Erfahrungsbericht: Unterwegs mit der eSIM von Yesim
Das Wichtigste in Kürze
- Die Yesim-eSIM funktionieren weitgehend problemlos
- Die App arbeitet nicht ideal
- Teilweise bekommt man eine polnische IP zugewiesen
Mit Yesim gibt es auf dem Markt der Reise-eSIM-Anbieter einen weiteren Mitspieler, der in den letzten Wochen den Funktionsumfang erfreulicherweise deutlich erweitert hat. Denn Yesim hat im Laufe des Junis ein großes Update durchgeführt und wir haben die Lösung für rund zwei Monate benutzt. Anfangs konnten wir nur eine eSIM verwenden. Danach unterstützte Yesim aber auch Multi-SIM und vor allem mehrere Tarife. Auf diese Vor-Update-Ära gehen wir daher nur kurz ein. Um es vorwegzunehmen: Yesim ist durch das Update deutlich besser geworden.
Für den Test hat uns Yesim ein Guthaben von rund 100 Yesim-Coins zur Verfügung gestellt. Das ist Yesims interne Währung, die im schlechtesten Fall 100 Euro entspricht. Wer größere Pakete bestellt, bekommt aber Rabatt, was ein wenig unübersichtlich wirkt. Als Folge haben wir das Geld in zwei Monaten auch nicht ausgeben können. Wir haben immer noch 32 Ycoins, trotz einiger experimenteller Käufe.
Getestet haben wir mit einem Google Pixel 9a während wir parallel die Revolut-eSIM auf dem iPhone verwendeten sowie eine Pelago-Frewie-eSIM aus Singapur auf dem iPad Air. Ebenfalls im Einsatz war zwischenzeitlich die Holafly-eSIM. Der Test der Yesim-eSIM unter Windows 11 fand auf einem Thinkpad X13s statt.
Der Anfang mit Yesim war schwer
Ohne das Update hat uns Yesim im Mai/Juni noch etwas genervt. Denn es war nur möglich, einen Tarif und eine eSIM zu bekommen. Als Folge mussten wir etwa beim Übersetzen von China nach Taiwan unseren Tarif ersetzen. Das wunderte uns ein wenig, denn die Revolut-eSIM war diesbezüglich weiter und erlaubte zwei (oder vermutlich mehr) Tarife gleichzeitig auf einer eSIM.
Wir buchten also in Taiwan ein neues Paket und löschten dadurch den Rest des Volumens in China. Taiwan war zudem nicht Teil eines möglichen Asien-Pakets. Und blieb also gar nichts anderes übrig, als den Tarif zu ersetzen. Zum Glück hatten wir in China nur einen China-Tarif aktiviert. Hätten wir dort bereits ein Asien-Paket gebucht – auf unserem weiteren Plan standen Südkorea und Japan – hätten wir uns sehr geärgert.
Yesim und die Multi-eSIM mit mehreren Verträgen
Das änderte sich dann etwa Mitte Juni schlagartig. Aus einem eher mittelmäßigen Angebot wurde dann schnell ein gutes Angebot. Die Situation ist zwar nicht ideal, aber für die Praxis besser. Es bleibt dabei, dass ein Tarif auf einer eSIM immer ersetzt werden muss. Wir können die Region nun aber nicht mehr wechseln. Eine eSIM wird auf eine Region oder ein Land festgezurrt. Du kannst nun aber einfach eine zweite eSIM in der App buchen und so parallel zwei Tarife nutzen, solltest Du zwischen zwei Ländern hin und her pendeln, bei denen sich das lohnt. Es wäre natürlich schöner, wenn wir nicht jedes Mal eine eSIM installieren müssten, um einen parallelen Vertrag zu schalten. Die eSIM von Revolut kann das beispielsweise.
Dazu kommt, dass über die App auch eSIMs für andere Geräte verwaltbar sind, wenn auch mit einem kleinen Problem, auf das wir beim Thema Windows nochmal eingehen.
Die Yesim-eSIM begleitete uns während der gesamten Reise durch insgesamt elf Länder. Und hier wird es fast schon langweilig. Als wir das Asien-Pazifik-Paket aktivieren konnten, mussten wir eigentlich nichts mehr machen, außer nach 30 Tagen es noch einmal zu aktivieren. Verbindungsprobleme gab es auch nicht. Die Wahl der Netzanbieter war gut. Schön: Die Tarife mit Volumen gelten grundsätzlich im Asien-Pazifik-Raum für 30 Tage. Schlecht: Die Flatrate ist mit 12 Euro pro Tag viel zu teuer.
Die App könnte besser sein
Was uns bei der Nutzung der Yesim etwas störte, war die Art und Weise der Account-Erstellung. Die arbeitet ohne Passwörter. Stattdessen meldest Du Dich per E-Mail an und bekommst dann für das Einloggen jeweils auf Deine E-Mail-Adresse einen vierstelligen Code. Das ist ärgerlich, wenn man mal keinen Zugang zu seinen E-Mails hat. Wir haben keine Möglichkeit gefunden, aus dem Zugang einen typischen Zugang mit Passwort und Username zu generieren.
In Taiwan hatten wir dann auch kurz das Problem. Die App meldete uns plötzlich ab und wir mussten nach der E-Mail kramen. Die App braucht zudem zwingend WLAN, wenn Du einen Tarif buchen willst. Sie wird nicht automatisch ins Netz gelassen, wie das etwa bei Revolut auch ohne Tarif möglich ist. Ein schönes Komfort-Feature, das wir uns von mehr Anbietern wünschen würden.

Ausschnitt aus der Liste, welche Funktechniken und Netze im Asien-Pazifik-Paket genutzt werden. (Bild: Screenshot)
Yesim versicherte uns auf Nachfrage aber, dass man weiter an der Oberfläche arbeiten will. Insbesondere sollen die Multi-eSIM-Funktionen einfach in der Bedienung werden. Die Fortschritte, die wir bisher gesehen haben, gefielen uns so weit. Die App ist sozusagen noch im Fluss.
Plötzlich Werbung aus Polen
Während wir mit der Yesim durch die Länder reisten, bemerkten wir bei der Nutzung von YouTube manchmal ein paar Eigenarten. Vor den Videos startete plötzlich polnische Werbung in Asien. Mit deutscher Werbung hätten wir gerechnet, schließlich haben wir einen deutschen Account, doch nicht mit Werbung aus Polen.
Das passiert deswegen, weil ein Teil des Internetverkehrs, den Du verursachst, über Polen geleitet wird. Auf Nachfrage von Handyhase sagte uns Yesim: „Die polnische IP resultiert daraus, dass ein Teil unserer Server für die Traffic-Verarbeitung in Polen liegt. Dies ermöglicht uns, weltweit eine stabile und schnelle Verbindung sicherzustellen, auch wenn das Paket für eine andere Region aktiviert ist. Diese Praxis optimiert die Routenführung und verbessert die Verbindungsqualität.“ Das hat manchmal Vorteile, manchmal aber auch Nachteile.
Geoblocking mal anders
Einer der Vorteile ist, dass wir uns teilweise Inhalte anschauen können, die in Deutschland gesperrt sind. Diverse US-Fernsehanstalten sperren etwa Deutschland, nicht aber Polen. Dazu gehört der US-Sender NBC und seine Comedy-Sendung Saturday Night Live, dessen Clips Du in Deutschland normalerweise erst mit einem Jahr Verzögerung sehen kannst.
Es kann aber auch Nachteile haben. Webseiten, die Dich anhand der IP-Adresse erkennen, präsentieren Dir dann vielleicht eine polnische Webseite und Du musst dann erst einmal umstellen. Theoretisch dürfte es auch Webseiten geben, die in Polen gesperrt sind. Aus unserem Kollegenkreis wissen wir, dass manche Netflix-Serien etwa in Polen nicht verfügbar sind.
Geoblocking wird dann natürlich erst recht ad absurdum geführt. Dass NBC per YouTube nach Deutschland nicht ausstrahlen will, ist ohnehin schwer nachvollziehbar. Die gesperrten Inhalte spielt NBC nämlich mitunter über Instagram in Deutschland aus. Damit kann so eine eSIM auch mal ein Ersatz für eine VPN-Verbindung sein. Was in China gesperrt ist und wie eine eSIM hilft, haben wir bereits in einem Artikel betrachtet.
Chinas große Firewall und eSIM
Windows ist etwas komplizierter
Yesim erlaubt die Nutzung seiner eSIM auch auf Windows-Rechnern. So richtig auf die Zielgruppe ausgelegt ist das System allerdings nicht. Der Weg, den wir gegangen sind, sorgte jedenfalls für ein paar Probleme, die Du kennen solltest.
Das Erste ist die Kompatibilitätsliste von Yesim. Die kannst Du getrost ignorieren, denn Yesim pflegt diese kaum. Wir kennen diese Liste auch von anderen Anbietern und die meisten Notebooks auf der Liste sind schon älter. Ohnehin sind diese Kompatibilitätslisten eher Nichtssagen und nur zur Beruhigung. Zwar gab es mal einige Spezialfälle bei der eSIM-Kompatibilität, etwa bei frühen iPads. Doch die Geräte werden kaum noch im Einsatz sein. Trotzdem: in den meisten Fällen wird Dir nichts übrig bleiben, als die Kosten für das Ausprobieren einer eSIM zu investieren und gegebenenfalls auf die Kulanz des Anbieters zu hoffen.
Allgemein sei aber gesagt: Kann Dein Notebook mit eSIMs umgehen, dann sollte es eigentlich funktionieren. So viel Auswahl hast Du ohnehin auf dem Windows-Markt nicht. Es gibt aber noch andere Hürden, um mit Windows über ein integriertes Modem online zu gehen. Aber der Reihe nach:
Wir kaufen eine eSIM für Windows
Wir haben zunächst eine weitere eSIM in der Yesim-App auf unserem Pixel 9a gekauft. Das geht seit dem Update im Juni problemlos. Anschließend musst Du natürlich aufpassen, dass Du die eSIM nicht auf Deinem Smartphone installierst. Stattdessen gehst Du den manuellen Installationsweg und wählst die Anzeige eines QR-Codes.
Den akzeptierte Windows über die Kamera problemlos. Du kannst den Aktivierungscode freilich auch abtippen. Aber das macht überhaupt keinen Spaß.
Nachdem wir die eSIM installiert hatten, funktionierte das Profil aber erst einmal nicht. Windows sagte uns, wir sollten einen APN installieren und hier wird es schwierig. Denn die Hilfsmechanismen von Yesim widersprechen sich. Auf der Webseite heißt es etwa, die eSIM-Profile sind vorkonfiguriert, es braucht also keinen APN. Die automatisierte Chat-Hilfe gibt hingegen eine APN-Konfiguration vor.
Nichts davon funktionierte. Zudem ließen wir uns über die App helfen und die sieht den Fall eines Kaufs für Windows gar nicht vor. Wir bekamen also allerhand unsinnige Hilfestellungen. Dazu muss man allerdings sagen, dass es Microsoft auch nicht gerade gelungen ist, die Konfiguration von eSIM-Profilen einfach abzubilden. Android und iOS machen das deutlich besser. Du brauchst definitiv ein paar Windows-Basiskenntnisse, um den Kauderwelsch zu verstehen.
Doch warum funktionierte mit den ganzen Hilfsangeboten unser eSIM-Profil unter Windows nicht? Die Lösung war ganz einfach: Die eSIM wurde von uns nicht aktiviert. Normalerweise geht das in der App. Doch diese Option bot uns Yesim nicht an und auch die Hilfeseiten zeigen nicht auf das Problem einer nicht aktivierten Windows-eSIM. Windows 11 freilich auch nicht mit seiner „fehlender APN“-Fehlermeldung.
Um eine Yesim-eSIM unter Windows zu aktivieren, mussten wir uns mit einem beliebigen Browser auf der Webseite anmelden. Die Webseite entspricht zwar eigentlich der App, doch die Schaltfläche zur Aktivierung existiert nur dann.
Nachdem wir die eSIM aktiviert hatten, funktionierte dann alles wie geplant. Beim Thema Windows müsste Yesim nochmal an die Oberfläche heran. Übrigens: Wenn wir die Yesim-Webseite auf dem Notebook starten, sind die Support-Seiten etwas besser auf das Problem Windows ausgerichtet. Es gab zumindest weniger Android-Vorschläge.
Fazit: Yesim auf Reisen funktioniert gut
Mit unserem gut zwei Monate andauernden Test der Yesim waren wir insgesamt sehr zufrieden. Die größten Probleme hat Yesim mit dem großen Update im Juni von selbst beseitigt. Der Empfang war in fast allen Ländern gut und kaum zu beanstanden. Wir müssen allerdings dazu sagen, dass wir den Volumentarif getestet haben. Die Flatrates waren in unseren Augen für den Asien-Pazifik-Raum aber ein bisschen zu teuer für unseren Bedarf. 12 Euro pro Tag ist doch sehr teuer.
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