Honor 50 im ersten Test: Der lange Abschied von Huawei
Zur allgemeinen Lage
Honor befindet sich als ehemalige Huawei-Onlinemarke derzeit noch in einer Übergangsphase zur selbständigen Firma. Dies hat zu einer seltsamen Launch-Situation beim Honor 50 und dem Nova 9 (und den beiden günstigeren Geräten Honor 50 Lite und Nova 8i) geführt. Einerseits lief vieles wie früher, andererseits zeigen sich jetzt die ersten deutlichen Unterschiede bei den Hersteller-Marken.
Honor hatte schon immer die Geräte von Huawei für eine andere Käuferschicht, etwas später und etwas günstiger, unter neuem Namen und ausschließlich online vertrieben. So ist es auch kein Wunder, dass das Honor 50 und Nova 9 bis auf bestimmte Merkmale, die mit dem US-Embargo gegen Huawei zu tun haben, identisch sind.
Beide Firmen teilen sich nach wie vor einen Teil der Arbeiterschaft und die jetzigen Doppelring-Designs waren – laut eigener Aussage – lange vor der Trennung schon final. Huawei und Honor haben quasi die Plätze getauscht und nun muss Honor die „Premium-Marke“ sein, während Huawei ohne 5G und ohne Google-Dienste außerhalb Chinas wohl nicht mehr aus der Nische herauskommt.
Andererseits bedeutet das auch, dass ab einem Punkt in der Zukunft Honor eigene Designs wird entwickeln müssen und dafür eine eigene Entwicklungsabteilung aufbauen muss. Ob das so gelingt, bleibt abzuwarten.
Im Heimatmarkt konnte Honor nach der Trennung jedenfalls schon mit diesem geteilten Produkt wieder Boden gut machen.
Das Honor 50 – eine erste Einschätzung nach dem Hands-On
Was wir bereits zum Nova 9 schrieben, kann hier 1:1 wiederholt werden, was Verarbeitungsqualität, Bildschirm und Farbgebung angeht. Die schwarze Version (Midnight Black) ist äußerst spiegelnd und zieht ohne Hülle (es liegt eine bei) Staub und Fingerabdrücke stark an. Die beiden funkelnden Varianten sind definitiv cooler. Aber auch die smaragdgrüne ist ein Hingucker.
Honor hat auf jeden Fall die leichteren Karten auf westlichen Märkten, denn die vorhandenen Google-Dienste machen einfach alles sofort zugänglicher und Du brauchst nicht noch einen weiteren Account. Jede weiß, wo alles zu finden ist und der Play Store bringt natürlich alle Apps mit – fürs Banking und Corona-Warnungen inklusive.
Software – Google Dienste & Magic UI 4.2
Die Benutzeroberfläche profitiert natürlich von der dynamischen Bildwiederholrate des OLED-Bildschirms, die bis zu 120 Hz erreicht.
Andere Reviewer meinen, hier ein Defizit in der Bildwiederholfrequenz gegenüber der EMUI auf dem Nova 9 feststellen zu können – in unserer kurzen Zeit mit dem Gerät gab es jedoch keinen wahrnehmbaren Unterschied. Das Gerät ist angenehm flüssig zu bedienen.
Der Unterschied zur EMUI 12 liegt nun in der stärkeren Verbundenheit mit Android 11. Obwohl das grundlegende Icon-Design identisch ist, bleibt es z. B. beim gemischten Benachrichtigungs- und Kontrollzentrum. Im Nova 9 wurden die zwei Bereiche ja nun auf die linke und rechte Seite neben der Frontkamera aufgeteilt – wie beim Apple iPhone. Screenshots: Handyhase.de/Michael Spieler
Honor bleibt auch der App-Dopplung treu und bietet eigene Apps z. B. für Galerie, Kalender, SMS, Email und Kontakte an, die man funktional so natürlich auch von Google selbst bekommt. Die Dienste von Google, der Play Store, Chrome und neun weitere Google Apps sind vorinstalliert.
Fotografie & Videoaufnahmen
Einen großen Unterschied beim Hono 50 zum Nova 9 gibt es tatsächlich bei der Kamera. Dieser ist nicht nur hardwareseitig, sondern auch in der App. Hier stehen zwar grundsätzlich die gleichen Aufnahmemodi zur Verfügung, aber Huaweis Kamera-App wirkt nicht nur etwas moderner, die Voransicht/der „Sucher“ zeigt ein besseres Bild als bei Honor. Im VLOG-Modus, der bei Honor „Multivideo“ heißt, wird aber wiederum in der gemischten Aufnahme aus Front- und Rückkamera das Bild tatsächlich 50:50 geteilt und bei der Selfie-Hälfte sieht man mehr von sich selbst.
Hier scheint es also Unterschiede in den verwendeten Algorithmen zur Bildverarbeitung zu geben, bei denen Huawei sicher die Nase vorn hat. Du bekommst bei Honor zwar die Hauptkamera mit höher auflösendem Sensor, aber der etwas schwächeren Bildverarbeitung. Am Ende gleicht sich das irgendwie aus, aber auch beim Honor 50 kannst Du zumindest die Makro-Linse mit ihren 2 Megapixeln eher als Spielerei betrachten. Du solltest es jedenfalls nicht wegen seiner Makrokamera kaufen wollen.
Hier gibt es z. B. das Oppo Find x3 Pro, das wirklich echte Makros aufnimmt und auch keinen Abstand von 4 cm benötigt oder Smartphones wie das iPhone 13 Pro/Pro Max, das mit seiner höher auflösenden Ultraweitwinkel-Kamera Makros aufnehmen kann.
Einen optischen Zoom gibt es nur zwischen 0,5× und 1× dank der Ultraweitwinkelkamera. Eine Telefotokamera für 2× oder mehrfachen Zoom gibt es nicht. Die Frontkamera kann manuell aber auch automatisch zwischen 78° und 90° Sichtfeld umschalten, sobald es erkennt, dass Du nicht mehr allein, sondern zu zweit vor dem Gerät stehst. Damit ist immer das für die Situation passende Sichtfeld aktiv.
Bei Videoaufnahmen gibt es die Möglichkeit, den Ton von verbundenen TrueWireless-Kopfhörern, z. B. den Honor Earbuds 2 Lite, aufzunehmen, die dann quasi als Lavalier-Mikrofon (Knopflochmikrofon) – entfernt vom Ort des aufzeichnenden Honor 50 – getragen werden können.
Erstes Fazit zum Honor 50
Die vier Farbversionen der Rückseite teilen sich auf die beiden Speichervarianten auf: 6+128 GB gibt es in Midnight Black, Emerald Green und dem auffälligen Honor Code (ausschließlich über die Honor-Seite zu bekommen) für 529 € (UVP), wohingegen es die 8+256 GB in Midnight Black und Frost Crystal für 599 € (UVP) geben wird. Damit hat jede Größe ein funkelndes Design.
Das Honor 50 ist – wie schon vermutet – das komplettere, weniger Kopfschmerzen bereitende Paket aus Design, Hard- und Software. Ein Mittelklasse-Gerät, das wir problemlos empfehlen können und dessen extravagante Rückseiten auf jeden Fall auffallen. Leistungstechnisch ist es aufgrund des verbauten SoCs – Qualcomms Snapdragon 778G 5G – mit dem Motorola Edge 20 oder dem Samsung Galaxy M52 5G vergleichbar.
Dank 66 W Leistung bei „Honor“-SuperCharge (es ist dieselbe Technik und dieselbe beigelegte Kombination aus Netzteil und Kabel wie beim Nova 9) kann man dem großen 4.300-mAh-Akku dabei zusehen, wie er sich füllt.
Vorbestellaktion
Bei Honor selbst startet der Vorverkauf am 2. November 2021 und endet am 15.11.2021, wenn die Auslieferung beginnen soll. Zur Aktion legt Honor die Honor Earbuds 2 Lite im Wert von knapp 77 € kostenlos obendrauf und mit dem Coupon Code AHONOR30F sparst Du noch einmal 30 €. Damit bekommst Du zum Start des Honor 50 das neue Smartphone in der kleinen Speicherausführung direkt zum selben Startpreis von 499 € wie das faktisch beschnittene Huawei Nova 9 (das jedoch 2 GB RAM mehr hat).
weiterführender Link: Honor-Produktseite
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