Stromverbrauch im Mobilfunknetz: Wie viel Energie verbraucht das Handynetz eigentlich?

Ein Strommast in freier Wildbahn
Wichtige Faktoren für den Mobilfunk-Stromverbrauch
Welche Faktoren sind wichtig, wenn es um den Stromverbrauch im Mobilfunk-Netz geht? Netzbetreiber begründen die inflationsbedingten Preissteigerungen im Mobilfunk auch mit dem hohen Energiebedarf der Handynetze. Dass der Stromverbrauch ein Problem ist, wurde bereits erkannt, daher gibt es ja beispielsweise den Wettbewerb greenpower4tower, um nachhaltige Lösungen für das Mobilfunknetz zu finden. Doch wie hoch ist der Energieverbrauch tatsächlich?
Der verwendete Netzstandard
Inzwischen sind wir im Zeitalter der fünften Mobilfunkgeneration (5G) angekommen. Doch diese Funktechnologie ermöglicht nicht nur schnellere Downloads, sie ist auch stromsparender. Bei der Tarifwahl solltest Du das berücksichtigen, um Energie zu sparen und die Umwelt zu schonen.
Pro Stunde HD-Video entstehen via LTE etwa 13g CO2-Emissionen, nutzt Du einen 5G-Tarif nur 5g.
Das hierzulande abgeschaltete 3G-Netz war noch um einiges verschwenderischer. Wenn weder LTE (4G) noch 5G zur Verfügung stehen, schaltet das Handy auf GSM (2G) um. Diese Technologie ist zwar alt, aber ebenfalls stromsparend. Es wird weniger Energie als mit 3G verbraucht.
Allerdings eignet sich 2G aufgrund der langsamen Geschwindigkeit hauptsächlich zum Telefonieren.
Der Anwendungszweck
Je mehr Bandbreite im Mobilfunknetz beansprucht wird, desto höher fällt der Stromverbrauch aus. Mit Bandbreite sind die übertragenen Daten (angegeben in Megabit pro Sekunde, MBit/s) gemeint. Wenn Du in WhatsApp schreibst, gibt es nur eine geringfügige Datenübertragung.
Bei Video-Streaming müssen deutlich mehr Informationen übermittelt werden, was den Energiebedarf steigert.
Neue Entwicklungen beim Stromverbrauch der Netzbetreiber
Deutsche Telekom
Der Bonner Netzbetreiber hebt seine Erfolge beim Energiesparen mithilfe von PASM hervor. Dabei handelt es sich um die Power and Air Condition Solution Management GmbH. Eine möglichst exakte Strommengenplanung sei dank des Energiedienstleisters möglich. So weiß die Telekom, was welcher einzelne Standort wann an Energie verbraucht.
Das im Technikgerüst genutzt Projekt PLASMA koordiniert die stromsparenden Nutzungsszenarien und Maßnahmen. Allein in 2021 konnte die Telekom 274 GWh an Einsparungen auf diese Weise erreichen. Darunter kannst Du Dir die Menge vorstellen, welche 80.000 Haushalte pro Jahr verbrauchen. Ebenfalls spannend sind die Energy Saving Features.
Je nach Bedarf schaltet das Netz dabei bestimmte Funktionen aus, um Strom zu sparen.
Vodafone
Im Juni 2025 verkündete Vodafone, bei seinen eigenen Emissionen CO2-neutral zu sein. Damit ist explizit Vodafone Deutschland gemeint. Im Vergleich zu 2020 konnte der Betreiber durch seinen Klimaplan 93 Prozent der Emissionen senken. Das ist gut für die Umwelt und eben jener ist auch der Erfolg zu verdanken. Vodafone setzt laut eigenen Angaben hierzulande zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien.
Wind und Sonne treiben das Mobilfunknetz an. Das Unternehmen startete im Herbst 2024 eine Solar-Offensive, womit die eigenen Standorte nicht nur autark betrieben werden, sondern auch zur Stromgewinnung beitragen. In den letzten vier Jahren habe man bis zu 280 GWh eingespart, was ebenfalls 80.000 Haushalten entspricht. Insgesamt wurde das Netz in den vergangenen zehn Jahren 67 Prozent effizienter.
Telefónica
Aus einer Meldung vom Juli 2025 gehen die jüngsten Fortschritte beim Stromverbrauch von Telefónica hervor. So werden ab sofort 60 Prozent des eigenen Energiebedarfs von Windparks an der Nord- und Ostsee gestemmt. Zwei Power Purchase Agreements (PPA, Stromlieferverträge) liefern den Großteil des Stroms für die über 28.000 Standorte des hauseigenen Mobilfunknetzes.
Seit Juli bezieht Telefónica Windstrom vom Betreiber Ibderdrola. Jener stammt vom Offshore-Windpark Baltic Eagle vor Rügen. Wiederum schon seit Januar 2025 besteht die Partnerschaft mit dem Offshore Windpark Amrumbank West. Jener wird vom Energiedienstleister RWE unterhalten. Insgesamt liefern die Windparks dem O2-Netz rund 500.000 Megawattstunden.
1&1
Seit Dezember 2023 kannst Du in einem vierten Handynetz, nämlich das von 1&1, unterwegs sein. Allerdings befindet sich die Infrastruktur noch im Aufbau. Bis Ende 2025 sollen 25 Prozent und bis 2030 immerhin schon 50 Prozent der Bevölkerung erreicht werden. Derzeit ist das 5G-Netz von 1&1 also noch nicht allzu präsent. Oftmals befindest Du Dich deshalb im Partnernetz von Vodafone.
Auf den Stromverbrauch von Vodafone hat 1&1 keinen direkten Einfluss. Man führt allerdings einen Ausgleich per Zertifizierungssystem über erneuerbare Energien durch.
Stromkosten pro Gigabyte
Erkenntnisse von Vodafone und BMV
Vielleicht fragst Du Dich, wie viel Energie Deine eigene Handynutzung im Mobilfunknetz verbraucht. Das Ergebnis variiert je nach genutztem Funkstandard, ist aber in jedem Fall kaum der Rede wert. So teilte etwa Vodafone mit, dass für 1 GB Daten im 5G-Netz etwa eine Wattstunde (1 Wh) anfällt. Stromhungriger ist das LTE-Netz mit 3,5 Wh pro GB. Beim eingestampften 3G seien es 40 Wh gewesen.
Aber stimmen diese Werte überhaupt? Das Bundesministerium für Verkehr hat abweichende Werte beim Videostreaming ermittelt. Für 1 Gigabyte pro Stunde wurden 3 W im 5G-Netz protokolliert. Sogar 9 W pro Stunde habe man per 4G / LTE ermittelt. Erstaunlicherweise führt das BMV beim ausrangierten 3G / UMTS hingegen einen niedrigeren Verbrauch (26 W) als Vodafone auf.
Der Verbrauch in Euro umgerechnet
Nun stellen wir die Ergebnisse dem durchschnittlichen Strompreis gegenüber. Laut diversen Experten, beispielsweise Strom-Report und dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, werden hierzulande etwa 40 Cent pro Kilowattstunde (kWh) fällig. Wir haben für Dich berechnet, was das für 1 GB pro Stunde im Mobilfunknetz gemäß Vodafone und dem BMV bedeutet.
Laut Vodafone:
- 1 GB via 5G verbrauchen 1 Wh (0,001 kWh), was bei 40 Cent pro kWh 0,0004 Cent wären
- 1 GB via LTE verbrauchen 3,5 Wh (0,0035 kWh), was bei 40 Cent pro kW 0,0014 Cent wären
Laut BMV:
- 1 GB via 5G verbrauchen 3 Wh (0,003 kWh), was bei 40 Cent pro kWh 0,0012 Cent wären
- 1 GB via LTE verbrauchen 9 Wh (0,009 kWh), was bei 40 Cent pro kW 0,0036 Cent wären
Stromverbrauch der Netzbetreiber: Statements
Wir wandten uns mit einer E-Mail an die Presseabteilungen von der Telekom, Vodafone und Telefónica (o2). Auf diese Weise wollten wir für Dich Angaben über den Stromverbrauch im Mobilfunknetz und Einsparmaßnahmen direkt von der Quelle einholen. Bislang können wir Dir nur die Aussagen von o2 präsentieren. Vodafone und Telekom haben noch nicht geantwortet.
Äußerungen von Telefónica (o2)
Im Vergleich zu 2015 möchte der Münchner Konzern den Energieverbrauch pro Byte bis 2025 um 87 Prozent reduzieren. Vergangenes Jahr soll schon eine Ersparnis von 81,4 Prozent erreicht worden sein. Außerdem beteuert o2, dass 5G in seinem Netz bis zu 90 Prozent weniger Strom als vorherige Mobilfunkstandards benötigt. Bessere Kühlungen werden ebenfalls verwendet.
Ferner prüft das Unternehmen den Einsatz von Sonnenkollektoren. Mit deren Hilfe seien im Geschäftsjahr 2026 Bruttoeinsparungen im Stromverbrauch von 20 Prozent jährlich im Vergleich zu 2021 möglich.
2021 verbrauchte Telefónica 730 Gigawattstunden, 2022 waren es mit 775 Gigawattstunden etwas mehr. Es gab aber auch einen höheren Datenverbrauch, was ja auch die regelmäßigen Statistiken wie der Jahresbericht der Bundesnetzagentur belegen.
o2 betont: Durch die vielen Maßnahmen sollte der Energiebedarf langfristig sinken.
- Bedeutet: Allein das o2-Mobilfunknetz verbrauchte 2022 so viel Strom, wie rund 238.300 2-Personen-Haushalte.
Wie viel Strom verbraucht das gesamte Handynetz?
So ganz einfach ist es also nicht, den gesamten Stromverbrauch der Handynetze herauszubekommen.
Interessante Einblicke für technisch Interessierte gibt es beim Fraunhofer-Institut. Dort findet sich eine Prognose, die den Stromverbrauch auch im Telekommunikationssektor beleuchtet. Die Analyse (HIER als PDF) reicht bis 2025, stammt allerdings aus dem Jahr 2015 und sollte deshalb mit Vorsicht gelesen werden.
Interessant jedenfalls folgende Aussage: „Der Mobilfunk wird von rund 1,7 TWh in 2015 auf insgesamt 2,8 TWh in 2025 ansteigen“.
- Die Analyse geht davon aus, dass selbst in einem nachhaltigen Szenario ein deutlicher Anstieg des Energiebedarfs bis 2025 zu verzeichnen ist.
- Dem gegenüber stehen die Stromsparmaßnahmen der Netzbetreiber (Telefónica: 87 Prozent Reduktion von 2015 bis 2025)
Netzbetreiber-Maßnahmen für geringeren Stromverbrauch

Mobilfunkstandorte werden optimiert
Die Netzbetreiber sind stets bestrebt, ihr Mobilfunknetz in puncto Energiebedarf zu optimieren. Das geschieht nicht nur zum Wohle der Anwender und der Umwelt, denn auch die Telekommunikationsunternehmen leiden unter den inflationsbedingt gestiegenen Stromkosten. Und möchten natürlich in Sachen nachhaltiger Mobilfunk interessante Zahlen liefern.
Mit besserer Hardware und schlauer Software senken die Anbieter sukzessive den Verbrauch.
Optimierungen der Deutschen Telekom beim Energieverbrauch
Die Telekom hat 15 kleine und große Technologien eingeführt, um den Stromverbrauch in ihrem Netz zu senken. Neben Software-Updates der Infrastruktur, die zu einer Ersparnis von fünf Prozent geführt haben, helfen auch neuartige Klimaanlagen für die Mobilfunkanlagen. Diese sind 85 Prozent effizienter.
- Von 2019 bis 2022 konnte die Telekom 66 Gigawattstunden Strom einsparen.
Optimierungen von Vodafone
Ältere Technologien und 40.000 Netz-Elemente werden in den nächsten drei Jahren von Vodafone in Rente geschickt.
- Laut dem Betreiber könnte man mit den Einsparungen 33.000 Haushalte mit Strom versorgen.
Außerdem schaltet die Firma sukzessive einen dynamischen Energiesparmodus frei. Windturbinen für Mobilfunkstandorte sollen den Verbrauch um bis zu zwei Drittel senken. Durch eine Kooperation mit RWE will Vodafone bis 2026 auf Windkraft setzen und 5G in den Ozean bringen.
Durch den Einsatz von KI will Vodafone das Netz verbessern und nebenbei Energie sparen.
Stromspar-Maßnahmen der Telefónica (o2)
Das Münchner Telekommunikationsunternehmen setzt unter anderem auf Künstliche Intelligenz (KI) und das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT). Mit einem Smart Meter getauften Gerät erweitert o2 seine Mobilfunkanlagen. Dessen KI ermittelt schließlich den Stromverbrauch, wodurch potenzielle Probleme durch übermäßig hohen Verbrauch schnell erkannt und behoben werden.
Strom sparen: Bundesnetzagentur hat Standby-Modus erlaubt
Eine essenzielle Energiesparmaßnahme wurde auch von der für die hiesige Telekommunikation zuständigen Behörde freigegeben. Davon profitierst Du automatisch bei jedem Anbieter.
Ende 2022 wandte sich die Bundesnetzagentur (BNetzA) an die Telekom, Vodafone und Telefónica. Sie gab den Netzbetreibern die Erlaubnis, die Leistung ihrer Antennen zu verringern.
Keine Angst, das geschieht nur in passenden Situationen. Bei geringem Bedarf wird ein Teil der Frequenzbänder in den Standby-Modus versetzt.
Diese Prozedur greift unter anderem nachts oder tagsüber in abgelegenen Regionen. Die Netzbetreiber beteuern, dass eine Grundversorgung stets bestehen bleibt. Wenn die Nachfrage steigt, erhöht sich die Kapazität rasch wieder.
Eigene Messungen zum Stromverbrauch im Handynetz
Bis hierhin ist das alles nur sehr theoretisch und, zugegeben, nicht besonders handfest.
Für einen (natürlich nicht verallgemeinbaren) Praxiseinblick haben wir uns mal die Mühe gemacht, eigene Messungen zum Stromverbrauch im Handynetz durchzuführen.

Die App Accu Battery ermittelt den Stromverbrauch
Vergleich LTE / 5G und WLAN
Wir haben einen eigenen Praxistest vollzogen, um zu erörtern, wie viel Strom im Mobilfunknetz in unterschiedlichen Szenarien verbraucht wird. Hierfür kam die App AccuBattery zum Einsatz, die Du Dir hier kostenlos im Google Play Store herunterladen kannst. Mit der App lassen sich auch Anwendungen mit unverhältnismäßig hohem Energiebedarf entlarven.
Als Testgerät nutzten wir das Vivo X Fold, das einen 4600 mAh großen Akku besitzt. Gemessen wurde auf dem 6,5 Zoll messenden Außenbildschirm (Full HD+) bei 90 Prozent Helligkeit. Um den Stromverbrauch des Mobilfunks in ein Verhältnis zu setzen, wurde ein Vergleich mit dem Stromverbrauch im WLAN vollzogen.
Die einzelnen Tests dauerten je fünf Minuten. Es kamen das Mobilfunknetz von Vodafone und das Festnetzinternet von 1&1 im Telekom-Netz über eine Fritz!Box zum Einsatz. In der unten eingebetteten Tabelle findest Du die Ergebnisse.
Testszenario | Standort | Funkstandard | Stromverbrauch |
YouTube | innen | Mobilfunk (4G / 5G) | 21 mAh |
YouTube | innen | WLAN | 26 mAh |
Chrome | innen | Mobilfunk (4G / 5G) | 39 mAh |
Chrome | innen | WLAN | 42 mAh |
YouTube | außen | Mobilfunk (5G) | 15 mAh |
YouTube | außen | WLAN | 14 mAh |
Chrome | außen | Mobilfunk (5G) | 33 mAh |
Chrome | außen | WLAN | 35 mAh |
Analyse der eigenen Messungen
Wir wiederholten die oben aufgeführten Tests mehrmals und notierten die typischen Werte. Für den Außenversuch hielten wir uns auf der Terrasse auf, damit auch eine reibungslose Wi-Fi-Konnektivität gegeben war. Im Vergleich zu einer WLAN-Verbindung mit 2,4-GHz-Frequenz zeigte sich das Mobilfunknetz sowohl innen als auch außen meistens stromsparender.
Es kommt aber auf das Anwendungsszenario an. So verbraucht Video-Streaming über YouTube in Full HD erstaunlicherweise weniger Akku als Internetbesuche per Chrome-Browser.
Häufige Fragen (FAQ) zum Stromverbrauch im Handynetz
Noch Fragen? Die FAQ fassen noch einmal wichtige Fakten zum Stromverbrauch im Handynetz zusammen.
Wie viel Strom verbraucht das o2-Netz?
Die Telefónica gibt an, dass das o2-Netz im Jahr 2022 rund 775 Gigawattstunden Strom verbrauchte. 2021 waren es noch 730 Gigawattstunden. Der Stromverbrauch soll von 2015 bis 2025 um 87 Prozent reduziert werden.
Wie viel Strom verbraucht das Handynetz insgesamt?
Es ist schwer zu ermitteln, wie viel Strom das gesamte Handynetz verbraucht. Hier sind wir auf Statements der Netzbetreiber angewiesen. Das Fraunhofer-Institut ging davon aus, dass der Stromverbrauch im Mobilfunknetz von 2015 bis 2025 ansteigt, nämlich von 1,7 TWh in 2015 auf insgesamt 2,8 TWh in 2025. Bei den Zahlen handelt es sich um Prognosen.
Was verbraucht weniger Strom - 4G oder 5G?
5G verbraucht weniger Strom als 4G. Allerdings kommt es auch darauf an, wie viel Datenvolumen durch das Handynetz fließt. Werden deutlich mehr mobile Daten verbraucht, steigt der Energieverbrauch an. Das gilt insbesondere fürs Videostreaming.