Der Brexit und Roaming – vorerst keine Kosten für EU-Bürger*innen
Inhaltsverzeichnis
Brexit und Roaming: Auch 2022 ohne Zusatzkosten
Der Brexit kann zu hohen Roaming-Gebühren im Großbritannien-Urlaub sorgen. Die Netzbetreiber geben jedoch vorerst Entwarnung: Die meisten Tarife kommen auch 2022 ohne Zusatzkosten für das Roaming in Großbritannien aus.
Handyhase hat nochmal nachgeschaut, wie die einzelnen Provider das mit dem Brexit handhaben:
Brexit: Keine Zusatzkosten bei Telekom und Vodafone
Grundsätzlich sind die anfallenden Roaming-Gebühren bzw. das im EU-Ausland nutzbare Datenvolumen abhängig von Deinem Mobilfunkvertrag.
Die Telekom und Vodafone werden Großbritannien auch künftig frei von Roaming-Gebühren halten. »Vorerst unverändert«, heißt es beispielsweise bei der Telekom. Und Vodafone will »zunächst« nichts ändern. Gut so, denn wer Roam Like at Home bei Vodafone als Option dazubucht, zahlt 5,99 € pro Tag, um den Tarif im Urlaub wie im Inland zu nutzen (bspw. in der Schweiz).
Großbritannien fällt damit ins regulierte EU-Roaming, genau wie Nicht-EU-Länder wie Norwegen, Island und Liechtenstein, die Teil des Europäischen Wirtschaftsraums sind (EWR). Brexit-Roaming ist also nicht (mehr) zeitlich befristet. Sondern dauerhaft möglich, wobei sich Telekom und Vodafone das Streichen von Großbritannien aus dem regulierten Roaming vorbehalten.
Beachte dabei: Es kann auch von der Konfiguration Deines Vertrags abhängen, ob EU-Roaming inkludiert ist. Das regulierte EU-Roaming (»Roam like at home«) ist der Standard. Es kann jedoch eine abweichende Option gebucht sein.
Hast Du noch einen Laufzeitvertrag von vor 2017, informiere Dich vorsichtshalber bei Deinem Anbieter vor einem Besuch auf der Insel. Nicht immer passt die gebuchte Roaming-Option zu einer Reise nach England.
Brexit Roaming bei o2 und 1&1: Entwarnung bis Ende 2022
o2 und 1&1 versprechen Brexit Roaming nur bis Ende 2022 und machen darüber hinaus noch keine Angaben. Es fehlen schlicht Anschlussverträge mit Partnern in Großbritannien.
Die sog. »Weltzonen«, in die Länder beim Roaming einsortiert werden, gliedern sich nach den Verträgen, die die Mobilfunkbetreiber mit den Ländern haben.
Auf der 1&1 Infoseite heißt es dazu:
»Diese Übergangsregelung wird zunächst befristet bis 31. Dezember 2022 aufrechterhalten.«
Und o2 schreibt auf der Roaming-Infoseite:
»Für Großbritannien wird trotz Ausscheidens aus der EU bis zum 31.12.2022 weiterhin nur der Preis gem. Zone 1 (EU-reguliert) abgerechnet (Verlängerung vorbehalten).«
o2 Brexit Roaming: Hohe Zusatzkosten bei Wechsel in Weltzone 2 (Beispiel)
o2 hat die Regelung zum Brexit Roaming also bis Ende 2022 befristet. Was auch bedeutet: Hohe Zusatzkosten sind möglich, wenn Du beim Roaming in England, Schottland, Wales oder Nordirland in die Weltzone 2 rutschst.
54 Cent pro Minute, 23 Cent pro Megabyte, diese Preise machen sich auf Deiner Handyrechnung deutlich bemerkbar.
Wir haben das mal beispielhaft für Dich durchgerechnet:
- Der Kostendeckel greift ab 59,90 €, dann wirst Du auf maximal 2 kBit/s. gedrosselt, also quasi auf eine nicht vorhandene Geschwindigkeit.
- Bedeutet: Bis der Kostendeckel greift, kannst Du maximal knapp 260 MB verbrauchen.
- → Vorsicht also beim unbedachten Streaming oder auf Social Media. Die Daten sind wirklich schnell verbraucht.
Preise im regulierten EU-Roaming-Tarif „o2 Roaming Basic“ als Beispiel | Zone 1 (EU) | Zone 2 | Zone 3 | Zone 4 |
---|---|---|---|---|
Anrufe nach Deutschland und in derselben Zone | Inlandspreis | 0,54 € | 1,49 € | 2,49 € |
Eingehende Anrufe | 0,00 € | 0,26 € | 0,69 € | 1,59 € |
SMS-Versand | Inlandspreis | 0,39 € | 0,39 € | 0,39 € |
Datennutzung | Inlandspreis; gedeckelt bei 59,50 € pro Abrechnungszeitraum; Drossel ab 250 MB und erneut ab 260 MB | 0,23 € / MB; gedeckelt bei 59,50 € pro Abrechnungszeitraum; Drossel ab 250 MB und erneut ab 260 MB | 4,99 € / 50 MB (24 h) „Data Pack World“ |
4,99 € / 50 MB (24 h) „Data Pack World“ |
Das heißt im Klartext: GB könnte hier 2023 in die Weltzone 2 (Andorra, Gibraltar, Isle of Man & Schweiz) rutschen und damit fallen für einen Besuch im Königreich – ohne Buchung eines gesonderten Tarifpakets – wieder Gebühren für Telefonie/SMS/Daten an. Das Prinzip gilt für alle Provider aus dem Netz, wie z.B. Blau (bei abweichenden Kosten für bspw. Telefonie).
Hohe Roaming Gebühren durch Brexit nach wie vor möglich
Die Übersicht bildet den aktuellen Stand ab. Möglich sind jedoch hohe Roaming Gebühren durch den Brexit – strenggenommen fällt Großbritannien eben nicht mehr ins EU-Roaming. Norwegen, Liechtenstein und Island sind aber eben auch nicht Teil der EU, jedoch vom Roaming abgedeckt.
Einige Provider bieten außerdem Sonderkonditionen für die Schweiz. Und auf dem Westbalkan entsteht aktuell ein eigener Roaming-Verbund. Ausnahmen bestätigen also wieder einmal die Regel. Und es bleibt zu hoffen, dass die bisherigen Roaming-Regelungen für Großbritannien verlängert werden.
Unbedingt Roaming Gebühren beim Provider checken
Im Endeffekt ist es wieder sinnvoll, auf die Willkommens-SMS beim Länderwechsel aus der EU heraus zu achten. In der SMS teilt Dir der jeweilige Vertragspartner Deines Heimatnetzes – oder Dein Provider selbst – mit, was für Kosten und Freivolumen auf Dich zukommen und was für Buchungsoptionen Du hast, die günstiger ausfallen können als die Standardregelung.
Tipp: Bei der Prepaid-eSIM von sipgate (ehem. simquadrat) und allen anderen Mobilfunkangeboten von sipgate gehört das Vereinigte Königreich nach wie vor zur Zone 1 und es gelten die entsprechenden EU-Roaming-Bestimmungen, die dem gebuchten Inlandstarif entsprechen; es fallen keine zusätzlichen Kosten an.
In Sachen Roaming nach dem Brexit gibt es also nach wie vor keine endgültige Regelung, vieles läuft unter Vorbehalt – wir halten Dich in diesem Beitrag auf dem Laufenden.