Ins Ausland telefonieren: In die EU dank Kostendeckel max. 22,61 Cent – und weltweit?

Ins Ausland telefonieren: Mittlerweile greift in der EU ein Kostendeckel (Bild: Pixabay @Foundry)
Telefonieren ins Ausland: EU legt Kostendeckel fest
Damit kommt die Zusatzregelung rund zwei Jahre nach Einführung des EU-Roamings. Dein Handytarif deckt nun auch Anrufe vom Ausland nach Deutschland sowie umgekehrt von Deutschland ins Ausland ab – vorausgesetzt, es geht eben um Telefonate innerhalb der EU. Ausgenommen sind nach wie vor Kreuzfahrten und Flugreisen. Die Satelliten-Tarife bleiben teuer.
Telefonieren ins EU-Ausland wird somit weniger schnell zur Kostenfalle: Statt wie bisher bis zu 1,49 € pro Minute werden 19 Cent zzgl. Mehrwertsteuer pro Minute sowie 6 Cent zzgl. Mehrwertsteuer pro SMS fällig, de facto gelten also für Privatkund*innen Höchstpreise von 22,61 Cent pro Minute und 7,14 Cent pro SMS.
Was? | Wie viel? |
---|---|
Telefonate ins EU-Ausland | 19 Cent (+ MwSt.) |
SMS ins EU-Ausland | 6 Cent (+ MwSt.) |
Klar, das ist eine Verbesserung zu ehemals sehr undurchsichtigen Situation. Dennoch können sich viele oder längere Telefonate ebenfalls deutlich auf der Handyrechnung bemerkbar machen, auch nach Kostendeckel. Nämlich mit über 13 € pro Stunde.
Kosten fürs Telefonieren ins EU-Ausland sollen weiter sinken: Entwurf für 2023 erwartet
Der erste Entwurf zur Neuregelung für Telefonate ins Ausland wurde abgeschmettert, eine Neufassung wird erst für 2024 erwartet (53). Heißt also, dass bis mindestens 14.5.2024 noch die alten Grenzen gelten (Auslaufen der Maßnahme):
»Seit dem 15. Mai 2019 sind die Endkundenpreise (ohne MwSt), die Verbrauchern für die regulierte Intra-EU-Kommunikation berechnet werden können, auf 0,19 EUR pro Minute für Anrufe und auf 0,06 EUR je SMS begrenzt. Mit der Verlängerung der mit dieser Verordnung eingeführten Maßnahmen für das Roaming zu Inlandspreisen, mit denen das Risiko einer Abschreckung von der grenzüberschreitenden Kommunikation eingedämmt und die Schaffung eines Binnenmarkts ermöglicht werden soll, dürfte es angezeigt sein, die Entwicklung des Marktes der Intra-EU-Kommunikation zu untersuchen […] Die Kommission sollte mit Unterstützung des GEREK die Auswirkungen der bestehenden Maßnahmen bewerten, die mit der Verordnung (EU) 2018/1971 des Europäischen Parlaments und des Rates(19) eingeführt wurden, und feststellen, ob und inwieweit zum Schutz der Verbraucher weiterhin eine Senkung der Obergrenzen erforderlich ist. Diese Bewertung sollte mindestens ein Jahr vor dem Auslaufen dieser Maßnahmen am 14. Mai 2024 erfolgen.«
Telefonate ins EU-Ausland seit 15.5.2019 maximal 22,61 Cent pro Minute, SMS 7,14 Cent (gültig bis 14.5.2024)
Mittlerweile greift der Kostendeckel: Wie die Europäische Kommission per Pressemitteilung erklärt, kosten seit 15.5.2019 Anrufe von Deutschland ins EU-Ausland (bzw. allgemein von einem EU-Staat in ins EU-Ausland) maximal 19 Cent zzgl. MwSt., was einen Maximalpreis von 22,61 Cent entspricht.
Auch für SMS gilt eine Obergrenze. Die Kurzmitteilung ins Ausland wird folglich mit maximal 6 Cent zzgl. MwSt. berechnet, was einem Preis von 7,14 Cent für den Endverbaucher entspricht. Die Regulierung gilt nur für Privatkunden, nicht aber für Geschäftskunden bzw. für Kunden, die einen Geschäftskunden-Tarif abgeschlossen haben.
Spannend: Hierzulande gilt ja oft ein Preis von 9 Cent pro SMS, teils sind es sogar 19 Cent. So ist die Kurzmitteilung ins Ausland kurioserweise günstiger …
Die Regelung gilt natürlich innerhalb der EU sowie in weiteren Staaten. Dazu erklärte die Europäische Kommission:
»Die Vorschriften gelten ab dem 15. Mai in allen 28 EU-Ländern und bald auch in Norwegen, Island und Liechtenstein.«
Weiter besteht die Möglichkeit, bei vielen Providern Extra-Pakete mit Frei-Einheiten für Anrufe ins Ausland zu buchen. Dann sind neben den EU-Staaten oft weitere Länder wie die Schweiz, die USA oder die Türkei inkludiert. Details dazu erfährst Du bei Deinem Anbieter, auch die Bundesnetzagentur bestätigte bereits, dass gebuchte Auslandspakete weiter gelten.
Aufgepasst: Wer in Länder außerhalb der EU telefoniert oder einen Geschäftskunden-Tarif nutzt, muss weiter mit hohen Zusatzkosten rechnen. Weiter unten haben wir einige Tipps für günstigere Telefonate gesammelt, etwa via IP-Telefonie. Das gilt natürlich weiterhin.
Übrigens ganz spannend, was noch bei der EU-Kommission zu lesen ist:
»Eine neue Eurobarometer-Umfrage zu Auslandsgesprächen zeigt, dass vier von zehn Befragten (42 Prozent) im vergangenen Monat eine Person in einem anderen EU-Land kontaktiert haben.«
Ins Ausland telefonieren: Greift die EU-Roaming-Regulierung?
Obwohl Du zu Hause bist, greift das sogenannte Roam-Like-at-Home-Prinzip nicht. Stattdessen musstest Du bis 2019 mit teils hohen Gebühren von bis zu 1,49 € pro Minute rechnen. Die Verbraucherzentralen haben immer wieder auf diesen Fall aufmerksam gemacht − und für die vielleicht unerwarteten Zusatzkosten sensibilisiert. Mit Erfolg, so zeigt sich, denn immerhin gilt seit Mai 2019 ein Kostendeckel, der perspektivisch ab 2024 weiter sinken soll. Hier wird in der EU noch an einem Konzept gefeilt.
Grundsätzlich deckt die EU-Roaming-Regulierung nämlich keine Telefonate vom Heimatland in die EU-Mitgliedstaaten ab. Wer also seine Familie in Spanien oder Freunde im Italien-Urlaub anrufen will, muss weitere Kosten auf der Handy- oder Festnetz-Rechnung in Kauf nehmen − ein Fakt, der sich womöglich falsch in die Köpfe der Konsumenten gebrannt hat, seitdem die EU-Roaming-Verordnung 2017 in Kraft getreten ist.
Zwischen 1,9 Cent (Festnetz-zu-Festnetz via 1&1) und 1,49 € (Mobilfunk-zu-Mobilfunk via congstar) kostete die Minute ins Ausland. Wer also 10 Minuten lang telefoniert, konnte je nach Tarif und Zielland Kosten zwischen rund 20 Cent und 15 Euro auf seiner Festnetz- oder Mobilfunkrechnung finden. Viel zu viel − und auch noch unsinnig.
Gut, dass es mittlerweile einen Kostendeckel für Anrufe ins Ausland gibt. Und noch besser, dass die EU diesen Kostendeckel nach wie vor auf dem Schirm hat und die Preise weiter nach unten regulieren möchte. Dies wird jedoch erst nach Ablauf der vorgesehenen 5-Jahres-Frist im Jahr 2024 der Fall sein.
Bei einigen Anbietern, wie etwa den Drillisch-Marken winSIM, sim.de, handyvertrag.de u.a., ist die SIM-Karte in den ersten 7 Wochen nach Vertragsstart für eine Auslandsnutzung gesperrt.
Diese Sperre kannst Du jederzeit selbst über Deine persönliche Servicewelt freischalten:
„Vertrag“ ➞ „Tarifoptionen“ ➞ „Sperr-Dienste“ ➞ „Sperre der Nutzung im Ausland“
Video-Telefonie als Roaming-Alternative – auch außerhalb der EU
Zusatzkosten umgehst Du nach wie vor, wenn Du auf Video-Telefonie bzw. auf Telefonate über Messenger wie WhatsApp oder Threema zurückgreifst. Von Deutschland aus ins Ausland kein Problem. Doch aufgepasst: Solltest Du vom Ausland aus via Messenger telefonieren, dann achte auf Deinen Datenverbrauch oder nutze WLAN-Netze.
Anrufe via Internet sind auch ins Ausland mit keinen Kosten verbunden: Du kannst dementsprechend vollkommen gratis telefonieren. Das funktioniert zum Beispiel über WhatsApp, Threema, Facetime, Discord oder Skype.
Voraussetzung ist, dass der gewünschte Gesprächspartner die gleiche App nutzt − per Handy, Tablet oder auch am Computer. Außerdem muss eine stabile und ausreichend schnelle Internetverbindung vorliegen − vor allem, wenn Du auf Video-Telefonate setzt. Befindest Du Dich im Ausland (v.a. außerhalb der EU), solltest Du unbedingt prüfen, ob Du Dich mit mobilen Daten einloggst – und dementsprechend Kosten anfallen können.
Auslandstelefonate: Schon beim Tarif-Wechsel auf Optionen achten!
Telefonierst Du gelegentlich ins EU-Ausland? Dann solltest Du schon bei Vertragsschluss darauf achten, ob Dein Wunsch-Provider entsprechende Optionen anbietet − oder ob Du auf Basis des entsprechenden Kostendeckels telefonierst. Oft sind entsprechende Pakete zubuchbar – etwa bei den Netzbetreibern.
Netzbetreiber
- bei der Telekom kostet das Paket mit 100 Frei-Minuten in die EU 9,95 €
- bei Vodafone kosten 120 Minuten pro Monat in die EU 4,99 Euro als Extra-Paket. Für Anrufe in die Türkei musst Du ein Extra-Paket buchen (14,99 €).
- die Telefónica berechnet 60 Minuten von Deutschland in die EU, Schweiz, Türkei und Nordamerika mit 4,99 € als Extra-Option in den o2-free-Tarifen
Weitere Provider
- Ethno-Discounter haben sich auf Auslandstarife spezialisiert – neben günstigen Minutenpreisen gibt es auch Pakete zum Dazubuchen
› Lebara, ortel mobile und Lycamobile: Frei-Minuten-Pakete für Telefonate in verschiedene Länder (Festnetz + Mobilfunk, weltweit)
› Ay Yildiz: Flat ins türkische Festnetz + Frei-Minuten-Paket (Mobilfunk) buchbar
Billig ins Ausland telefonieren: Call by Call und Callthrough
Per App, Internet oder Spar-Vorwahl: Neben den Minuten-Paketen der Provider gibt es einige weitere Möglichkeiten, die Telefonkosten für Anrufe ins Ausland zu senken.
Vom Festnetz günstig ins Ausland telefonieren via Call-by-Call
Call by Call (Details bei Wikipedia) ist eine verbreitete Möglichkeit, die Kosten für Anrufe ins Ausland möglichst gering zu halten. Zumindest, wenn Du einen Festnetzanschluss der Telekom nutzt.
Vor der eigentlichen Ziel-Rufnummer im Ausland wählst Du eine sogenannte Verbindungsnetzbetreiberkennzahl bzw. Call-by-Call-Nummer. Abgerechnet wird dann nicht nach dem Tarif des Providers, sondern nach dem Sonder-Tarif des Fremdanbieters.
Call-by-Call ist noch aus Zeiten bekannt, als es keine günstige Festnetz-Allnet-Flatrate gab. Damals wurde gerne die sogenannte Spar-Vorwahl für Inlandsanrufe genutzt.
Nach Preissprüngen: Preisansage für Call-by-Call-Dienste
Call by Call ist durch plötzliche drastische Gebühren-Erhöhungen in die Kritik geraten. Mittlerweile ist eine Preisansage verpflichtend, sodass Du selbst beurteilen kannst, zu welchem Minutenpreis der Call-by-Call-Tarif abgerechnet wird − und ob’s tatsächlich günstiger wird.
Mit dem Handy ins Ausland telefonieren: Per Callthrough
Fürs Handy gibt es das Callthrough-Prinzip, das ähnlich aufgebaut ist, jedoch weniger Einsparmöglichkeiten bietet. So ist zum Beispiel bereits die Verbindung zum Gesprächspartner kostenpflichtig − auch dann, wenn niemand abnimmt.
Beim Callthrough wählst Du erst die Telefonnummer des Callthrough-Anbieters. Dieser verbindet Dich dann nach der Eingabe der Zielrufnummer mit dem gewünschten Gesprächspartner.
FAQ zum Thema Telefonieren ins Ausland
☎️ Sind Telefonate in die EU vom Roaming abgedeckt?
Nein, Telefonate in die EU sind nicht vom regulierten EU-Roaming abgedeckt. Die EU hat zu diesem Zweck einen Kostendeckel zwei Jahre nach Inkrafttreten der Roaming-Verordnung eingeführt.
💸 Was ist der EU-Kostendeckel für Anrufe ins Ausland?
Der EU-Kostendeckel für Anrufe ins Ausland legt eine Preisgrenze von 19 Cent pro Minute für Anrufe von Deutschland ins Ausland bzw. zwischen den EU-Staaten fest. Mit Mehrwertsteuer gilt de facto eine Gebühr von 22,61 Cent pro Minute. SMS dürfen maximal 7,14 Cent kosten. Der Kostendeckel ist bis Mai 2024 befristet, die EU arbeitet derzeit an einer Verlängerung. Gegebenenfalls sinkt der Preis pro Minute künftig weiter ab.
📱 Gibt es eine Preisgrenze für Telefonate außerhalb der EU?
Die Preisgrenze gilt nur innerhalb der EU. Weltweit können je nach Zielland hohe Kosten pro Minute anfallen.
🤷♀️ Wie kann ich beim Telefonieren ins Ausland sparen?
Viele Provider bieten gesonderte Auslandspakete für die weltweite Telefonie an. Daneben lohnt es sich, Messenger wie WhatsApp, Threema oder Skype zu nutzen. Bei der Telefonie über’s Internet fallen normalerweise keine Kosten an, abgesehen von Deinem Tarif (Datennutzung). Call by Call und Callthrough haben durch die Internettelefonie an Bedeutung verloren.