mit einem Mobilfunkrouter wie Fritz!Box 6860 5G in den Garten.

Um den Internetempfang nach draußen in den Garten zu verbessern, lässt sich die Fritz!Box 6860 5G auf Wunsch per Klebepad am Fenster befestigen. (Bild: AVM)
Dritter Schritt: Zeitpläne fürs Durstlöschen erstellen
Nach dem Koppeln mit den Smartphone-Apps der Hersteller lässt sich die smarte Steuertechnik per Schaltfläche manuell starten. In der Regel erlauben das die Ventile auch per Gehäusetaste. Doch das wäre nicht besonders smart. Schließlich soll das ja von selbst gehen können, wenn Du keine Zeit hast, etwas zu drücken.
Für einen automatischen Betrieb bringst Du den Apps Regeln bei. Ausgangspunkt sind immer klassische Zeitschaltpläne, die das Ventil zum Beispiel bei Pflanzen jeden Morgen für zehn Minuten, bei Rasen zweimal die Woche für 40 Minuten öffnen. Je nach Anbieter lassen sich diese Regeln mit Wetter- und Standortdaten flexibler gestalten.
Zum Beispiel ist es mitunter möglich, statt fester Uhrzeiten alternativ einen Zeitpunkt vor dem Sonnenaufgang oder nach dem Sonnenuntergang zu wählen, damit möglichst wenig Wasser verdunstet. Den Dämmerungsbeginn errechnet die Software dann auf Basis Deines Standorts automatisch.
In anderen Fällen lässt sich eine geplante Bewässerung zum Beispiel 24 oder 48 Stunden aussetzen, wenn die Internet-Wettervorsage Regen ankündigt. Präziser ist die Planung, wenn sich ins Regelwerk die Messdaten von Bodenfeuchtesensoren einfließen lassen. Sie geben viel genauer Auskunft über den Wasserhaushalt in Deinem Garten als eine Wettervorschau für den ganzen Stadtteil.
Vierter Schritt: Mit Sensoren im Boden lesen
Für eine genaue Planung des Wasserbedarfs platzierst Du einen Erdfeuchtesensor an mehreren Stellen neben den Pflanzen. Außer der Feuchtigkeit von 0 bis 100 Prozent messen manche Sensoren auch die Temperatur. Die Montage ist einfach. Du bestückst sie mit Batterien, steckst die Sensoren in den Boden und koppelst sie via App.
Wichtig: Die meisten Sensoren nutzen das stromsparende Bluetooth statt des energiehungrigen WLAN. Damit sie mit den Ventilen kommunizieren können, muss ein Gateway als Verbindungsstelle her, wie bereits oben genannt.
Das Ziel ist, dass die Bewässerung nur dann startet, wenn der Boden zu trocken ist. Am einfachsten klappt der Informationsfluss, wenn Du Sensoren vom Hersteller des Wasserventils nimmst. Dann kannst Du die Messdaten mit den Bewässerungsplänen in einer App koppeln. In anderen Fällen ist es nötig, übergeordnete Smart-Home-Plattformen wie etwa Apple Home zu verwenden, um das Ventil eines Herstellers mit den Sensoren eines anderen Herstellers zu verbinden.
Drei Ventile für die smarte Gartenbewässerung vorgestellt
Gardena Smart Water Control

Gardenas smarter Bewässerungscomputer öffnet das Ventil nicht nur stumpf zu festen Uhrzeiten, sondern wenn der schwarze Feuchtesensor im Boden signalisiert, dass die Erde wirklich trocken ist. (Bild: Gardena)
Gardenas Technik ist hochpreisig, kann aber auch viel. Das Set aus dem Ventil namens Gardena Smart Water Control mit dem nötigen Funk-Gateway für die Verbindung zum WLAN-Heimnetz und einem Erdfeuchtesensor schlägt mit rund 300 Euro zu Buche. Weil keine Batterien enthalten sind, legst Du noch ein paar Euro drauf. Immerhin liegen Verbindungsstücke für gängige Wasserhähne und Schläuche im Karton.
Per App für Android und iOS lässt sich das smarte Ventil entweder manuell oder automatisch für bis zu 90 Minuten öffnen. Mit bis zu sechs hinterlegbaren Schaltplänen ist die Gießstrategie sehr flexibel festlegbar. Der Bedienkomfort ist dank eines „Gardena-unterstützten Modus“ sehr hoch. Dabei klärt ein Assistent alle wichtigen Fragen, etwa zu Pflanzenkategorie und Bodenart ab. Die Software übernimmt den Rest. Ist der Boden gemäß dem Sensor feucht genug, setzt das Gateway die nächste Bewässerung aus. Praktisch: Der Sensor steckt so flach im Beet oder Rasen, dass ein Mähroboter ihn nicht köpft.
Eve Aqua (3. Generation)

Das schicke Computerventil von Eve richtet sich speziell an Apple-Fans. (Bild: Eve)
Das Gehäuse des smarten Ventils Eve Aqua (100 Euro) ist wegen silberfarbener Zierflächen sehr schick, aber nicht besonders gut staubgeschützt. Die Schutzklasse IPX4 bescheinigt ihm nur, dass es einen Regenschauer verkraftet. An gängigen Außenhähnen mit 3/4-Zoll-Gewinde ist Eva Aqua schnell angeschraubt. An den Auslass passen übliche Schläuche. Zwei AA-Batterien gehören zum Lieferumfang.
Für einen smarten Zugriff brauchst Du ein iPhone oder iPad. Eine Android-App gibt es für das Ventil nicht. Einfache Ein- und Ausschaltsignale verschickst Du per Bluetooth. Automatikregeln und der Fernzugriff von unterwegs setzen als Verbindungsstelle zum WLAN einen HomePod 2, HomePod mini oder Apple TV 4K mit Thread voraus. Die Funkreichweite beträgt 20 bis 30 Meter.
Das Ventil lässt sich von einigen Sekunden bis zu vier Stunden öffnen. Bis zu sieben Zeitschaltpläne pro Tag kannst Du einplanen. Außer feste Uhrzeiten hinterlegst Du wahlweise auch Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Als Bodenfeuchtesensor lässt sich der von Gardena über Apple Home einbinden.
Hombli Smart Water Controller 2

Das günstige Ventil namens Hombli Smart Water Control 2 ist für kleine Budgets gedacht. (Bild: Hombli)
Das Computerventil von Hombli ist sehr günstig (60 Euro), weil Technik der Tuya-Plattform zum Einsatz kommt. Trotzdem steckt alles drin, was Du für eine einfache, smarte Gartenbewässerung brauchst. Das nach IP54 wettergeschützte Gehäuse ist robust und passt mit dem enthaltenen 3/4-Zoll-Aufsatz an gängige Wasserhähne. Die vier nötigen AA-Batterien liegen nicht im Karton.
Per iOS- oder Android-App des Herstellers steuerst Du das Gerät direkt via Bluetooth. Damit lässt sich der Garten manuell oder per Zeitschaltplan wässern. Willst Du Sensorautomationen ergänzen oder das Ventil aus der Ferne steuern, brauchst Du zusätzlich das Bluetooth-WLAN-Gateway des Herstellers. Hombli selbst bietet keine Erdfeuchtesensoren an. Wegen der gemeinsamen Tuya-Wurzeln ist es aber einen Versuch wert, das Hombli-Ventil mit Sensoren etwa von Royal Gardineer zu koppeln. Womöglich muss dafür Tuyas Referenz-App Smart Life zum Einsatz kommen.
Royal Gardineer Dual-Bewässerungscomputer BWC-510

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Die Bewässerungstechnik (90 Euro) von Pearl-Eigenmarke Royal Gardineer ähnelt stark der von Hombli, weil unter der Haube der Unterbau von Tuya steckt. Im Unterschied zu Hombli verbaut Pearl in diesem Modell jedoch zwei Auslässe, sodass sich genauso viele Wasserkreisläufe getrennt bedienen lassen. Verbindungsstücke für die zwei zu koppelnden Schläuche fehlen ebenso wie die vier nötigen AA-Batterien.
Der Wassercomputer nutzt ein Funkprotokoll auf 433-MHz-Basis. Er braucht für einen Smartphone-Kontakt ein WLAN-Gateway, das wie ein Zwischenstecker aussieht. Die Hersteller-App Elesion gibt es für iOS und Android. Die manuelle Bedienung ist einfach, Automatikregeln benötigen etwas mehr Einarbeitung. Maximal drei tägliche Bewässerungszyklen nach Uhrzeit oder pünktlich zur Dämmerung sind möglich. Ist Regen angekündigt, lässt sich das Wässern 24 bis 72 Stunden pausieren. Willst Du die Bodenfeuchte berücksichtigen, lässt sich der Sensor NX-6478 von Royal Gardineer ergänzen (25 Euro).
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