Tempo, Kosten, Strahlung, Erreichbarkeit

Festnetz vs. Handy, oder auch: Warum ein Handy statt Festnetzanschluss nicht immer ausreicht

Das mit dem Smartphone läuft so super, kannst Du da nicht den Festnetzanschluss abschaffen? Warte mit der Entscheidung, bevor Du das hier gelesen hast.
Symbolbild mit Text: Menschen zucken mit den Schultern und fragen sich, ob sie nur noch das Handy nutzen und den Festnetzanschluss abschaffen sollten.

Nur das Handy nutzen und den Festnetzanschluss abschaffen? Es gibt Gründe für die Kombination aus Beidem (Bild/Montage: Nadine Hagemann)

Viele Menschen mögen sich fragen, ob sie den Festnetzanschluss abschaffen können.

Schließlich ist das Smartphone immer griffbereit, die Handy-Sprachqualität meist gut und das mobile Surfen im Internet prinzipiell schnell. Und: Immer häufiger werden auch zu Hause Anrufe übers Handy geführt, statt über das schnurlose Mobilteil, das auf dem Telefontisch verstaubt.

Da stellen sich die Fragen: Reicht nicht der Mobilfunktarif? Kannst Du das Festnetztelefon nicht einfach abschaffen?

Die kurze Antwort: Ja, vielleicht.

Aber es gibt auch noch gute Gründe, Festnetz und Mobilfunk zusammen zu nutzen. Welche Gründe das sind, ist die längere Antwort. Und die findest Du im Folgenden.

Was unterscheidet Festnetz vom Mobilfunk?

Vielleicht wunderst Du Dich: „Hä, ich habe für mein Smartphone doch ein festes Netz gebucht. Ist das dann nicht Festnetz?“ Nein, da gibt es einen technischen Unterschied.

Kurz zu Erinnerung: Das Signal für Dein Telefon und Internet zu Hause kommt über ein Kabel ins Haus, das fürs Handy von einem Sendemast in der Nähe. In der Praxis bedeutet das:

  • Für das, was man einen Festnetzanschluss nennt, brauchst Du eine Kabelbuchse in der Wand. Dort endet ein Kabel aus Kupfer für den Telefon- oder TV-Anschluss. Noch seltener handelt es sich um ein Glasfaserkabel.
  • Das Signal für Internetdaten leitet der Festnetzanschluss über einen WLAN-Router zu Deinem Smartphone oder andere Geräte. Das Signal für Sprache gelangt per Kabel zu einer Basisstation, die es meist per DECT-Funk an ein schnurloses Telefon leitet. Zum Beispiel ist in WLAN-Routern vom Typ FRITZ!Box eine DECT-Basis meist integriert, sodass du keine separate Kiste brauchst.

Festnetzanschluss abschaffen? In diesen Fällen lieber nicht

Vielleicht bist Du mit dem, was Dir die Telefonie-Optionen Deines Smartphone-Tarifs bieten, vollkommen zufrieden und Du vermisst darüber hinaus im Alltag nichts. Das ist prima. Trotzdem schadet es nicht, die Festnetztelefonie zu behalten. Je nach Situation, kann es sich sogar als Vorteil erweisen.

Bei Kombi-Angeboten keine zusätzlichen Kosten

Die Hoffnung auf eine Kostenersparnis ist ein häufiger Grund, den Festnetzanschluss abschaffen zu wollen. Vor allem dann, wenn Du gutes Geld für deinen Mobilfunktarif bezahlst und das Festnetztelefon nicht nutzt. Unter der Annahme, dass Du aber trotzdem einen Internetanschluss (bspw. DSL) zu Hause brauchst, kannst Du beim Verzicht auf die Telefonie in der Praxis kaum sparen.

  • Es gibt generell nur wenige Provider, die Internet ohne Telefon anbieten. Oft sind das regionale Anbieter mit wenig Schnäppchenpotenzial. Seltener gibt es das auch von den Netzriesen, etwa von Vodafone mit dem Tarif namens GigaZuhause Basic. Hingegen der Klassiker, die Telekom, bündelt Internet immer mit Telefonie.
  • Immer öfter bieten Provider wie die Telekom mit MagentaEins, Vodafone mit der GigaKombi und o2 mit dem Kombi-Vorteil sogenannte Kombi-Pakete aus Festnetz und Mobilfunk. Außer Handy sowie Internet und manchmal auch Fernsehen ist dann meist auch die Telefonie für zu Hause eine Standardleistung.
  • Die Festnetztelefonie ist dabei nur ein ganz kleiner Kostenpunkt. Da ist dann gar nicht so viel vorhanden, was sich sparen ließe.

Buchst Du eines der genannten Kombi-Pakete, bist aber mit dem Mobilfunkempfang zufrieden – dann lass die Festnetztelefonie einfach ungenutzt und stöpsele kein DECT-Telefon in die Buchse. Einen preislichen Unterschied macht es nicht.

Sondernummern sind im Festnetz günstiger

Was die Nutzungsgebühren für normale Telefonanrufe betrifft, ist der Fall klar. Bei Handy-Tarifen gibt es ebenso wie für die Festnetztelefonie Flatrates für Anrufe ins deutsche Netz und als Zubuchoption auch ins Ausland.

  • Aber: Dann gibt es ja noch Sonderrufnummern von Hotlines. Und die verlangen oft höhere Preise für Anrufe aus dem Mobilfunknetz.
  • Nur wenige Hotline-Anrufe genügen und Dein Wunsch, den Festnetzanschluss abschaffen zu wollen, wäre am falschen Ende gespart.

Günstiges schnelles Internet ohne Datendrossel

Nächster Aspekt: schnelles Internet. Klar, mit 5G können Smartphones auch schnell surfen und in Mobilfunktarifen ist mitunter auch jede Menge Datenvolumen inkludiert.

Allerdings gilt:

  • Für ausdauerndes Streaming von Videos und Musik in hoher Qualität oder gar fürs Cloud-Gaming reicht das in vielen Handy-Tarifen inkludierte Datenvolumen nicht. Die Datendrossel würde sehr schnell den Spaß ruinieren. Im Unterschied dazu ist bei Festnetzanschlüssen das Highspeed-Datenvolumen unbegrenzt.
  • Es gibt zwar auch für Smartphones immer häufiger Tarife mit unlimitiertem Datenvolumen, doch die Preise sind oft höher als bei einem Festnetz-Tarif. Für schnelles unbegrenztes Surfen kannst Du also nicht auf den Festnetzanschluss verzichten.
  • Thema Tempo: Theoretisch ist 5G richtig schnell und genügt selbst fürs Cloud-Gaming. Doch bei dicken Wänden kann der Datendurchsatz derart einbrechen, dass es für Videocalls im Homeoffice oder Netflix-Streaming in 4K nicht reicht. Über den Festnetzanschluss im WLAN zu surfen bietet dann bessere Chancen auf schnelles Internet. Hier kommt es also ganz auf die Verhältnisse in Deinem Zuhause an.

Strahlenbelastung bei Festnetztelefonen geringer

Machst Du Dir Gedanken über die Strahlung von Handys, ist die Festnetztelefonie eine interessante Alternative.

  • Zwar senden tragbare Festnetztelefone genau wie Smartphones hochfrequente elektromagnetische Wellen aus. Das müssen sie auch, denn diese Wellen übertragen ja die Sprache. Doch die Sendeleistung von DECT-Festnetztelefonen ist viel geringer als bei den meisten Handys und Smartphones.
  • Der Sendeweg zur DECT-Basisstation auf dem Telefontisch ist einfach kürzer als bei Mobiltelefonen, deren nächster Sendemast dutzende Meter entfernt sein kann.

Ein Beispiel: Bei einem Festnetztelefon wie dem AVM Fritz!Fon X6 liegt der maßgebliche SAR-Wert unter 0,1 W/kg. Das ist bei DECT-Telefonen üblich. So einen niedrigen Wert schaffen nur die wenigsten Smartphones, meistens liegen sie mindestens fünfmal höher, also bei 0,5 W/kg. Zur Einordnung: der erlaubte Höchstwert beträgt 2 W/kg.

Offizielle SAR-Werte von Smartphones findest Du in der Datenbank des Bundesamts für Strahlenschutz. Für DECT-Telefone gibt es dort nichts. Weil diese so wenig strahlen, müssen deren Hersteller keine Werte veröffentlichen.

  • Wichtig: Nach aktuellem Stand der Wissenschaft geht auch von Smartphones keine nachgewiesene gesundheitsschädliche Strahlung aus.

Beides haben, um jederzeit erreichbar zu sein

Ist es für Dich wichtig, telefonisch uneingeschränkt erreichbar zu sein oder andere erreichen zu können, solltest Du nicht auf den Festnetzanschluss verzichten.

  • Zwar ist das Mobilfunknetz oder die Smartphone-Hardware nicht anfälliger als die fürs Festnetz. Beides kann mal ausfallen – wegen welcher technischer Probleme auch immer.
  • Aber dass beides tatsächlich gleichzeitig nicht funktioniert, ist sehr unwahrscheinlich. Eines davon geht voraussichtlich immer, das andere erfüllt dann die Rolle des Backups. Doppelt ausgestattet, bist Du auf der sicheren Seite.

Wichtig: Eine Homezone-Festnetznummer zu Deinem Handy-Tarif hinzu zu buchen, ist nicht das Gleiche. Auch diese läuft über das Mobilfunknetz. Das Risiko, nicht erreichbar zu sein, ändert sich dadurch nicht.

Telefonie für Kinder ohne Smartphone

Im Familienhaushalt ist ein Festnetzanschluss nützlich, wenn Kinder noch kein eigenes Handy oder Smartphone haben.

  • So können Kinder telefonieren, ohne dass Eltern ihr persönliches Mobilgerät aus der Hand zu geben brauchen oder gar als Vermittlungszentrale dienen müssen.
  • Die geringere Strahlenbelastung von Festnetztelefonen gegenüber Smartphones kann bei Kindern ein Vorteil sein.

Die richtige Telefonie fürs Homeoffice

Im Berufsleben sind Anrufe auf Festnetznummern noch sehr verbreitet. Daraus ergeben sich zwei Gründe, warum Du nicht auf einen Festnetzanschluss verzichten solltest.

Arbeitest Du im Homeoffice, erleichtert Dir ein Festnetzanschluss, Privates von Beruflichem zu trennen. Anbieter, die die Festnetztelefonie über das VoIP-Verfahren regeln, stellen Dir meist mehrere Telefonnummern zur Verfügung, die Du für unterschiedliche Kontakte und Klingeltöne, Stummschaltungen oder Weiterleitungen konfigurieren kannst. VoIP-Anschlüsse gibt es von üblichen Telko-Firmen wie der Telekom, aber auch von speziellen Cloud-Dienstleistern für VoiP-Telefonie.

Arbeitest Du selbstständig oder freiberuflich von zuhause, bist Du per Mobilfunk nicht schlechter erreichbar als per Festnetz. Aber erfahrungsgemäß bevorzugt es ein traditioneller Teil der Kundschaft, weiterhin eine Festnetznummer anzurufen – weil dies für einen festen Firmensitz steht und damit als seriöser gilt.

Festnetz-Tarife vergleichen

Fazit: Festnetz oder Handy? Beides!

Wer nicht oft zum herkömmlichen Schnurlostelefon greift, mag schnell zu der Auffassung kommen, den Festnetzanschluss abschaffen zu können. Doch es gibt gute Gründe, warum es sich nicht lohnt, den Anschluss abzuschaffen oder es sogar von Vorteil ist, ihn zu behalten.

Es gibt wenige Festnetzanbieter, die Internet und Telefonie trennen. Deren Tarife sind mitunter teurer als die von Anbietern, wo es beides gibt. Dann gibt es wiederum immer häufiger Anbieter, die Tarife für Festnetz und Mobilfunk kombinieren und die Ausgabe für die darin enthaltene „Zuhause-Telefonie“ nicht ins Gewicht fällt. Außerdem gilt: Unlimitiertes schnelles Internet ist im Festnetz günstiger als im Mobilfunk. Ergebnis: Hier gibt es in der Praxis kein echtes Sparpotenzial.

Wiederum einen Vorteil kann die Festnetztelefonie bieten, wenn Du häufig Hotlines mit Sonderrufnummern wählst, wenn Du ein Backup für einen möglichen Smartphone-Ausfall haben willst, wenn Du Kindern eine Telefonie-Option mit weniger Strahlenbelastung bieten möchtest oder wenn Du beruflich telefonietechnisch gut ausgerüstet sein musst.

Neuerfindung des Festnetztelefons: Orbic präsentiert ein Touchscreen-Festnetztelefon mit 10 Zoll Display sowie Android-Betriebssystem – ein moderner Twist für traditionelle Kommunikation:

@handyhase

Auf der MWC findet man wirklich alles. Damit hätten selbst wir nicht gerechnet👀 #festnetztelefon #festnetz #android #telefon #google #orbic #mwc #telekom #office #videocall

♬ Lisztomania – Instrumental – Phoenix

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Profilbild von Berti Kolbow-Lehradt
Berti ist freier Technikjournalist mit einem Her(t)z für Smartes - vom Smartphone bis zum Smart Home. Weil er dazu gerne Tipps gibt, trägt er den Beinamen "RatgeBerti" und schreibt darüber außer für die Handyhasen für viele weitere große Magazine. (Foto: Daniel Kunzfeld)
Kommentare (2)

Horst Hofmann 19.02.2024, 10:30

Hallo Berti,habe ein Glasfaseranschluss im Keller liegen.
Dafür wurden 2000,- Eur von mir bezahlt,

Nun teilte mir die Breitbandagentur des Landkreises als Netzbetreiber mit, das Vodafone in den ersten 2 -Jahren als Provider vorgesehen ist.
Kosten 48,-EUR

ist das korrekt ?

Gruss

Horst Hofmann

    Profilbild von Marcus

    Marcus 20.02.2024, 10:04

    Hallo Horst,

    das können wir Dir leider nicht beantworten. Am wenn Dir das die Breitbandagentur des Landkreises mitgeteilt hat, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass das so stimmt.

    Viele Grüße,

    Marcus – Handyhase

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