Internet in China: Was funktioniert und was nicht funktioniert – ein Erfahrungsbericht
Das Wichtigste in Kürze
- Staatliche Zensur merkt man in China schnell, vor allem im WLAN.
- Was geblockt wird, ändert sich aber recht häufig.
- Mit eSIM-Tarifen lässt sich das derzeit umgehen, VPN wird nicht gebraucht.
Als wir kürzlich mit der Revolut eSIM und dem Yesim-Angebot das Internet in China und Taiwan ausprobierten, haben wir auch in China ausgiebig das Internet genutzt. Karten anschauen, kurz Mails checken oder in Social Media surfen und Bilder posten, sind so typische Dinge, die man auch im Urlaub macht. Doch was davon funktioniert in China eigentlich hinter der großen Firewall des Landes? Erstaunlich viel. Dieser Artikel soll einige Hinweise darauf geben, wie Du weitestgehend ohne Probleme surfen kannst. Stand ist Mai 2025.
Wichtig ist hierbei: Was, wie und wo funktioniert, ist in China von vielen Faktoren abhängig. Als wir Mitte 2024 kurz einen Stopp am Shanghai Pudong Airport machten, waren andere Dinge geblockt als dieses Jahr. Unsere Beispiele dieses Jahr beziehen sich auf die Nutzung in einem Hotel und die Verwendung zweier eSIM-Tarife, einmal auf einem iPhone 13 Mini und einmal auf einem Google Pixel 9a. Zusätzlich konnten wir den Welcome Pass der Deutschen Telekom via Multi-SIM sowohl auf dem iPhone 13 Mini als auch dem iPad Air (3rd Gen) ausprobieren.
Im WLAN wird es schwierig
Doch fangen wir zunächst einmal mit dem an, womit Du als Reisender vermutlich als Erstes konfrontiert wirst: dem WLAN. Die sind oft nicht so zugänglich, wie Du es vielleicht von Europa gewohnt bist. Auf dem Flughafen funktionierte das WLAN beispielsweise gar nicht. Gelegentlich wirst Du mit einer Registrierungspflicht aber in ein WLAN kommen.
Das war etwa in unserem Hotel der Fall. Zimmernummer und Nachname reichten aber, um ins WLAN zu kommen. Das ist auch in Deutschland eine oft genutzte Methode, um die Geräte Dir zuordnen zu können, falls Du das WLAN missbräuchlich nutzt.
Doch in China funktionierte in unserem Hotel einiges grundsätzlich nicht. Manches überrascht vielleicht. Google Mail kommt beispielsweise nicht durch die Firewall des Landes. Das gilt auch für jene, die etwa Google Mail als professionelles Werkzeug für das Unternehmen nutzen. Google-Dienste, die wir getestet haben, funktionierten einfach nicht.
Es gibt aber auch Dinge, die seltsamerweise in China besser funktionieren. Apple etwa, erlaubt Dir in Deutschland nicht, das U-Bahn-System chinesischer Städte anzuschauen. Die Daten sind aber da. Hier ist Apple ein wenig übereifrig und zensiert selbst Daten.
Kurios kann es bei Spielen werden. Vergangenes Jahr hatten wir bei Clash of Clans ein lustiges Problem. Die App erkennt Deinen Standort und zensiert dann rigoros den deutschen Chat. Da die App in unserer Einstellung aber keine deutschen Wörter kennt, werden mitunter völlig normale Wörter mit vielen Sternchen versehen. Sinnlos, aber so etwas kann passieren, wenn sich ein Anbieter an einen Markt anpasst.
Im Folgenden listen wir einmal Dienste auf, die geblockt wurden, und anschließend Dienste, die nicht funktionierten.
Was in China nicht im WLAN funktionierte
Zu beachten ist, dass die Liste aus den Erfahrungen während der Freizeit entstand. Bei einem weniger als 24 Stunden dauernden Stopover war nicht für alles die Zeit vorhanden. Wir haben nicht systematisch alles getestet. Daher können wir etwa zu WhatsApp und vielen anderen beliebten Apps nichts sagen. Für WhatsApp gilt aber in der Regel dasselbe, wie für etwa Signal. Sprich, es dürfte in die Liste der nicht funktionierenden Dienste gehören. Selbiges gilt für Facebook.
- Social Media
- Bluesky
- Twitter/X
- Mastodon
- Google allgemein
- Youtube
- Mails
- Und viele weitere
- Kommunikation:
- Signal
- RCS (Rückfallebene schaltet nach einiger Zeit auf SMS)
- Nachrichtenportale
- Süddeutsche
- Heise Online
- Tagesschau
- Sonstiges
- YeSIM (startet nicht als App, Website geht aber)
- Wikipedia
Was in China im WLAN funktionierte
- Kommunikation
- Teams
- Slack
- Discord
- iMessage
- Nachrichtenportale
- Handyhase (natürlich ;))
- Tagesspiegel
- CNN
- Spiele
- Last War
- Clash of Clans
- Clash Royale
- Sonstiges
- Bing (schaltet auf Chinesisch um)
- Notifications (iOS, Linkedin)
- Apple Maps (erweiterte Funktionen in China)
Die letzte Liste hat ein paar Überraschungen. Dass CNN nicht geblockt wurde, wunderte uns doch sehr. Wir konnten uneingeschränkt das Nachrichtenportal lesen. Der deutsche Spiegel war hingegen geblockt. Das kann – wie gesagt – sich aber immer wieder ändern. Selbiges gilt auch für Werkzeuge wie Discord. 2024 hatten wir damit noch Probleme, dieses Jahr funktionierte alles.
Revolut- und Yesim-eSIM ohne Blockade
Die Einschränkungen in unserem Hotel-WLAN in China sind also für den Alltag durchaus unangenehm. Doch wie sieht es mit dem Mobilfunk aus? Die Antwort ist äußerst simpel: Es funktionierte alles, was wir ausprobierten. Ein VPN kam weder auf dem iPhone noch auf dem Pixel 9a zum Einsatz.
Beide Tarife waren ausgesprochen schnell, wir nutzten Google Maps, konnten uns auch Instagram nicht verkneifen und posteten auf Bluesky und Mastodon ein paar Bilder unserer Reise. Auch bei Nachrichtenseiten konnten wir keine Sperren ausmachen. Manche Apps erkannten sogar die Herkunft unserer eSIM-Profile und wir hatten deutsche Einstellungen.
Dass die eSIM-Tarife so unproblematisch funktionieren, ist übrigens gar nicht so ungewöhnlich. Auch in Deutschland werden eSIM-Tarife anders behandelt. Während klassische SIM-Karten aufgrund fragwürdiger Antiterrormaßnahmen einer Ausweispflicht unterliegen, braucht es für eSIM-Profile in Deutschland seltsamerweise keine Ausweispflicht.
Roaming mit dem Welcome Pass der Telekom ohne Probleme
China bot uns auch erstmals die Gelegenheit, unseren kostenlosen Welcome Pass der Deutschen Telekom zu verwenden. Das aktivierte sich in China automatisch, sodass wir gleich lossurfen konnten. Den gibt es über Magenta Moments zweimal im Jahr mit einem Abstand von mindestens 30 Tagen. Ein Gigabyte Volumen für 48 Stunden war für unsere Situation daher optimal.
Wir nutzen den Welcome Pass über unsere Multi-SIMs. Eine steckte als Haupt-SIM im iPhone. Dort wechselten wir immer wieder mal zwischen der Revolut eSIM und der Telekom-SIM-Karte. Unser iPad Air hatte nur die Telekom-SIM-Karte. Wir hatten auch noch eine SIM-Karte in unserem Windows-Notebook. Das blieb aber außer Betrieb.
Auch hier gab es keine Probleme. Alles war erreichbar, wie auch bei den eSIM-Tarifen. Klassische deutsche SIM-Karten sind also durchaus im Roaming eine Alternative. Allerdings ist die Telekom im Dauerbetrieb ausgesprochen teuer. Und eine weitere Auffälligkeit: Der Welcome Pass ist spürbar langsamer gewesen als die eSIM-Pakete von Revolut und Yesim.
Legalität von VPN-Lösungen
Viele Tipps gibt es rund um die Nutzung von VPN-Lösungen. Das ist in China so eine Sache. Formal sind sie nur in speziellen Situationen, etwa im diplomatischen oder geschäftlichen Kontext, erlaubt. Unlizensierte VPN-Lösungen sind allgemein nicht erlaubt. Chinesische Telekommunikationsanbieter bieten aber sehr wohl VPN-Lösungen an. Als Tourist wirst Du die aber wohl kaum nutzen können.
Prinzipiell drohen bei Nutzung unlizensierter VPN-Lösungen Geldbußen, doch das passiert laut einem Faktencheck der Nachrichtenagentur AFP selten. AFP ist der Frage nachgegangen, ob sogar die Todesstrafe droht, weil das so mancher Social-Media-Account verbreitete. Dem ist den Recherchen nach natürlich nicht der Fall. Es gibt aber extrem seltene Fälle von Geldbußen zwischen 20 und 50 Euro.
Noch seltener sind hohe Strafen. Haarig wird es erst, wenn jemand groß Geld mit dem Umgehen der staatlichen Zensur verdient, also kommerzielle Profite herausschlägt. Dann kann etwa laut AFP der Gewinn eingezogen werden und es droht sogar Gefängnis, wenn es systematisch gemacht wird. In der Regel, so AFP, wird die Nutzung von VPN-Zugängen von den Behörden aber toleriert, so AFP. Dank eSIM-Lösungen ist das aber eigentlich nicht notwendig.
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