Bildschirmzeit und Augengesundheit: Beeinflussen Smartphone und Co. die Sehkraft?
Nur ganz kurz mal bei Social Media reinschauen und schon ist eine Stunde rum – mindestens! Bloß schnell nach einem Life-Hack bei YouTube suchen und plötzlich sind wir bei Videos mit Hasen in niedlichen Kostümen gelandet – wie konnte das denn passieren?
Schnell schießt uns ein altbekannter Satz aus der Kindheit in den Kopf; „Schau nicht zu lange Fernsehen, sonst werden Deine Augen noch rechteckig!“ Mittlerweile sollte er wohl eher auf Computer und Smartphones umgemünzt werden, doch im Kern passt er dennoch.
Immer wieder heiĂźt es, zu viel Bildschirmzeit sei ungesund fĂĽr die Augen. Sie wĂĽrde sie austrocknen und die Sehkraft verschlechtern. Aber ist das wirklich so? Wir haben verschiedene Studien und Expertenmeinungen fĂĽr Dich durchforstet und fassen in diesem Beitrag die Ergebnisse fĂĽr Dich zusammen.
Das Wichtigste in KĂĽrze
- Bei zu hoher Bildschirmzeit besteht Gefahr auf Kurzsichtigkeit, vor allem bei Kindern.
- Auch trockene, juckende Augen sind oftmals ein Problem.
- Direkt in den Einstellungen Deines Smartphones kannst Du Deine Bildschirmzeit nachverfolgen.
- Dort findest Du außerdem verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, sie zu minimieren.
- Wer beruflich viel vor PC und Smartphone sitzt, kann seinen Augen dennoch mit kleinen Tricks etwas Gutes tun.
Der Einfluss der Bildschirmzeit auf Deine Sehkraft

(Bild: pixabay)
Das Risiko der Kurzsichtigkeit
Um genauer nachvollziehen zu können, inwiefern Smartphone, Laptop und Co. Deine Sehkraft beeinflussen, ist ein Blick in die Anatomie des Auges notwendig. Je nachdem, was Du gerade anvisierst, wechseln Deine Augen zwischen Nah- und Fernsicht. An eine nahe „Einstellung“ über lange Zeiträume hinweg sind die runden Augäpfel nicht gewöhnt. Deshalb passen sie ihre Form mit der Zeit immer weiter an und sie werden leicht oval.
Infolgedessen verändert sich auch die Krümmung der Linse – alle Brillenträger kennen das – und damit auch die Fähigkeit des „Scharfstellens“. Auf die Nähe siehst Du dank der veränderten Form etwas besser, auf die Ferne allerdings schlechter: Kurzsichtigkeit entsteht.
Trockene und erschöpfte Augen
Schaust Du über einen langen Zeitraum hinweg auf einen Bildschirm, verfällst Du schnell in ein Starren. Dabei sind Deine Augen darauf ausgelegt, Dinge in verschiedenen Entfernungen anzuvisieren und zu verfolgen. Die kleinen Muskeln, die hinter Deinen Augen sitzen, sind nicht für ein solches Starren geschaffen und können deshalb schneller als gewöhnlich ermüden.
Eine weitere Folge dieses Starrens ist, dass Du weniger blinzelst und das vollkommen unabsichtlich. Damit entziehst Du Deinen Augen allerdings Feuchtigkeit und sie fangen unter Umständen an zu jucken und zu brennen. Eigentlich blinzelst Du zehn bis 15 Mal pro Minute, beim Blick auf einen Bildschirm halbiert sich die Zahl im Schnitt aber – und das macht sich natürlich irgendwann bemerkbar.
Wie schädlich ist das blaue Licht des Bildschirms?
Blaulichtfilterbrillen werden immer beliebter. Sie filtern – Überraschung – Blaulicht und das je nach Modell sogar um bis zu 40 Prozent. Sie sollen hauptsächlich dann sinnvoll sein, wenn Du beobachtest, dass Deine Augen vor dem Bildschirm schnell trocken und müde werden. Das suggeriert, das kühle Licht, das von Displays ausgeht, sei schädlich. Aber stimmt das wirklich?
Die Berliner Augenärztin Andrea Lietz-Partzsch ordnet das Ganze im Gespräch mit der Apotheken-Umschau folgendermaßen ein:
Zu viel Bildschirmzeit sei zwar eine Belastung für die Augen, das läge aber nicht vorrangig am blauen Licht, sondern vielmehr am Starren auf den Bildschirm an sich sowie dem reduzierten Blinzeln, das damit einhergeht.
Nichtsdestotrotz gibt es zahlreiche Erfahrungsberichte, die von einem positiven Effekt der Blaulichtfilterbrillen erzählen.
Worauf Blaulicht aber tatsächlich negativen Einfluss nehmen kann, ist Deine Melatoninproduktion. Ist diese gestört, beeinträchtigt das Deinen Schlaf. Dein Smartphone kann Dir aber auch helfen, einzuschlafen, und zwar mithilfe verschiedener Einschlaf-Apps, die wir Dir in einem anderen Beitrag genauer vorstellen.
Mit diesen Tipps reduzierst Du Deine Bildschirmzeit
Jemand scheint die Uhr vorgedreht zu haben. Eigentlich hast Du Dein Smartphone doch gerade erst in die Hand genommen, aber plötzlich ist eine halbe Stunde um.
Klingt nach Dir? Wenn Du dem ein Ende setzen und Deine Augen schonen möchtest, dann achte auf Deine Screentime. Dein Smartphone – egal, ob Android oder iOS – hilft Dir sogar dabei und das ohne extra App!
Öffne dafür Deine Einstellungen. Hast Du ein iPhone, dann scrolle runter zur Schaltfläche „Bildschirmzeit“. Dort wird Dir Dein Tagesdurchschnitt angezeigt. Außerdem hast Du an dieser Stelle die Möglichkeit, bildschirmfreie Zeit einzuplanen. Entweder, Du beginnst sofort und lässt sie bis zum nächsten Tag laufen, oder Du stellst einen Zeitraum Deiner Wahl ein.
Auch App-Limits kannst Du hinzufügen. Du wählst einfach eine App aus und gibst dann ein, wie lange am Tag Du sie maximal nutzen möchtest – Du kannst sogar jeden Wochentag individuell einstellen. Fünf Minuten, bevor das Limit abläuft, bekommst Du eine Mitteilung. Dann liegt es an Dir, ob Du Dein Smartphone wirklich zur Seite legst oder nicht.
Und noch eine hilfreiche Funktion findest Du in den Einstellungen unter „Bildschirmzeit“: die Bildschirmentfernung. Dein Smartphone fordert Dich bei Bedarf auf, es weiter weg von Deinem Gesicht zu halten, und empfiehlt Dir einen Abstand von 30 Zentimetern.
Hast Du ein Android-Smartphone, dann findest Du in den Einstellungen den Punkt „Digitales Wohlbefinden“, „Digital Balance“ oder „Digital Wellbeing“. Die genaue Bezeichnung kann von Gerät zu Gerät abweichen. Doch egal, wie der Unterpunkt bei Dir nun bezeichnet wird, Du findest dort genaue Informationen über Deine gesamte Bildschirmzeit sowie Angaben darüber, wie lange Du einzelne Apps nutzt. Auch eine Wochenübersicht steht Dir zur Verfügung.
Du kannst außerdem den Schwarz-Weiß-Modus aktivieren. Wie genau das funktioniert, erklären wir Dir in einem weiteren Beitrag.
Arbeit an Smartphone und PC: So schonst Du Deine Augen

(Bild: pixabay)
In gewissen Jobs lässt es sich einfach nicht vermeiden, lange Zeit vor dem PC zu sitzen oder das Smartphone regelmäßig zu nutzen – wir Handyhasen können davon natürlich auch Lieder singen. Da bleibt uns also nur eins: Das Ganze möglichst augenschonend gestalten. Wir haben ein paar wertvolle Tipps für Dich zusammengestellt, die wir auch selbst anwenden!
Mehr Abstand zum Bildschirm
Gerade, wenn es um das Thema Kurzsichtigkeit geht, spielt der Abstand zum Bildschirm eine wichtige Rolle. Im Idealfall sitzt Du eine gute Armlänge davon entfernt. Die Techniker Krankenkasse beispielsweise empfiehlt einen Abstand von 45 bis 80 Zentimetern. Ist Dein Monitor größer als 17 Zoll, rät sie sogar zu einer noch größeren Entfernung.
Einfach mal blinzeln
Ja, Du hast richtig gelesen. Starrst Du lange auf einen Bildschirm, vergisst Du gern mal das Blinzeln, ohne es zu bemerken. Genau deshalb trocknen die Augen gut und gern mal leicht aus und fangen an, zu jucken und zu brennen. Augentropfen können an dieser Stelle natürlich auch helfen.
Fenster-Wecker stellen
Klingt komisch, kann aber tatsächlich helfen! Da es vorrangig der geringe Abstand zum Bildschirm ist, der die Augen belasten kann, bedarf es eines Wegs, das Ganze etwas auszugleichen. Regelmäßig in die Ferne schauen!
Stelle Dir etwa einen Timer, der immer zur vollen Stunde klingelt. Und dann schaust Du zwei Minuten aus dem Fenster. Deine Augen können sich kurz etwas erholen und zwischendurch immer wieder auf Ferne „einstellen“. So kannst Du der bereits beschriebenen Verformung der Augäpfel etwas entgegenwirken.
Das Smartphone als Risikofaktor fĂĽr Kinderaugen
Wenn eine lange Bildschirmzeit selbst die voll entwickelten Augäpfel von Erwachsenen in ihrer Form verändern kann, ist der Einfluss auf Kinderaugen sicherlich ebenfalls ein Problem.
Diese Frage beantwortet die Deutsche Ophtalmologische Gesellschaft, kurz DOG, mit klaren Worten und stellt klar, „dass Kurzsichtigkeit zu rund 50 Prozent vom Lebensstil beeinflusst wird.“ Dazu gehört natürlich auch die Nutzung von Smartphone, Tablet und Co.
Starren sie lange auf nahe Displays, kann sich auch im jungen Alter der Augapfel verlängern. Ist das einmal geschehen, kann es nicht mehr rückgängig gemacht werden. Betroffene Kinder bleiben dann also ein Leben lang kurzsichtig.
Aber nicht nur die Nähe des Displays stellt einen Risikofaktor dar. Hinzu kommt, dass es „platt“ ist. Die Augen wechseln nicht zwischen Nah- und Fernsicht, wodurch die Entwicklung des räumlichen Sehvermögens leiden kann. Laut der DOG steigt damit das Risiko, dass Kinder schielen und deshalb ebenfalls unscharf sehen.
Smartphone gesund nutzen: Tipps fĂĽr Eltern
Muss es gleich ein Smartphone-Verbot sein? Nein, natĂĽrlich nicht. Auch Experten sind sich einig, dass das absolut nicht notwendig ist. Allerdings geben sie Empfehlungen, welche Zeitspanne fĂĽr welche Altersgruppe unproblematisch ist:
- Vier- bis Sechsjährige: maximal 30 Minuten
- Sieben- bis Zehnjährige: maximal 60 Minuten
Dabei unterscheiden sie zwischen den kleinen, nah gehaltenen Displays von Smartphone und Tablet und etwas weiter entfernten Bildschirmen, wie dem Fernseher. Letzterer sei laut den Ärzten der DOG weniger problematisch.
Gibst Du Deinen Kindern hin und wieder Dein eigenes Handy in die Hand, kannst Du außerdem Apps sperren, die dazu verleiten, sich darin zu verlieren. Wie das funktioniert, zeigen wir Dir in einem weiteren Artikel. Dort geben wir Dir auch Tipps, wie Du gewisse Apps verstecken kannst – ein guter Trick, um die Screentime zu reduzieren, denn Zeitfresser sind so nicht dauerhaft auf dem Home-Screen sichtbar und in Sekundenschnelle aufgerufen.
Bildschirmzeit und Sehkraft: ein Fazit
Gerade beruflich lässt sich eine lange Bildschirmzeit oftmals nicht vermeiden. Etwas aufatmen können allerdings auch Poweruser, denn so hochgradig gefährlich, wie oftmals suggeriert wird, sind Bildschirme nicht. Was das Blaulicht betrifft, gibt die Forschung sogar fast schon Entwarnung.
Damit möchten wir das gesundheitliche Risiko, das von einer langen Bildschirmzeit ausgehen kann, keinesfalls relativieren, aber andererseits auch nicht überspitzen.
Um Deine Augen möglichst gut zu schonen, empfehlen wir Dir, unsere Tipps umzusetzen und Deine Bildschirmzeit nicht bis ans Äußerste auszudehnen. Denn Vorsorge ist bekanntlich besser als Nachsorge.
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