Nokia 9 PureView im ersten Test: Flaggschiff-Kamera mit 5 Augen ohne nervigen Kamera-Buckel – beste Smartphone-Kamera?

  • aktualisiert am 08.04.2019
Das Nokia 9 PureView mit gleich 5 Kamera-Sensoren soll an alte Erfolge der Nokia-N-Zeiten anknüpfen. Wir haben uns das Penta-Cam-Modell angeschaut und waren sichtlich angetan. Welche Vor- und Nachteile das Nokia 9 PureView 9 im Test hat, erfährst Du hier.
Nokia 9 PureView Test

Das Nokia 9 PureView im Test ist erfrischend altmodisch im Design (Foto: handyhase.de)

Nokia 9 PureView Test: 5 Augen sehen besser?

Eins vorneweg: Wir hatten auf dem MWC 2019 die Gelegenheit, das Nokia 9 PureView etwas näher anschauen zu können. Vor Ort war wie üblich bei solchen Geräten noch eine Vorserien-Firmware installiert. Mit der finalen Firmware kann sich daher im Detail noch so einiges ändern!

Nokia 9 PureView vs Samsung Galaxy S10, Huawei P30 & Xiaomi Mi 9 im Vergleich: Mit 5 Augen gegen die Konkurrenz

Nokia 9 PureView Design: Understatement mit Charakter

In Sachen äußerer Erscheinung ist das Nokia 9 PureView im Test erfrischend anders als die meiste Konkurrenz. Die Finnen streben nicht danach, ein möglichst großes Display in einem kleinen Rahmen zu pressen. Vielmehr herrscht Symmetrie an den Displayrändern vor: Schmale Seiten und deutliche Ränder oben sowie unten. Ebenfalls erfrischend ist, dass das Display ist nicht gebogen ist. Edge-Kanten, wie sie bei Samsung, Huawei und mittlerweile einigen anderen Herstellern vorkommen, gibt es beim Nokia 9 PureView nicht.

Störend herausragen war gestern

Eine weitere Besonderheit beim Nokia 9 PureView ist zweifelsohne die Penta-Kamera. Diese ist flach und ohne Kamerabuckel in die Rückseite eingelassen. Damit hat das Highend-Smartphone eine Besonderheit, die es so eher selten in der Oberklasse zu sehen gibt.

Nokia 9 PureView Test

Keine herausragende Kamera: Das Nokia 9 PureView Test ist flach (Foto: handyhase.de)

Ansonsten spiegelt sich im Handling Premium-Feeling durch und durch wieder. Übergänge sind sehr weich und es gibt keine harten Kanten. Lediglich Fingerabdrücke und andere fettige Hinterlassenschaften zieht die Rückseite aus Glas regelrecht magisch an, aber das Probleme haben auch fast alle Konkurrenten. Ein Putztuch ist eine verdammt gute Idee, wenn nicht ohnehin schon vorhanden.

Display: Kräftig ohne zu überstrahlen

Das pOLED-Display des Nokia 9 PureView misst 6 Zoll in der Diagonale und löst mit scharfen 1440 mal 2880 Pixel auf. Die Darstellung hat uns sehr im Test gefallen. Der Bildschrim gibt die Schrift und Icons scharf wieder, ist kräftig im Kontrast, ohne dabei unnatürlich zu wirken, und auch die Blickwinkel sind famos. Ob das Display auch im Freien unter voller Sonne gut ablesbar ist, wird erst der richtige Test zeigen können. Dank OLED-Technik ist Schwarz auch wirklich Schwarz.

Nokia 9 PureView Test

Edge-Gegner werden am Nokia 9 PureView im Test ihre Freude haben (Foto: handyhase.de)

Kamera: 5 mal dieselbe Linse

Mit der Kamera geht HMD Global beim Nokia 9 PureView Test einen gänzlich neuen Weg im Vergleich zur Konkurrenz. Anstatt mehrere Kameras mit verschiedenen Objektiven und damit Einsatzzwecken zu verbauen, kommt dieselbe Kamera gleich fünfmal zum Einsatz. Drei davon nehmen in Farbe auf, die verbleibenden Zwei nur Schwarz-Weiß. 12 Megapixel reichen nach Ansicht der Nokia-Ingenieure aus, kombiniert mit einer f/1.8 Blende. Einzig ein ToF-Sensor (Time of Flight) für Tiefeninformationen rundet das Kamera-Paket ab. Das eigentliche Foto-Voodoo erfolgt über die Software, die zum Teil unerfreulich lange zum Speichern der Fotos benötigt.

Enttäuschung macht sich breit, Software-Updates geben Hoffung

Die Fünfach-Kamera des Nokia 9 PureView packt die Aufnahmen aller fünf Einzelkameras von immerhin theoretisch bis zu 240 Megapixel zu einem einzigen Bild zusammen. Dies soll laut HMD Global Helligkeit, Schärfe, Detailgrad und Dynamikumfang deutlich verbessern. Bei unseren Versuchen sorgte der Ansatz jedoch für Unverständnis: Die gepriesenen Vorteile waren nicht zu sehen. Eher das Gegenteil ist bei der manuellen Vergrößerung ans Tageslicht gekommen. Ein leichter Grauschleier, geringer Detailgrad und ein durchwachsender Scharfzeichner zeigten erste Probeaufnahmen. Hoffentlich ist dies nur der Lichtsituation vor Ort geschuldet und die finalen Geräte haben einen deutlich Sprung nach vorne zu verzeichnen. Zumal es noch Software-Updates für die Kamera-Funktionen gibt.

Nokia 9 PureView Handson

Highlight ist natürlich die Penta-Kamera des Nokia 9 PureView (Foto: handyhase.de)

Nachbearbeitung mit Profitools

Immerhin lässt sich einstellen, dass das Nokia 9 PureView Fotos im Adobe DNG-Format aufnimmt, sprich in ihrer Rohfassung speichert. Diese lassen sich direkt auf dem Android Smartphone mit Hilfe von Adobe Lightroom nach bearbeiten, ohne den Umweg über einen PC gehen zu müssen. Jedoch dauert das Speichern der Fotos im RAW-Format seine Zeit, ebenso das Laden zur digitalen Nachbearbeitung. Hoffentlich passt HMD Global diesen Teil der Firmware noch an und verbessert die Leistung und damit die Benutzererfahrung drastisch.

Leistung des Nokia 9 PureView im Test

Im Bereich Leistung gibt es am Nokia 9 PureView im Test absolut nichts zu beanstanden. Apps reagierten flott, es gab keinerlei Ruckler oder sonstige Aussetzer bei öffnen von Apps oder dem Spielen von grafikintensiven Games. Der Arbeitsspeicher mit 6GB RAM und 128GB interne Speicherkapazität lassen nur wenige Wünsche offen. Im Test des Nokia 9 PureView reagierte alles sehr zügig, bis auf eines: Die Vorschau in der Kamera-App. Einmal mehr kommt jedoch die Vorgänger-Generation von Qualcomms aktuellem Top-Chip zum Einsatz. Vor Ort wurde uns verraten, dass dies an der langen Entwicklungszeit des Nokia 9 PureView liegt.

Software: Pures Android, wie es sein sollte

Ausgeliefert wird das Nokia 9 PureView mit Android 9 Pie, welches von keiner zusätzlichen Hersteller-Oberfläche verunstaltet wird. Auch Bloatware-Apps fanden sich nicht wieder. Kein Wunder, das Nokia 9 PureView ist ein Teil von Android One und hat damit ein nahezu nacktes Android-Betriebssystem. Zusätzlich hat sich HMD Global bereits einen hervorragenden Namen im Bezug auf die Update-Unterstützung gemacht.

Nokia 9 PureView Handson

Nacktes Android führt auch zu einer geringen Speicherbelegung ab Werk (Foto: handyhase.de)

Akku

Wie heutzutage üblich, ist der Akku beim Nokia 9 PureView fest verbaut und lässt sich per Fast Charging schnell wieder mit frischer Energie vollpumpen. Mittels USB Typ-C wird aufgeladen, Daten auf den PC geschaufelt und auch Musik gehört. Wie lange das Nokia 9 PureView mit einer Akkuladung durchhält, wird erst der finale Test zeigen können. Zumindest sank die Energie nicht rapide während der ersten Gehversuche mit dem Android-Smartphone.

Vorläufiges Fazit zum Nokia 9 PureView im Test: Viel hilft nicht immer viel

Das mehr Kameras automatisch zu besseren Fotos führen, dürfte das Nokia 9 PureView im ersten Test mit seiner Penta-Kamera co-engineered mit dem Traditionsunternehmen ZEISS wiederlegen. Die Kamera hinterlässt tatsächlich unfertigen ersten Eindruck. Dieser ist mit Sicherheit Problemen mit der Kamera-Software aufzulasten, hier will Nokia aber alles mit einem Update noch verbessern. Da das Zusammenspiel der fünf Kameras stark auf der verwendeten Software basiert, bleibt hier noch Hoffnung auf eine deutliche Verbesserung. Immerhin: 649 € unverbindliche Preisempfehlung lassen das Nokia 9 PureView schon wieder attraktiver erscheinen. Zumal hier wirklich feinste Hardware und Technik eingebaut sind.

Profilbild von Stefan
Der Hardware-Hai Stefan hat seine Mobilfunk-Anfänge schon weit vor seinem Studium der Angewandten Informatik unternommen. Seitdem hat sich das Hobby zum Beruf gewandelt und während des Studiums erfolgte 2012 der Einstieg in die Blogger- & Redaktions-Welt.