Huawei Open-Ears im Test

Ausprobiert: Was leisten die Huawei FreeArc-Open-Ear-Kopfhörer?

Die FreeArc-Open-Ear-Kopfhörer sollen die Ohren für die Umgebung empfänglich halten und zugleich überzeugenden Sound im Alltag oder beim Sport bieten. Wir klären, was die Huawei-Ohrhörer leisten.

Huawei FreeArc – Header

Das Wichtigste in Kürze

  • Die FreeArc von Huawei sind Open-Ears, die Geräusche der Umgebung durchlassen und trotzdem guten Sound bieten wollen.
  • Die Bauform ist ungewöhnlich, der Sitz aber sicher.
  • Schwächen zeigen sich bei der App, Telefonaten und der Gestensteuerung.

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Open-Ears sind eine etwas spezielle Unterart der Bluetooth-Kopfhörer. Der Träger soll mit ihnen einerseits akustisch mit der Umgebung verbunden bleiben und etwa Gesprächen problemlos folgen können, zugleich wollen sie aber auch ein möglichst gutes Kopfhörererlebnis schaffen – ein Balanceakt, der nicht nur schwierig klingt, sondern es auch ist.

Die FreeArc von Huawei sollen beides ermöglichen. Können die Open-Ears das Versprechen halten? Wir haben die Kopfhörer ausprobiert.

Case & Verarbeitung

Die FreeArc liegen zum Aufladen in einem recht großen, quadratischen Case. Dessen Verarbeitung und insbesondere der Klappmechanismus wirken recht robust. Naturgemäß ist ein Case mit einem recht großen, dünnen Deckel anfällig gegen versehentliches Abbrechen. Den Kopfhörern, die per USB-C geladen werden, liegt kein Kabel im Lieferumfang bei. Man kann das aus ökologischen Gesichtspunkten begrüßen, allerdings bleibt der Umstand, dass Kunden unter Umständen kein passendes Ladekabel besitzen, ein Minuspunkt.

Huawei FreeArc - Case

Case der Huawei FreeArc (Foto: Handyhase)

Die Ohrhörer selbst sind mit Silikon ummantelt und begrenzt biegsam, was sie auch sein müssen, dazu später mehr. Dank IP57-Zertifizierung kommen sie mit Regen und Schweiß klar. Mit den richtigen (sanften) Einstellungen sollen zwischen fünf bis sieben Stunden Laufzeit drin sein, die das voll geladene Case auf 28 Stunden verlängern kann.

Inbetriebnahme

Die Kopplung am iPhone funktioniert erst nach einigen Anläufen. Zunächst erscheinen die Kopfhörer nicht in der Suche nach Bluetooth-Geräten. Nach gelungener Kopplung lassen sich die Kopfhörer regulär nutzen, zunächst auch ohne App. Diese brauchen wir aber, um erweiterte Einstellungen vorzunehmen, woraus sich aber umgehend einige weniger optimal gelöste Aspekte ergeben.

Huawei FreeArc – Bluetooth-Kopplung

Huawei FreeArc im Kopplungsmodus (Bild: Huawei)

Die App(s) zu den Huawei FreeArc im Test

Um bestimmte Einstellungen der FreeArc anzupassen, ist zwingend eine App von Huawei nötig. Im Beiblatt wird hier auf die HUAWEI AI Life-App verwiesen, die Huawei Audio Connect App kann allerdings offenbar auch verwendet werden. Die für unseren Test genutzte App HUAWEI AI Life erfordert zwingend eine Anmeldung mit einer Huawei-ID. Das ist ärgerlich, zumal der Nutzer gedrängt wird, nach der Registrierung mittels E-Mail-Adresse noch weitere Angaben einschließlich der eigenen Rufnummer zu machen. Für Kunden mit Sorgen um den Datenschutz bei chinesischen Konzernen kann dieser Umstand ein Minuskriterium sein, zumal die Konkurrenz zeigt, wie es besser geht. Natürlich ist die Versuchung für Unternehmen groß, die eigenen Produkte mit einem Accountzwang zu versehen. Für einige Anwendungszwecke ist ein Kundenkonto sinnvoll, wenn nicht unverzichtbar, für viele andere Aspekte der Nutzung gilt das jedoch nicht.

Die Huawei AI Life App für iOS – Screenshot

Die Huawei AI Life App für iOS – Screenshot

Nach der Anmeldung kann der Nutzer die FreeArc in Grenzen konfigurieren, doch zunächst will die App ein Firmware-Update machen. Hierzu müssen sich die Kopfhörer im Case befinden. Positiv ist: Anders als bei einigen Modellen geht das Update recht zügig. Innerhalb weniger Tage erhielten wir gleich das nächste Update angeboten, ob die Update-Intervalle immer so kurz ausfallen, können wir nicht sagen.

In der App kann der Equalizer genutzt und etwa eine Verstärkung von Bass und Höhen eingestellt werden, eine sehr wichtige Einstellung, denn erst nach einer Anpassung hier wird der Klang halbwegs annehmbar. Auch die Gestenbelegung lässt sich in der App anpassen, wenn auch nur in recht engen Grenzen.

Die Option „Gerät finden“ soll beim Auffinden verlorener Kopfhörer helfen, indem das Case einen Signalton abspielt; dazu muss eine aktive Bluetooth-Verbindung zum gekoppelten Smartphone bestehen. Allerdings unterstützen nur ausgewählte Huawei-Kopfhörer diese Funktion – die FreeArc gehören nicht dazu. Dennoch wird die Option in der App bei aktiver Kopplung angeboten und – führt zu einer Fehlermeldung.

Tragekomfort der Huawei FreeArc im Test

OpenEars zählen noch immer ein wenig zu den Exoten unter TWS-Kopfhörern, die Bauformen stechen heraus und passen nicht zu allen Ohren, auch wenn die Hersteller das gern behaupten. Wir empfanden das Anlegen der Kopfhörer, die hinter / um das Ohr geschlungen werden müssen, als wenig intuitiv. Mehrere grundsätzlich mit dem Umgang mit Bluetooth-Headsets vertraute Testträger mussten zunächst einige Momente überlegen, bis sich der korrekte Sitz erschloss; die Gewohnheit dürfte hier nach einiger Zeit einsetzen.

Huawei FreeArc im geöffneten Case

Die Huawei FreeArc im geöffneten Case (Foto: Handyhase)

Die FreeArc fühlen sich leicht am Ohr an und lassen die Ohren für Umgebungsschall konstruktionsbedingt weitgehend frei. Gefühlt sitzen sie dabei immer etwas locker, fallen aber dennoch nicht herunter, wobei wir kein bewegungsintensives Workout mit den Kopfhörern gemacht haben, was laut Hersteller ebenfalls problemlos möglich sein soll.

Die Kopfhörer sind bedingt biegbar, dadurch soll sich die Klangeinheit an der optimalen Position platzieren lassen. Unserer Erfahrung nach stimmt das nur teilweise. Wirklich perfekt ist die Positionierung nie und sie muss bei Bewegung des Trägers auch regelmäßig nachjustiert werden.

FreeArc-Gestensteuerung

Auch die FreeArc verfügen, wie die meisten modernen TWS, über eine Gestensteuerung, die auf Touch- und Streichgesten setzt. In der Standardkonfiguration kann der Träger über Streichgesten die Lautstärke regeln, per Doppeltipp Anrufe annehmen und auflegen beziehungsweise die Wiedergabe starten/pausieren und durch dreifaches Tippen zum nächsten Titel springen. Langes Halten ruft den Sprachassistenten auf. Die Gesten funktionieren zuverlässig, die Lautstärkeregelung erfordert etwas Übung.

Huawei FreeArc – Box

Die Schachtel der Huawei FreeArc (Bild: Huawei)

Eher ungünstig: Eine Möglichkeit, einen Titel zurückzuspringen, gibt es in der Standardkonfiguration nicht, dies lässt sich über die Verwaltung der Gestensteuerung in der App einstellen, allerdings auch nur, wenn linker und rechter Ohrhörer verschiedene Gesten nutzt, sonst würde man sich die Option, zum nächsten Titel zu springen, verbauen: Die Huawei FreeArc weichen von der weitverbreiteten Belegung des Zweifachklicks für den nächsten und Dreifachtipp für den vorigen Track ab und das lässt sich auch nicht manuell ändern.

Wie klingen die Huawei FreeArc im Test?

Open-Ears sollen den Umgebungsschall ans Ohr lassen und bringen naturgemäß keine sonderlich wuchtigen Bässe mit sich. Generell darf an die akustische Leistung bei dieser Bauform nicht derselbe Anspruch angelegt werden, wie an ein In-Ear- oder Over-Ear-Produkt, eine aktive Geräuschunterdrückung macht naturgemäß keinen Sinn. Dennoch wirkt das Klangbild zunächst erschreckend dünn und blutleer. Über die App kann per Equalizer eine Verstärkung von Höhen und Bass aktiviert werden, was wir umgehend tun. Das hilft schon etwas und fortan liefern die Ohrhörer einen zumindest annehmbaren Sound.

Huawei FreeArc im Test – Explosionszeichnung

So sehen die Huawei FreeArc im Test von innen aus (Bild: Huawei)

Irritierend: Bei Telefonaten oder Videokonferenzen fällt die Wiedergabe wieder in eine immens breiige, gequetschte Akustik ohne Volumen zurück.

Telefonate mit den FreeArc

Telefonieren bildet stets eine Herausforderung für alle TWS-Modelle und, seien wir ehrlich, wirklich glänzen kann hier kaum ein Produkt. Zumeist leidet die Person am anderen Ende der Leitung unter der mehr oder weniger miesen Qualität bei Anrufen. Die FreeArc machen hier leider keine Ausnahme: Während der Träger die bereits angesprochene dürftige Sprachqualität erlebt, ist er für die andere Seite nur schwer zu verstehen. Auch in stillen Räumen klingt Sprache verzerrt und das Zuhören strengt schnell an. Nebengeräusche wie ein fließender Wasserhahn machen sinnvolle Dialoge schnell unmöglich.

Auch verloren die Kopfhörer im Test vereinzelt die Verbindung zum Smartphone und das schon nach wenigen Metern in einem Nachbarraum.

Kleine Ungereimtheiten

Die FreeArc besitzen keine Ohrerkennung. Werden sie abgenommen, bleiben sie zunächst weiter mit dem Smartphone verbunden und eine aktive Wiedergabe läuft weiter. Die Verbindung wird erst getrennt, wenn sie in das Case gelegt werden und dieses geschlossen wird. Umgekehrt verbinden sie sich sofort, sobald das Case geöffnet wird, das empfinden wir als unglücklich.

Es fällt zudem eine extreme Latenz bei den Huawei FreeArc auf. Dies ist grundsätzlich bei vielen Modellen ein Problem, hier jedoch besonders ausgeprägt. Gaming, Ton- oder Videobearbeitung wären nicht praktikabel. Die Reaktionsgeschwindigkeit der Gestensteuerung ist angemessen.

Fazit & Preis

Die Huawei FreeArc eignen sich zur Berieselung mit Musik oder Podcasts bei Alltagstätigkeiten, wenn die Umwelt und Gespräche in der Umgebung hörbar bleiben sollen.

Telefonate sollte man auf kurze Absprachen im Stichwortcharakter beschränken. Huawei stellt offenbar recht häufig Firmware-Updates bereit, ob diese die Performance zukünftig noch verbessern, muss hier ungeklärt bleiben. Fehlende Ohrerkennung, die etwas unpraktisch voreingestellte Gestensteuerung und die dürftige Anrufqualität schmälern den Gesamteindruck.

Die Huawei FreeArc sind zu Preisen ab 99 Euro etwa bei Amazon erhältlich.

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Profilbild von Roman van Genabith
Roman ist Journalist in Bielefeld und schreibt seit etwa zehn Jahren zu Themen aus den Bereichen Technologie und Gadgets. In den letzten Jahren lag sein Schwerpunkt auf den Produkten und Diensten von Apple.

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