BNetzA äußert sich zu Entschädigungen

Jahresbericht der Bundesnetzagentur zur Breitbandmessung: Von wegen LTE Max!

Mit ihrem Jahresbericht liefert die Bundesnetzagentur jährlich spannende Zahlen zu Mobilfunk, Festnetz und Internet. Neben dem speziellen Jahresbericht für den Mobilfunk gibt es auch noch den Bericht zur Breitbandmessung. Hier findest Du die interessantesten Zahlen und Daten.
Jahresbericht Bundesnetzagentur (Bild: ClipDealer @Robert Downer)

Jahresbericht Bundesnetzagentur: Daten zu Mobilfunk und Breitbandgeschwindigkeit (Bild: ClipDealer @Robert Downer)

Bundesnetzagentur Breitbandmessung Jahresbericht: Alles beim Alten?

Besonders spannend: Wie schnell Tarife theoretisch sind, damit werben die Provider gerne. Aber hat das Ganze tatsächlich Auswirkungen auf den Alltag im Handynetz? Der Jahresbericht unterstreicht wieder einmal: Nein.

Die Testergebnisse, die sich natürlich auf die freiwillige Nutzung der entsprechenden Breitbandmessung-App stützen werden auch anschaulich in einer interaktiven Karte visualisiert.

Die wichtigste Aussage ist wohl, dass Veränderungen in kleinen Mini-Schritten erfolgen:

Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erhielten im Download 23,2 % der Nutzer (2020/2021: 20,1 Prozent) mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten geschätzten maximalen Datenübertragungsrate; bei 3,0 % der Nutzer wurde diese voll erreicht oder überschritten (2020/2021: 2,6 Prozent).

Gerade, wenn Du die Historie betrachtest, wird deutlich, dass viele Verträge einfach nicht das bieten, was sie versprechen:

Zeitraummind. 50% des mögl. Speeds* Anteil voller Speed**
2021/202223,2 %3,0 %
2020/202120,1 %2,6 %
2019/202017,4 %2,1 %
2018/201914,9 %1,5 %

*) Erläuterung: Anteil der Nutzenden der Breitbandmessung, die mindestens 50% der vertraglich vereinbarten Geschwindigkeit erhielten **) Anteil derjenigen, die die volle vertraglich zugesicherte Geschwindigkeit nutzen konnten

Die Werte wurden zwischen dem 01.10.2021 und dem 30.09.2022 erhoben. Im Mobilfunk kamen 623.581 Messungen zur Handy-Geschwindigkeit zustande, im Festnetz wurden 398.747 Messungen verzeichnet. Da jedoch erstmal Gigabit-Anschlüsse berücksichtigt wurden, wird im Festnetz ein Vergleich mit dem Vorjahr erschwert.

Minderung bei langsamen Internet kommt auch für Handytarife

Die aber wohl interessanteste Neuigkeit des Jahresberichts: Ja, die Bundesnetzagentur arbeitet tatsächlich an einem Regelwerk zur Minderung bei langsamen Internet für Handytarife bzw. im Mobilfunk.

  • Eigentlich sieht ja bereits das mittlerweile nicht mehr ganz so neue Telekommunikationsgesetz (gültig seit Dezember 2021) eine entsprechende Möglichkeit zur Entschädigung vor.

Bisher kann diese Entschädigung jedoch nur bei stationärem Internet, für DSL- und Kabel-Internet (sprich: in der Festnetz-Sparte) abgefragt werden. Wir berichteten im Beitrag zu Entschädigung bei langsamen Internet.

Ein wenig hatte uns die Geheimniskrämerei rund um die Minderungsmöglichkeiten für Mobilfunkverträge schon gewundert, denn seit Veröffentlichung des Telekommunikationsgesetzes war es recht still um das eigentlich sehnlichst erwartete Regelwerk geworden.

Bis dieses allerdings ganz konkret wird, dürfen noch eine Menge Daten durchs mobile Netz strömen. Denn bislang liegen nur Eckpunkte zur Konsultation vor (HIER als PDF), zunächst plane die Bundesnetzagentur

in einer Allgemeinverfügung Vorgaben zur Konkretisierung einer Minderleistung im Mobilfunk zu machen und einen Überwachungsmechanismus zum Nachweis zur Verfügung

zu stellen. Das Ganze dürfte sich also noch ein Weilchen hinziehen.

Wer sich die Werte der letzten Jahre jedoch anschaut, wird wohl zu einem ähnlichen Schluss kommen wie wir: Hier könnten so einige Vertragsinhabende interessante Entschädigungsmöglichkeiten haben, je nachdem, welche Ergebnisse der Handy-Speedtest so bringt.

Jahresbericht Breitband: LTE Max nach wie vor überbewertet!

Zurück zum Jahresbericht Breitband: Wenn also nur 3 % die Höchstgeschwindigkeit in ihren Tarifen erreichen, heißt das:

LTE Max ist nach wie vor überbewertet. Denn: Allerhöchstens 3 Prozent aller Tarifnutzenden erreichen überhaupt die vertraglich vereinbarte Höchstgeschwindigkeit. Das kann LTE Max sein, aber eben auch LTE mit bis zu 25 MBit/s (wie bei vielen Discount-Providern üblich).

Hier fallen die Netzbetreiber (Vodafone, Telekom) vor allem negativ auf. Dort wird aber eben auch mit den höchsten Geschwindigkeiten, eben mit LTE Max, geworben. Tarif-Discounter mit gedeckelter Höchstgeschwindigkeit liefern immerhin auch einen großen Anteil des versprochenen Speeds.

Das liegt schlicht daran, dass Mobilfunk ein sogenanntes shared medium ist, die Bandbreite also auf alle Endgeräte in einer Mobilfunkzelle aufgeteilt wird.

Verwirrende Werbung mit »echtem LTE Max«

Ein Beispiel dafür, wie verwirrend die LTE-Max-Debatten sein können, ist EDEKA smart. Dort heißt es:

„Keine falschen Versprechen – bei uns erhalten Sie echtes LTE“

Hier wird also zwischen echter LTE-Geschwindigkeit und falschem LTE (?) unterschieden. Mittlerweile hat EDEKA smart immerhin die Formulierung nachgebessert, ehemals wurde gar eine „Geschwindigkeit von 20 MBit“ gerügt, als falsches LTE bezeichnet.

Gerechtfertigt? Wir haben anhand der Breitbandmessung Zweifel daran. Theorie und Praxis liegen auch hier einfach zu weit auseinander.

LTE Max bei Edeka Smart - von wegen falsche Versprechen ...

LTE Max bei Edeka Smart – von wegen falsche Versprechen …

  • Ein Blick in die interaktive Darstellung zeigt jedenfalls: Der Anteil derer, die bei Edeka Smart volle 100 Prozent der Geschwindigkeit erreichen, liegt nämlich bei 0 %! Etwa 13 Prozent erreichen immerhin die Hälfte der Höchstgeschwindigkeit bei EDEKA smart.
  • So viel zu falschen Versprechen der „anderen“ …

Ist ja auch das, was die ComputerBILD im Netztest ermittelt hat: Die durchschnittlichen Geschwindigkeiten weichen erheblich von den tatsächlich maximal möglichen Geschwindigkeiten ab , sind aber zuletzt deutlich angestiegen!

Jahresbericht zur Breitbandmessung: Festnetz deutlich besser aufgestellt

Im Festnetz sehen die Werte dagegen deutlich besser aus: Hier erreichten 2021/2022 immerhin 84,4 Prozent die Hälfte der vertraglich vereinbarten Geschwindigkeit. 42,3 Prozent surften sogar mit voller Geschwindigkeit oder lagen sogar darüber.

Erstmals bezog die Bundesnetzagentur Gigabit-Anschlüsse heran, weist deshalb darauf hin, dass ein Vergleich zum Vorjahr nicht möglich sei.

Achte auch nochmal auf den Hinweis der Bundesnetzagentur:

Die Ergebnisse der Breitbandmessung hängen davon ab, welchen Tarif der Nutzer mit dem Anbieter vereinbart hat. Insofern lassen sich aus der Breitbandmessung keine Aussagen zur Versorgungssituation oder Verfügbarkeit von breitbandigen Internetzugangsdiensten ableiten. Es wird lediglich geprüft, ob die Anbieter ihren Kunden die vertraglich zugesicherte Bandbreite liefern.

Mobilfunk-Jahresbericht der Bundesnetzagentur

Neben dem Jahresbericht Breitbandmessung stellt die Bundesnetzagentur auch jährlich den Mobilfunk-Jahresbericht vor, der sich explizit um das Handynetz, Provider und SIM-Karten dreht.

Insgesamt gab es Mitte 2021 laut Mobilfunk-Tätigkeitsbericht der Bundesnetzagentur immerhin 105,2 Millionen aktive SIM-Karten (2020: 107,5, 2019: 107,2 Millionen). Das sind pro Einwohner etwa 1,3 SIM-Karten.

Wie sich die SIM-Karten auf die Handynetze verteilen, siehst Du auch in der quartalsweisen Auswertung der Teilnehmerentwicklung.

Nach wie vor viele SIM-Karten ohne LTE?

Interessant ist dabei der LTE-Anteil. Der liegt laut Jahresbericht nämlich nur bei 68,9 Millionen SIM-Karten (von 105,2 Millionen). Das ist zwar mehr, als in den Vorjahren (47% in 2018 bzw. 55% in 2019), allerdings bedeutet das eben auch, dass eine Vielzahl an aktiven SIM-Karten maximal das langsame 2G-Netz nutzen. 3G ist ja mittlerweile abgeschaltet, 5G kommt dagegen bereits zum Einsatz.

  • Hier stellt sich also die Frage, wie genau diese Daten zustande kommen, die rund 36 Millionen SIM-Karten, die hier unter den Tisch fallen, sind ja keine Kleinigkeit.

Netzbetreiber nach wie vor in der Mehrheit

Und noch eine Zahl überrascht: 77% der aktiven SIM-Karten sind bei den Netzbetreibern Telekom, Vodafone und Telefónica registriert, der Anteil ist gegenüber 2020 leicht gestiegen, die Verteilung drei Viertel vs. ein Viertel ist jedoch seit Jahren ungefähr konstant.

Auf Serviceprovider wie Klarmobil, ALDI TALK oder auch Drillisch-Marken wie winSIM entfallen nur 23%.

Nur ein Drittel nutzt Prepaid-Tarife

Mit 34% liegt der Anteil an Prepaid-Karten nur bei einem Drittel. 66% der SIM-Karten sind einem Postpaid-Tarif zugeordnet. Auch der Prepaid-Anteil bleibt konstant (2020: 33 %, 2019: 34%)

Mobilfunk: Mehr Daten und Gespräche, weniger SMS

Nicht sehr überraschend ist indes die weitere Entwicklung im Mobilfunk: Es werden mehr Gespräche geführt und mehr Daten verbraucht, dafür aber deutlich weniger SMS geschrieben.

Immer auch ein guter Anhaltspunkt, wenn du herausfinden möchtest, wie viel Datenvolumen Du verbrauchst. Oder welcher Handytarif nun idealerweise zu Dir passt.

  • Datenverbrauch 2021: 5.163 Mia. GB
  • Telefonate 2021: 175 Milliarden Minuten

Und hier zum Vergleich die Werte aus den Vorjahren:

  • Datenverbrauch 2020: 3,972 Mia. GB (plus 44 Prozent, rund 3,1 GB pro Monat)
    2019: 2,757 Mia. GB
  • Telefonate 2020: 155 Milliarden Minuten (plus 22 Prozent)
    2019: 127 Mia. Minuten
  • SMS 2020: 7,0 Mia. SMS
    2019: 7,9 Milliarden SMS

Das mobile Datenvolumen steigt weiter steil an. Es lag Ende 2020 bei knapp 4 Mrd. GB (2019: 2,8 Mrd. GB). Das entspricht einem monatlich genutzten Datenvolumen von knapp 3,1 GB je aktiv genutzter SIM-Karte.

Profilbild von Stefanie
Schon seit 2011 ist Steffi als Redakteurin für verschiedene Online-Magazine und -Blogs unterwegs. Für Technik begeistert sie sich jedoch schon viel länger. Ihr erstes Handy? Ein Nokia 3310. Nach einem iPhone und einem Windows Phone (nein, kein Witz!) begleitet sie mittlerweile ein Android-Smartphone durchs mobile Leben. Und Abschalten? Das geht am besten beim Waldbaden, Power Metal hören oder bei einer Runde Assassin’s Creed.

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