Datenhunger wächst nur noch langsam
Das Wichtigste in Kürze
- 2024 wuchs der Datenhunger der Deutschen im Mobilfunk langsamer als in den Vorjahren.
- Dafür wurde wieder etwas mehr telefoniert.
- Die Glasfaser bleibt der Exot im Festnetz.
Wenn die Bundesnetzagentur ihren Jahresbericht Telekommunikation vorlegt, ist das eine Lektüre, die zunächst eher weniger das Zeug zum Bestseller hat. Doch in dem umfangreichen Zahlenwerk finden sich allerhand Beobachtungen, die interessante Rückschlüsse auf den Zustand etwa des Mobilfunkmarktes zulassen und mithin auch auf das Kundenverhalten. Die hatten in den vergangenen Jahren stets nach mehr mobilem Datenvolumen gegiert, doch dieser Trend hat sich zuletzt abgeschwächt.
Mobilfunkmarkt und Datenverbrauch wachsen langsamer
Im Jahr 2024 wuchs das pro SIM-Karte genutzte monatliche Datenvolumen um nur sehr moderate 3%. 7,4 GB nutzten Kunden durchschnittlich pro aktiver SIM (Vorjahr: 7,2 GB, im Jahr davor 5,3 GB). Dieser Wert ist weit entfernt von großzügigen Kontingenten mit 100 oder mehr GB oder gar echten Datenflats. Auch in einem weiteren Bereich tut sich nur wenig: Nach wie vor läuft der Löwenanteil des mobilen Datenverkehrs (88%) über LTE ab. 5G wartet mit einem Anteil von nur 10% am Datenverkehr noch immer auf den großen Durchbruch, auch wenn inzwischen so gut wie alle modernen Smartphones 5G-fähig sind und immer mehr Verträge auch die 5G-Nutzung ohne Aufpreis möglich machen.
Insgesamt wurden bundesweit 9.592 Millionen GB mobile Daten übertragen, im Vorjahr waren es noch 9.118 GB. Diese verteilen sich 2024 auf 109,2 Millionen aktive SIM-Profile, im Vorjahr waren es noch 105,4 Millionen. Hier sind tatsächlich von Menschen genutzte SIMs gemeint, M2M-Profile wurden herausgerechnet. Die Marktdurchdringung im Verhältnis zur Bevölkerung liegt bei 130%, was bedeutet, dass viele Kunden mehr als eine SIM nutzen.
Weiter rückläufig ist der Anteil von Prepaid-Verträgen: Der betrug Ende 2024 noch 27%, im Vorjahr waren es noch 29% und Ende 2022 lag der Anteil noch bei über 30%.
Im Festnetz kletterte der Verbrauch pro Anschluss und Monat um 35 GB auf nun rund 322 GB (IPTV über Netzbetreiberdienste wie Magenta TV nicht eingeschlossen). Insgesamt wurden im Festnetz 149 Milliarden GB übertragen.

Laut Bundesnetzagentur ist der Datenverbrauch zwischen 2023 und 2024 nur moderat gestiegen (Bild: Bundesnetzagentur Jahresbericht, S. 25, Bearbeitung durch Handyhase)
Messenger vs. Telefonie
Das Sterben auf Raten der Sprachtelefonie hat sich im letzten Jahr etwas verlangsamt. Im Mobilfunknetz wurden 2024 148 Milliarden Minuten telefoniert, das entspricht 115 Minuten pro aktiver SIM und das sind nur rund 4% weniger als im Vorjahr.
Gleichzeitig wird die Telefonie über Messenger wie WhatsApp und Co. zwar weiter wichtiger, der Abstand zum klassischen Anruf ist aber noch groß: 17,7 Milliarden Minuten sprachen Kunden 2024 über Messengerdienste mit ihren Gesprächspartnern, 2023 waren es noch 15,8 Milliarden Minuten. Interessant ist, dass offenbar trotz einer gerade bei jungen Leuten oft beobachteten Chat-Fixierung bei gleichzeitiger Telefonabneigung weiterhin großer Gesprächsbedarf besteht: 2024 stieg das Gesamtvolumen der Gesprächsminuten auf 196,7 Milliarden, 2023 waren es noch 175,1 Milliarden Minuten.
Die Anzahl mobiler Nachrichten stieg ebenfalls, aber nicht signifikant. Sie legte von 891,4 auf 901,9 Milliarden Nachrichten zu.
Die Glasfaser kommt nur langsam voran
Der viel beschworene Glasfaserausbau ist, das zeigt sich immer wieder, ein mühsames Unterfangen. Und das verdeutlichen einmal mehr die Zahlen aus dem Jahresbericht. Immerhin nun 21,8 Millionen Haushalte sind Ende 2024 grundsätzlich für Glasfaser erreichbar gewesen. Dieser Homes Passed genannte Zustand bedeutet allerdings keineswegs, dass bereits ein Anschluss genutzt wird, sondern beschreibt lediglich die grundsätzliche Möglichkeit einer Erschließung durch Leitungen, die am Haus vorbeiführen.
Dieser Wert kletterte im Jahresvergleich um 3,9 Millionen Haushalte. 8,6 Millionen sogenannte Homes Connected gab es 2024, diese Zahl umfasst aber auch nicht genutzte Anschlüsse. Aktive Glasfaseranschlüsse gab es Ende 2024 5,3 Millionen, das sind rund eine Million mehr als im Vorjahr. 77% oder rund 4,1 Millionen Anschlüsse führen bis in die Wohnung (FTTH(, was ein guter Wert ist. Alles in allem ist die Glasfaser aber noch immer ein Außenseiter im Festnetzinternet: Ihr Marktanteil stieg nur moderat von 11,2 auf 2024 13,7%. Zur Einordnung: Insgesamt gab es Ende 2024 rund 38,6 Millionen Breitbandanschlüsse, die übergroße Mehrheit davon, 23,6 Millionen, sind klassische DSL-Anschlüsse.
Wie steht es mit dem Netzausbau?
Wenig Bewegung gibt es auch bei den Investitionen der Netzbetreiber. Die nahmen 2024 15,3 Milliarden Euro in die Hand, ein Anstieg von nur 3% im Vergleich zum Vorjahr. Ob dieser Wert künftig in die Höhe schnellt, da den Betreibern unlängst eine teure Auktion zur Verlängerung von Frequenznutzungsrechten erspart blieb?
Zwar legten die Investitionen 2024 nicht nennenswert zu, doch haben die Unternehmen kräftig Personal abgebaut. 127.700 Beschäftigte waren 2024 im TK-Sektor tätig, im Vorjahr waren es noch 132.400.
Kommentar verfassen