Nahverkehr und Shopping getestet

Hongkong: Die Apple-Pay-Probleme mit der Octopus-Karte

Eigentlich ist die Octopus-Karte in Hongkong eine praktische Sache. Man bezahlt in Bus und Bahn simpel seine Tickets und kann sogar in vielen Geschäften damit einkaufen gehen. Eine Karte für alles sozusagen. Die Octopus-Karte gibt es praktischerweise auch für Apple Pay. Doch nachdem wir dies ausprobiert haben, können wir davon nur abraten – Apple Pay ist teurer.

 

Startbildschirm der App mit Figuren und einer Karte darunter.

Die Octopus-Karte kann auch per Apple Pay genutzt werden. (Screenshot: Handyhase.de)

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Octopus-Karte ist ein praktisches Bezahlsystem in Hongkong
  • Mit Octopus über Apple Pay/Apple Wallet sorgt aber für extra Kosten
  • Alternativ kannst Du oft mit Visa, Mastercard und Co bezahlen, musst aber aufpassen

Wenn Du nach Hongkong reist, dann wird Dir eines sicher schnell auffallen. Es gibt dort nämlich die sogenannte Octopus-Karte. Das ist eines der ältesten kontaktlosen Bezahlsysteme weltweit, das auch im Nahverkehr genutzt werden kann. Busan hatte das Erste anno 1996 und in Deutschland gab es mit dem BVG Tick.et einen erfolgreichen und doch gescheiterten Versuch. In Hongkong, wie in vielen anderen asiatischen Städten, ist ein solches System schnell im Alltag angekommen. Und so kannst Du heute damit die Fahrten beispielsweise in Bussen, Bahnen (Metro, Hongkong MTR) und Straßenbahnen (Hongkong Light Rail Transit) und den Doppeldecker-Straßenbahnen (Hongkong Tramways) bezahlen. Auch die unzähligen Fähren nehmen Octopus an.

Es lohnt sich also auch für Dich, als Tourist eine Octopus-Karte anzulegen. Du kannst etwa Deinen Kindern eine Karte geben, die dann günstiger ist. Das Hinterlegen des Status Kind bei einer typischen Kredit- oder Debitkarte (Brno macht das) ist jedenfalls außergewöhnlich und das ständige Kaufen von Einzeltickets (mit Bargeld wohlgemerkt) nervt eines Tages.

Das Octopus-Bezahlsystem ist zudem rasant; Karte auflegen, wegziehen und fertig. Kreditkarten, dazu kommen wir später noch, sind deutlich langsamer. Idealerweise könntest Du die Octopus-Karte auch in Deiner Smartphone-Wallet hinterlegen. Wir haben das mit Apple Pay gemacht, was nicht so einfach ist.

Octopus in der Apple Wallet nur über Umwege

Wenn Du in der Wallet eine Karte hinterlegen willst, dann geht das normalerweise recht einfach. Du startest die Wallet, drückst auf das Plus-Symbol und suchst in den weiteren Schritten die Hongkong-Octopus-Karte im Nahverkehrsbereich der Apple Wallet aus. Normalerweise weist das iPhone Dich sogar darauf hin, sobald es erkennt, dass Du in Hongkong bist.

Doch beim Hinzufügen hatten wir ein Problem. Die Apple Wallet behauptete, wir müssten noch eine Bezahlkarte hinterlegen. Drückt man darauf, dann wird man zu diversen Kartensystemen geführt. In unserem Fall dachten wir, es gibt wohl einen Fehler. Also fügten wir einfach eine neue Visa-Karte hinzu, obwohl wir einen großen Stapel an Karten in der Wallet hatten. Doch das klappte trotzdem nicht. Die Octopus-Karte ließ sich nicht einrichten. Die Rätsellösung: Du brauchst eine Kredit- oder Debitkarte aus Hongkong, damit das funktioniert. Diese wirst Du als typischer Tourist aber kaum bekommen.

Um das Problem zu umgehen, musst Du eine App installieren: die Octopus App for Tourists. Diese arbeitet als Vermittler zwischen Apple Pay und dem Octopus-System. Mit dieser App kannst Du dann die virtuelle Octopus-Karte installieren. Das kostet Dich erst mal 50 Hongkong Dollar (HKD) für die Karte selbst und dann noch einmal 100 HKD für die Erstaufladung als Guthaben. Das reicht in der Regel für ein paar Tage in der Stadt.

 

Screenshot der Octopus-App mit negativem Betrag.

Die Octopus for Tourists braucht leider eine App. (Screenshot: Handyhase.de)

Das Problem ist hier aber: Du kannst zwar in Euro bezahlen, doch die App macht das zu einem ungünstigen Umrechnungskurs. Für 100 HKD Guthaben plus die 50 HKD für die virtuelle Karte hat uns Octopus 17,29 Euro abgebucht. Das ist fast ein Euro mehr als der reguläre Umrechnungskurs (16,39 Euro). Die 50 HKD sind übrigens nicht nur der Kaufpreis für die Karte, sondern auch ein Puffer. Du kannst nämlich mit der Octopus-Karte durchaus mal ins Minus rutschen. Das erlaubt das System, wie Du oben im Screenshot gut sehen kannst.

Die App erlaubt aber kein Abbuchen in Hongkong Dollar, obwohl wir etwa mit unserer Revolut- oder Curve-Karte in der Stadt ständig in HKD bezahlt haben. Solange wir das Fremdwährungslimit nicht erreichen, ist das sogar kostenlos. Aber Octopus arbeitet lieber mit Aufschlägen und sperrt den Hongkong Dollar.

Das Ganze gilt übrigens auch für Google Pay. Wie die Octopus-Webseite hinweist, brauchst Du auch mit einem Android-Smartphone eine in Hongkong ausgestellte Mastercard oder Visa-Karte.

Das finden wir ziemlich ärgerlich. Normalerweise lässt sich eine Nahverkehrskarte in der Apple Wallet vergleichsweise leicht hinzufügen. In anderen Städten gelang uns das schon. Die Navigo-Karte, die Handyhase auf dem iPhone getestet hat, macht solche Spielchen beispielsweise nicht. Selbiges gilt für unsere japanischen Karten Pasmo und Suica oder die Clipper aus San Francisco.

Lieber eine Octopus-Plastikkarte kaufen

Es ist also meist sinnvoller, eine Octopus-Plastikkarte zu kaufen und zu laden, weil das Geld spart. Du hast hier drei Möglichkeiten, die sich in der Praxis nicht unterscheiden. Es gibt eine Touristen-Octopus-Karte und eine normale Octopus-Karte. Wir haben beide und haben keine Unterschiede sehen können. Zwischen 170 und 200 HKD kostet diese. 50 HKD sind auch hier der Kaufpreis für die Karte.

Drei Octopus-Karten übereinandergestapelt.

Die Octpous-Karten von oben nach unten: Touristen-Karte, Standard-Karte und die Kombikarte, die auch in China funktioniert. (Foto: Andreas Sebayang/Handyhase.de)

Normalerweise bekommst Du die Octopus-Karten auf jedem größeren Bahnhof am Schalter. Die Touristenversionen mit einem anderen Design gibt es an Einreisepunkten. Mitunter geben Hotels diese auch aus. Das ist aber eher selten und zuweilen an Aktionen der Hotels gebunden.

Eine Alternative ist die China T-Union Card. Die kostet nur 39 HKD und kommt erst einmal ohne Guthaben. Du sparst ein wenig mehr als einen Euro mit dieser Karte. Die Karte gibt es auch in Convenience Stores, die überall in der Stadt verteilt sind und häufig auch in U-Bahn-Stationen zu finden sind. Siehst Du einen 7-Eleven, Circle K oder die Tee-Shops von Hung Fook Tong, kannst Du nach der Karte fragen und sie gegebenemfalls auch gleich aufladen.

An einigen wenigen Stellen verkauft auch die Hongkong MTR diese Karten. Das gilt etwa für den Flughafen und den High-Speed-Rail-Bahnhof Hongkong West Kowloon. Theoretisch kannst Du diese mit einer Mastercard oder Visa-Karte kaufen. Bei unserem Besuch war die Funktion aber deaktiviert.

Die T-Union-Karte hat den Vorteil, dass Du sie auch in Macau und Festland-China einsetzen kannst. Das haben wir aber noch nicht ausprobieren können, sie ist nämlich vergleichsweise neu.

Alle Möglichkeiten, wie Du an eine Octopus-Karte oder die T-Union-Karte kommst, listet die Webseite auf. Um es kurz zu machen: Irgendwie kommst Du auf jeden Fall an eine Karte.

Visa und Mastercard als direkte Alternative

Es gibt noch eine weitere Alternative, um in Hongkong mit dem Nahverkehr zu fahren. Mittlerweile hat die Stadt in Bussen und Bahnen EMV-Lesegeräte installiert. EMV ist der Standard, den die meisten Kredit-, Debit oder Prepaid-Karten unterstützen, also etwa Mastercard oder Visa. Konkret kannst Du das kontaktlose EMV-System nutzen, auch bekannt als EMV Contactless (PDF). Du erkennst diesen Standard an dem Wellensymbol:

EMV-Symbol mit diversen Kreditkarten-Schemata drumherum.

Das Wellensymbol zeigt an, dass Du kontaktlos bezahlen kannst. (Bild: EMVco)

 

Hat Deine Bezahlkarte das Logo auch, dann kannst Du diese einfach an das Lesegerät in der Bahn oder am Bus ranhalten. Das gilt natürlich auch für das Bezahlen per NFC. Manche Smartphones haben noch ein N-Symbol auf der Rückseite, Sony handhabt das etwa noch so. Mit NFC kannst Du EMV emulieren, sodass etwa in Apple Pay und Google Pay hinterlegte Bezahlkarten meist funktionieren.

In der Stadt gibt es aber große Unterschiede. Die Hongkong MTR unterstützt etwa nur Visa, Mastercard und Unionpay:

Werbung mit den Bezahlsystemen.

Blaue Ticketgates unterstützen in der HK MTR auch einige Kredit- und Debitkarten. (Bild: Hongkong MTR)

Besonders flexibel sind hingegen die bei Touristen beliebten Doppeldecker-Straßenbahnen. Die sehen zwar altbacken aus, durchaus mit Absicht, sind es aber technisch nicht. Stolze 14 Bezahlsysteme kannst Du in den Zügen nutzen. Darunter auch Systeme wie Samsung Pay und Huawei Pay.

Doppeldecker-Straßenbahnen in der Nacht.

Die Straßenbahnen in Hongkong unterstützen nicht nur Octopus-Karten. (Foto: Andreas Sebayang(Privat)

Beachte, dass in Ländern mit Bezahlsystemen wie Octopus in vielen Fällen ein zweites Lesegerät direkt daneben oder davor installiert ist. Du musst also auf den richtigen Leser Deine Kreditkarte kurz auflegen. Aber Obacht! Informiere Dich vorher, was Deine Bezahlkarte im Auslandseinsatz kostet.

Gerade Neobanken wie Revolut, N26 oder Curve sind begrenzt kostenlos. Manche schlagen aber am Wochenende zu oder wenn Du ein Limit überschritten hast. Einige traditionelle Banken können sogar mit einem fixen Aufpreis arbeiten. Wenn Du umgerechnet 50 Cent für einen Bus bezahlst, sich die Bank aber nochmal 50 Cent als Auslandsgebühr nimmt, kann es Dir teuer zu stehen kommen.

Rote Minibusse warten auf ihren Einsatz in einer engen Gasse.

Für die roten Minibusse braucht es eine Octopus-Karte. (Foto: Andreas Sebayang/Privat)

Ein bisschen komplizierter wir die Sache, wenn Du die Minibusse (Public Light Bus) nutzen willst. Hier ist eine Octopus-Karte noch wichtig. Bei den roten Bussen musst Du sogar damit rechnen, Bargeld dabei zu haben. Diese Busse sind aber eigentlich eher für die einheimische Bevölkerung. Es macht aber Spaß, mit diesen zu fahren, denn das Fahrpersonal fährt etwas gewagter mit den Minibussen durch die Stadt.

Auch die vielen Fähren brauchen entweder Octopus oder Bargeld. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sich das in Zukunft ändert.

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Profilbild von Andy
Andy ist seit September 2023 ein kleines Teilzeit-Rädchen (Häschen?) im Handyhase-Team. Bereits seit 2005 ist er schon als IT-Journalist tätig und war mal Sysadmin. Er hat einen Hang zu sehr besonderen Themen und Gesellschaft. Durch viele Reisen sind aber auch das Thema Flug und Zug zum Spezialgebiet geworden, das er in anderen Publikationen abdeckt.

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