Die Amiva Spendentarife geben Anlass zur Kritik
Die Amiva-Spendentarife wurden eingestellt. In bestehenden Tarifen kann die Spendenoption nach wie vor genutzt werden. Als Alternative setzt Amiva jetzt auf Windkraft:
Ab sofort investiert Amiva in Windenergie und produziert seinen eigenen sauberen Strom. FĂĽr jeden neu abgeschlossenen Amiva-Tarif erzeugt Amiva doppelt so viel grĂĽne Energie, wie die Kund:innen mit ihrer Handynutzung Strom verbrauchen.
Amiva Spendentarife – leider überflüssig?!
GrĂĽner Mobilfunk ist laut Netzbetreibern und Providern ja durchaus wichtig. Dass es mit der Nachhaltigkeit jedoch eine schwierige Kiste ist, liegt in der Natur der Sache. Einige Provider versuchen es mit dem grĂĽnen Anstrich also, anders als WEtell, ĂĽber das Konzept der Spendentarife.
Bekanntes Beispiel sind die Amiva-Angebote, ehemals unter der Bezeichnung Tele2 vermarktet. Mobilfunk mit Herz und VerantwortÂung heiĂźt es auf der Startseite von Amiva. Die Rede ist von fairbinden, das Angebot wird als Amiva Spendentarife vermarktet. Und der Internetauftritt ist mit reichlich Pathos aufgeladen.
GlĂĽckliche Generationen, brummende Bienen und notorisch-gutgelaunte Chefs. Idyllisch. Vor allem, weil ein Teil der Tarifkosten an Organisationen wie die Tafel oder „Deutschland summt“ gespendet wird.
Dennoch spielen die Tarife eine untergeordnete Rolle bei uns im Tarifvergleich. Denn weder der Preis, noch die Möglichkeit, durch Spenden Gutes zu tun, können uns in diesem Fall überzeugen. Die Spende suchen wir tatsächlich mit der sprichwörtlichen Lupe.
Zu teuer, zu wenig Leistung im Amiva Spendentarif
Der klassische Amiva Spendentarif kommt mit 2 GB bis 40 GB Datenvolumen, gespendet werden mit je 1 € also zwischen 2,9 und 10 Prozent der monatlichen Grundgebühr.
Hier sollte klar sein: Auch mit der 1-€-Spende bist Du viel zu teuer unterwegs. 2 GB für 10 €, das ist im Vergleich mit anderen Tarifen im Vodafone-Netz (bspw. SIMon mobile mit 12 GB für 8,99 € oder allmobil mit 10 GB für 7,99 €, aktionsweise sogar mit Cashback) tatsächlich ein Witz.
Amiva: Ein WEtell ohne Gemeinwohl
Interessant dazu zu wissen: Amiva bzw. ehemals Tele2 ist Kooperationspartner der WEtell-Handytarife. Anders als Amiva arbeitet WEtell gemeinwohlorientiert, hat sich z.B. neben Klimaschutz auch Transparenz auf die Fahnen geschrieben.
Du bekommst bei WEtell quasi Amiva-Handytarife. Nutzt Du den WEtell-Fairstärker, kannst Du den Tarifpreis sogar reduzieren – und liegst damit dann genau auf dem Niveau von Amiva, nur dass Letztere eben nicht gemeinwohlorientiertes Arbeiten im Fokus haben und deutlich weniger fairbinden als das Original.
Amiva GigaMobil spendet zwischen 1,4 und 4 Prozent der GrundgebĂĽhr
Neben den klassischen Amiva-Tarifen gibt es noch die Amiva GigaMobil-Mobilfunktarife, die wenig überraschend ein genaues Abziehbild der Vodafone GigaMobil Angebote sind und dementsprechend mit 5G vermarktet werden. Egal, welcher Tarif: In der Grundgebühr ist eine monatliche Spende in Höhe von 1 € enthalten.
Die Grundgebühr liegt zwischen 25 € und 70 € im Monat. Bedeutet: Zwischen 4 und 1,4 Prozent der monatlichen Grundgebühr wird gespendet. Dafür bekommst Du tatsächlich nur wenig für Dein Geld. Das zeigt sich insbesondere im direkten Vergleich mit dem Vorbild, Vodafone GigaMobil.
Denn die Grundgebühr bei Amiva fällt tatsächlich höher aus, als die Grundgebühr beim Original von Vodafone. Das rechtfertigt kaum die monatliche Spende von 1 €.
- Kurzum: Die Tarife sind teurer als vergleichbare Angebote, obwohl Amiva betont, selbst 1 € monatlich als Spende beizusteuern.
- Selbst mit dem Wechselbonus von Amiva (aktionsweise 50 €) rechnet es sich nicht.
- Immerhin: Seit November 2023 sind die Tarife S sowie M mit mehr Datenvolumen versehen und schlieĂźen damit zum Vorbild Vodafone auf.
- Der Vodafone GigaMobil S kostet mit 24 GB Datenvolumen beispielsweise aktuell 31,99 € im Monat, bei beiden Tarifen entfällt der Anschlusspreis.
Aber schau Dir die Tarife im Bild unten einmal genauer an:
Das Original von Vodafone ist gĂĽnstiger
Der Vodafone GigaMobil M bietet dagegen normalerweise 25 GB für 49,99 € monatlich. Schon seit geraumer Zeit gibt es für weniger Geld sogar doppelt so viele Daten: 50 GB sind für 39,99 € erhältlich.
Hier hat Amiva im November vergangenen Jahres löblicherweise nachgezogen, bietet statt 25 GB nun 50 GB an – was den GigaMobil-L-Tarif (den es so bei Vodafone nicht gibt) tatsächlich überflüssig macht.
- 45 € bzw. sogar 55 € für 50 GB im Amiva GigaMobil M Tarif, das ist deutlich mehr als die monatliche 1-€-Spende rechtfertigt.
- Auch der XL-Tarif mit unbegrenzt Datenvolumen ist bei Vodafone rund 6 € im Monat günstiger.
Kurzum: Viel mehr mĂĽssen wir wohl nicht zur Preisstruktur bei Amiva sagen: Zu teuer! Aber es geht noch weiter …
Bäume pflanzen, imkern für die Umwelt
… Nun, magst Du jetzt vielleicht einwerfen, Amiva leitet ja nicht nur Spenden weiter, sondern ist vorgeblich selbst nachhaltig unterwegs. Bäume pflanzen fĂĽr das Klima, ist das etwa nichts?
Klar, das ist löblich, rechtfertigt aber unserer Meinung nach nicht den Aufpreis bei den Tarifkosten. Denn auch Vodafone engagiert sich ähnlich, etwa durch eine Kooperation mit Plant Tree (November 2022). Und sich von Influcerinnen das Imkern zeigen lassen … naja. Auch hier hat Vodafone eigene Lösungen parat, etwa smarte Sensorik und eine Bienenwaage.
Das alles klingt reichlich kleinlich und wir wollen das Engagement fĂĽr das Klima auch nicht kleinreden, keinesfalls!
Fazit: Amiva ĂĽberzeugt uns nicht!
Es bleibt eben nur die Frage offen: Warum Amiva, wenn ich bei anderen Providern ein besseres Gesamtpaket bekomme und wesentlich mehr Budget für eine monatliche oder jährliche Spende übrig habe? Um tatsächlich überzeugen zu können, braucht es schon ein größeres Leistungspaket: Bessere Preise oder eine tatsächlich überzeugende nachhaltige Strategie wie sie eben die WEtell-Tarife liefern.
Mal ehrlich: Dann lieber einen wirklich gĂĽnstigen Tarif abschlieĂźen und die Differenz (z.B. 5 Euro pro Monat) an Tafel, Deutschland summt oder eine andere Initiative spenden.
- Um jetzt mit etwas Positivem abzuschließen: share-mobile macht das Ganze ein wenig besser: Prepaid, bestes D1-Telekom-Netz, 6 GB Datenvolumen inkl. Allnet-Flat für 10 € im Monat. Deutlich besser als die mickrigen 2 GB für einen Zehner bzw. 5 GB für 25 €, wie sie Amiva liefert!
- überfällig
- Spende für die Förderung digitaler Lernprogramme
- überfällig
- Spende für die Förderung digitaler Lernprogramme
Oliver 10.07.2024, 11:09
Ich finde, der Zusammenhang zwischen Spende und Leistung kann überhaupt nicht so hergestellt werden wie ihr das hier tut. Die Tarife bei Amiva kosten mit/ohne Spende gleich viel. Man muss nicht spenden, wenn man nicht will. Und die Produkte sind tatsächlich ziemlich teuer. Genau wie die von Wetell. Allerdings muss ich als Telekom-Kunde sagen, dass ich viel mehr zahle, aber weniger Volumen habe und ansonsten auch nicht mehr bekomme. Beide Markenauftritte sind überhaupt nicht mein Ding, aber ich erkenne an, dass sie wichtige Themen adressieren und sich als Unternehmen engagieren. Das ist wenigstens kein Greenwashing, was im Vergleich übrigens preisewerter wäre.
Leo 16.05.2024, 14:33
Hmm, ich finde diesen Artikel schwierig. Über die grundsätzliche Kritik kann man sicher gut streiten, aber der Vergleich mit Wetell wirkt ja wie versteckte Werbung, dazu hinkt der Vergleich massiv. Im Endeffekt gibt es kaum einen Unterschied zwischen den beiden Unternehmen (Im Bereich Nachhaltigkeit setzt Amiva auf Windparks, Wetell auf Solar). Bei Amiva kritisieren Sie den Preis, bei Wetell ist der höhere Preis plötzlich fair. Zusätzlich empfehlen Sie den "Fairstärker" bei Wetell auszunutzen, wo andere Menschen freiwillig mehr zahlen um diejenigen zu unterstützen, die weniger Geld zur Verfügung haben. Dieses System auszunutzen ist meiner Meinung nach höchst egoistisch und sehr weit weg von "fair".
Daniel 16.05.2024, 18:34
Hallo Leo,
danke für Deinen ausführlichen und differenzierten Kommentar! Etwas scheint jedoch missverstanden worden zu sein: Wir kritisieren sowohl bei Amiva als auch bei Wetell die höheren Preise. In keinem unserer Artikel auf handyhase.de konnte ich nachlesen, dass wir die Preise "fair" finden. Und es gibt auf unserer Seite auch keine Empfehlung, den "Fairstärker" von Wetell auszunutzen. Vielleicht hast Du dies auf einer anderen Webseite gelesen. Wir erklären lediglich das Prinzip. Wörtlich heißt es:
"Sind Dir die WEtell-Tarife doch zu teuer, kannst Du den FAIRstärker nutzen. Aktivierst Du diesen, kannst Du die Tarife für 5 Euro weniger pro Monat nutzen.
Das Ganze funktioniert gemeinschaftlich und damit auch umgekehrt: Steht Dir ein mehr als ausreichendes Budget zur Verfügung, kannst Du die Grundgebühr um 1 Euro, 2 Euro oder sogar 5 Euro pro Monat erhöhen. Du zahlst dann mehr, um anderen den FAIRstärker zu ermöglichen."
Dass zwischen "nutzen" und "ausnutzen" ein Unterschied liegt, wussten schon die alten Lateiner: "uti, non abuti".